Dem Rhododendron auf der Spur
Jedes Jahr im Frühling erwacht das norddeutsche Ammerland aus seinem Dornröschenschlaf. Überall leuchtet die farbenfrohe Blütenpracht der Alpenrosen.
Etwas unruhig rollt das Trekking-Fahrrad über die rot geklinkerte Hauptstraße von Hüllstederfeld. Die wenigen hundert Meter durch den kleinen Vorort der Ammerländer Rhododendron-Stadt Westerstede sind holprig, doch bei der farbenfrohen Blütenpracht in den riesigen Vorgärten kommt eine kurze Pause gerade recht. Plötzlich schaut hinter der mächtigen Rhododendron-Hecke ein ergrauter Frauenkopf hervor, ein knappes „Moin“schallt über das leuchtende Blütenmeer. Die Hobby-Gärtnerin streift ihre Handschuhe ab und zeigt stolz auf die riesigen, rosafarbenen Dolden ihres gepflegten „Roseums Elegans“.
Überall im Ammerland leuchten die großen Blüten der „Cunningham’s White“in alten Kiefernwäldern, flankieren hellviolette „Catawbiense Grandiflorum“die Wege. Die grüne Parklandschaft liegt zwischen Ostfriesland und Oldenburg. Bereits 1784 brachte der Gartenarchitekt Carl Ferdinand Bosse die ursprünglich aus dem Himalaya stammenden Rhododendren aus Englischen Gärten mit ins Ammerland.
Wer seine Radtour im Ammerländer Hauptort Westerstede beginnt, bekommt von Martina Müller in der Baumschule Böhlje zum Einstieg einen Crashkurs in Botanik: „Zu den fast 1000 RhododendronArten gehören auch Azaleen“, erklärt die Gartenbauingenieurin.
Kurz hinter Westerstede liegt der Rhododendronpark der Familie Hobbie an der Alpenrosenstraße Nummer 7. Dort pflegt Birgit Hobbie einen Park mit mehr als 70 Hektar Fläche, Deutschlands größten RhodoWaldpark. Am Eingang blühen kleine japanische Azaleen in Knallorange und kräftigem Rosa. Dahinter ragen meterhohe Kiefern auf, unter denen sich langblättrige Rhodos ducken.
„Viele Arten lieben den Halbschatten und gedeihen sehr gut in unserem Urwald“, sagt Birgit Hobbie. Von England-Reisen und Exkursionen in den Himalaya brachte der Großvater des heutigen Eigentümers neue Arten mit, die sich auf dem Humusboden wohlfühlten, aber frostempfindlich waren. Durch Züchtungen entstanden winterharte Sorten mit neuen Wuchsformen und Blütenfarben. Etwa zweieinhalb Stunden dauert der Rundweg durch den Park.
Neben dem Hobbie-Park gibt es noch weitere Highlights, die durch den Ammerländer Rhododendron-Radweg verbunden sind. Einen Abstecher ist die Baumschule Bruns mit ausgefallenen Zuchtsorten wie „Johannes Rau“oder „Berliner Liebe“wert, auch das Gelände des Landesgartenschau von 2002 lockt mit zahlreichen bunten Alpenrosen.
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