Rheinische Post Hilden

Bonner Wahrzeiche­n gesprengt

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Das Bonn-Center existiert nicht mehr. Auf dem Gelände werden Büros gebaut.

BONN (dpa) Ein Wahrzeiche­n der alten Bundeshaup­tstadt ist verschwund­en: Mit 250 Kilogramm Dynamit wurde gestern das BonnCenter gesprengt. 1500 Löcher wurden in den Beton gebohrt, um das Gebäude gezielt zum Einsturz zu bringen. Der laute Knall ertönte um 11 Uhr – nach wenigen Sekunden lag das Bauwerk in Schutt und Asche. Eine riesige Staubwolke stieg auf und zog über Einsatzkrä­fte und zahlreiche Schaulusti­ge hinweg. Für die Sprengung galten unterschie­dlich strenge Sperrzonen; sie wurde live im Fernsehen übertragen.

Bewohner von sieben Häusern hatten ihre Wohnungen während der Sprengung verlassen müssen, zum Schutz hatte die Feuerwehr mit Wasser eine bis zu zwölf Meter hohe Nebelwand gegen die Staubwolke errichtet. Die Sprengung verlief in drei Intervalle­n: Zuerst waren Erdgeschos­s und erstes Obergescho­ss dran, dann das Treppenhau­s und Sekunden später die tragenden Kernbereic­he mit den Aufzügen.

Das Bauwerk mit einem sich drehenden Mercedes-Stern auf dem Dach war mit 60 Metern eines der höchsten Häuser im ehemaligen Regierungs­viertel. An seiner Stelle soll ein Bürokomple­x entstehen, der nach dem Bebauungsp­lan sogar 100 Meter hoch werden darf.

Ende der 60er Jahre sollte der Geschäftsk­omplex weltstädti­schen Glanz in die Bundeshaup­tstadt Bonn bringen. Kurz vor der Eröffnung besuchte 1969 der frischgeba­ckene Bundeskanz­ler Willy Brandt zusammen mit seinem Sohn Matthias das Gebäude. Man zog sogar Vergleiche zum Rockefelle­r Center in New York. Das Bonn-Center beherbergt­e Geschäfte, Restaurant­s, ein Schwimmbad, Fernsehstu­dios und ein Hotel, in dem im Laufe der Zeit viele Staatsgäst­e abstiegen.

Im Haus angesiedel­t war in den 1990er Jahren die Parlaments­redaktion der „Wirtschaft­swoche“. Auch die TV-Kollegen des Senders Sat.1 sendeten gern von der Terrasse des Gebäudekom­plexes. Im neunten Stock hatte früher auch Gregor Gysi (Linke) sein Abgeordnet­enbüro.

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FOTO: DPA Das Bonn-Center war mit 60 Metern eines der höchsten Häuser im ehemaligen Regierungs­viertel. Die Sprengung verlief problemlos.

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