Rheinische Post Hilden

Für Leverkusen beginnt der Abstiegska­mpf

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Auch unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut findet Bayer 04 nicht in die Spur. Nach dem 0:1 in Hoffenheim sind die internatio­nalen Ränge inzwischen weiter entfernt als der Relegation­splatz.

SINSHEIM Zwei Wochen ist es gerade mal her, da präsentier­te Bayer 04 Tayfun Korkut als neuen Trainer der Werkself. Als Retter auf Zeit hatte der 42-Jährige den klaren Auftrag erhalten, die kriselnde Leverkusen­er Mannschaft zurück in die Erfolgsspu­r zu führen. So sollte das von Rudi Völler erklärte „Minimalzie­l Europa League“noch erreicht werden. 14 Tage und drei sieglose Spiele später hat Völler nun auch dieses Ziel korrigiere­n müssen. „Von vorderen Plätzen zu sprechen, geht nach dem Spieltag nicht“, sagte der Sportchef von Bayer 04. Zuvor hatte sein Team mit 0:1 bei der TSG Hoffenheim verloren. „Wir müssen nach hinten gucken.“

In Leverkusen schrillen die Alarmglock­en – der Werksklub scheint im Abstiegska­mpf angekommen. Nur einen mickrigen Punkt hat das Team in den vergangene­n vier Bundesliga-Spielen geholt. Im Achtelfina­le der Champions League scheiterte es zudem erneut an Atlético Madrid, Interimstr­ainer Korkut wartet weiter auf den ersten Sieg mit Bayer 04. Der Vorsprung auf den Hamburger SV, der den Relegation­splatz belegt, ist auf vier Punkte geschrumpf­t. In der Tabelle ist Bayer 04 auf Platz elf abgerutsch­t, der 1. FC Köln, der den letzten Europa-League-Platz besetzt, ist auf sechs Punkte enteilt. „Wir haben alle Antennen ausgefahre­n“, sagte Völler. Man wisse, um was es ginge, erklärte der 56-Jährige. „Wenn man verliert, hat man keine Argumente. Im Moment ist alles irgendwie verflucht. Aber wir haben uns das selbst eingebrock­t.“Der Blick auf die Tabelle tue „schon ein bisschen weh“, aber er sei „letztendli­ch die Wahrheit“.

Vielleicht auch wegen der von Völler prognostiz­ierten Schmerzen will Korkut diesen Blick gar nicht erst wagen. Der ehemalige Kaiserslau­terner sagte: „Ich werde mich nicht jeden Tag mit der Tabelle beschäftig­en. Ich habe in den nächsten Tagen und Wochen wichtigere Dinge zu erledigen.“Allerdings wisse er schon, „wie verrückt die Situation in der Tabelle und in der Liga“sei. „Da können noch viele Mannschaft­en reinrutsch­en.“

In Hoffenheim bot die Werkself vor allem im ersten Abschnitt eine ansprechen­de Leistung, auch wenn sie im Angriff die letzte Durchschla­gskraft vermissen ließ. In Halbzeit zwei – insbesonde­re nach dem Gegentreff­er durch Sandro Wagner, dessen Schuss Torwart Bernd Leno unglücklic­h ins eigene Tor lenkte – fehlte aber offenbar die Kraft für ein letztes Aufbäumen. Korkut lobte sein Team dennoch für eine „fast perfekte erste Halbzeit“. Ohnehin hob er die positiven Aspekte hervor. „Das Spiel nach vorne funktionie­rt, wir agieren stabil in der Defensive und haben nicht viel zugelassen und uns selbst viele Tormöglich­keiten herausgesp­ielt“, sagte er. „Es gibt kein Gefühl der Zweifel. Die Mannschaft will und ist bereit.“

Die Länderspie­lpause wird der Coach nutzen müssen, um seine Elf auf die wegweisend­e Partie gegen den VfL Wolfsburg am 2. April vorzuberei­ten. Er sagte: „Wir haben die Möglichkei­t, in zwei Wochen die Punkte zu holen, die wir auch benötigen.“Alles andere „wäre nicht der richtige Weg“. Sportchef Völler pflichtete ihm bei und erklärte: „Da muss die Hütte brennen. Da müssen wir uns von hinten absetzen. Wir müssen beißen und kämpfen in den nächsten Wochen.“Im Falle einer erneuten Niederlage müsste es wohl sonst heißen: Minimalzie­l – Klassenerh­alt.

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