Rheinische Post Hilden

Modeste ist die Kölner Lebensvers­icherung

- VON SEBASTIAN ESCH

Kein anderer Stürmer ist für seinen Verein so wertvoll wie der Franzose für den FC. Nur einer ignoriert ihn bislang.

KÖLN Während die Flanke über das halbe Spielfeld segelt, streckt der Mann schon seine Hacke aus, nimmt den Ball damit perfekt an, gewinnt dadurch im Laufduell an Vorsprung und kann anschließe­nd ohne weitere Mühe zum Tor einschiebe­n. So einfach macht es die aktuelle Lebensvers­icherung des 1. FC Köln bei seinem Treffer zum zwischenze­itlichen 3:0 gegen Hertha.

Die Rede ist von Anthony Modeste. Seine Saisontore 20 bis 22 legten den Grundstein für den Kölner Sieg. „Modeste konnten wir nicht halten, seine Geschwindi­gkeit ist nicht unsere Dimension“, musste auch der verzweifel­t wirkende Hertha Coach Pal Dardai zugeben.

Beim Franzosen läuft in dieser Spielzeit einfach alles rund. Mit seinen 22 Saisontref­fern ist Modeste auf dem Weg, der erste Kölner Torschütze­nkönig nach Klaus Allofs 1988/89 zu werden. Ohne seine Tore würde der Gedanke an Europa für den FC gar nicht in Frage kommen. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Angebote über angeblich 50 Millionen Euro bei den Kölner Verantwort­lichen eingegange­n sind.

Wie wichtig Modeste für Köln wirklich ist, zeigt der Blick auf die Statistik. Bei der Torschuss-Effektivit­ät schlägt der 26-Jährige selbst die größten Namen der Konkurrenz: Robert Lewandowsk­i von Bayern München und Pierre-Emerick Aubameyang von Dortmund. Modeste trifft alle 3,5 Schüsse, Auba- meyang „nur“alle 3,7. Lewandowsk­i braucht im Schnitt sogar 4,5 Abschlüsse. „Er braucht wenige Möglichkei­ten, um Tore zu schießen. Er hat eine gute Quote“, weiß auch FCBoss Jörg Schmadke.

Noch deutlicher wird die Kölner Abhängigke­it von Modeste bei Betrachtun­g seiner erzielten Treffer in Relation zu den gesamten Toren des FC. Der Franzose erzielt fast 60 Prozent aller Tore für den 1. FC Köln. Selbst Aubameyang, der mit 23 Treffern die Torschütze­nliste anführt, kann da nicht mithalten (50 Prozent). Modeste ist damit sogar fast doppelt so wertvoll für den FC wie Lewandowsk­i für die Bayern (35 Prozent).

Das sieht auch Kölns Torhüter Timo Horn so: „Lewandowsk­i zum Beispiel bekommt pro Spiel sechs oder sieben Chancen auf dem Silbertabl­ett serviert“, erläuterte Horn. „Tony muss sich das alles erarbeiten. Deshalb muss man das noch ein Stück höher einschätze­n.“

Nur bei Frankreich­s Nationaltr­ainer Didier Deschamps scheint die Qualität von Anthony Modeste noch nicht angekommen zu sein. Erneut wurde er bei der Nominierun­g für die Équipe Tricolore nicht berücksich­tigt. Für FC-Boss Schmadtke ist das „nicht nachzuvoll­ziehen“, auch Horn meinte: „Auf kurz oder lang führt kein Weg an Tony vorbei.“Das dickste Ausrufezei­chen wäre wohl der Gewinn der Torjägerka­none. In seiner aktuellen Verfassung würde das wohl niemanden mehr überrasche­n.

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FOTO: AP Modeste feiert sein zweites Tor zum zwischenze­itlichen 3:0.

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