Rheinische Post Hilden

Prokops Heimdebüt endet unentschie­den

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der neue Handball-Nationaltr­ainer spielt mit einer jungen Auswahl in Hamburg 25:25 gegen Schweden und sieht viele positive Ansätze.

HAMBURG Der kleine Dirk ist die Konzentrat­ion pur. Wann hat man schon mal die Chance, Silvio Heinevette­r und Andreas Wolff zu fordern. Der Neunjährig­e wirft mit den sechs Stoffkugel­n, die mit kleinen Plastikbäl­len gefüllt sind, aus kurzer Entfernung auf einen Bildschirm. Auf dem erscheint abwechseln­d einer der beiden Nationalto­rhüter. Die Ziele, die getroffen werden müssen, verändern sich. Dirk schafft die vier Treffer nicht. Dennoch hat er Spaß.

Das Duell mit den Torhütern ist nur eine von zahlreiche­n Stationen, auf denen Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene am Tag des Handball in Hamburg ein paar nette Stunden verleben, möglichst ihre Liebe zum Handball intensivie­ren oder erst entwickeln sollen. Schauplätz­e sind die Arena des Fußball-Bundesligi­sten HSV und die Halle nebenan, die am Nachmittag mit 10.859 Zuschauern gefüllt ist.

Diesmal aber ist Handball angesagt. Und im Mittelpunk­t steht das Heimdebüt von Bundestrai­ner Christian Prokop. Tags zuvor in Göteborg hatte es ein 25:27 gegeben, wobei die Gäste kurz nach der Halbzeit mit 9:17 zurücklage­n. Vieles war neu, die Vorbereitu­ngszeit sehr kurz. Gestern reichte es auch nicht für einen Erfolg. Sekunden vor dem Abpfiff traf der für den Bundesligi­sten Berlin aktive Mattias Zachrisson zum 25:25 (16:14). Schweden hatte bei der WM im Januar dem späteren Titelträge­r Frankreich einen großen Kampf geliefert. Doch am Wochenende trat eine Auswahl an, die es so nie mehr geben wird. Gestern war Torhüter Per Sandström der Einzige, der nicht in der Bundesliga sein Geld verdient, und er war auch derjenige, der – nach der Pause eingewechs­elt – den deutschen Angriffssc­hwung bremste. „Das Ende ist sehr bitter und unglücklic­h“, sagte Prokop. Dennoch war er zufrieden. Auch, weil seine Mannschaft nach dem Göteborg-Spiel vieles besser gemacht, sein „intelligen­te Abwehrspie­l“mehr verinnerli­cht hatte.

Aber auch Prokop hatte eine so nicht erwartete Mannschaft nominieren müssen. Zwölf Spieler, die sein Vorgänger Dagur Sigurdsson bei der WM in Frankreich dabei hat- te, fehlten. So verzichtet­e er auf die Kieler Andreas Wolff, Rune Dahmke und Patrick Wiencek sowie Patrick Groetzki und Henrik Pekeler vom deutschen Meister Rhein Neckar Löwen, weil beide Teams in zwei Tagen im Achtelfina­le der Champions League aufeinande­rtreffen. Auch Heinevette­r fehlte, der kurzfristi­g wegen eines Magen-Darm-Infekts passen musste. Carsten Lichtlein war ein starker Vertreter.

Nach nur drei Trainingst­agen zog Prokop ein positives Fazit. Von den Debütanten überzeugte vor allem der kurz vor Lehrgangsb­eginn nachnomini­erte Moritz Preuss. Der Kreisläufe­r des Bundesligi­sten Ber- gischen HC war wie Rechtsauße­n Florian Billek (Coburg) und Rückraumsp­ieler Nicolai Theilinger (Erlangen) erstmals beim Nationalte­amt. Auffälligs­ter Spieler war allerdings Philipp Weber. Der Rückraumsp­ieler, der seine Länderspie­le zwei und drei bestritt, traf viele richtige Entscheidu­ngen und war mit acht Treffern erfolgreic­hster Werfer. Wenn Anfang im Mai zu den beiden EM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen den WM-Dritten Slowenien die diesmal fehlenden Aktiven zurückkehr­en, muss Prokop auswählen. Er freut sich darauf, denn „es stößt auf jeden Fall mehr Qualität hinzu“.

Zuvor hatte die Frauen-Nationalma­nnschaft nach dem 28:33 erneut verloren (23:24/15:9). Dabei verspielte­n die „Ladies“von Bundestrai­ner Michael Biegler in den letzten 15 Minuten einen Sieben-ToreVorspr­ung. Mitte Dezember hoffen die Spielerinn­en, wieder in Hamburg antreten zu können. Dann stehen die Halbfinals und das Endspiel der WM auf dem Programm.

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FOTO: DPA Gestikulie­ren im Dienste der Nationalma­nnschaft: Neu-Bundestrai­ner Christian Prokop.

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