Rheinische Post Hilden

Frenzel gewinnt Gesamtwelt­cup auf der Wiese

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

Der Kombiniere­r ist zum fünften Mal in Folge der Beste. Vierfach-Weltmeiste­r Johannes Rydzek hat in Schonach das Nachsehen.

SCHONACH (sid) Eric Frenzel blickte wie verliebt auf seine nigelnagel­neue Kristallku­gel, Johannes Rydzek war nach dem bitteren Ende einer bis dahin traumhafte­n Saison nur noch ein Häuflein Elend: Im dramatisch­en Finale zwischen den deutschen „Dominierer­n“hat Olympiasie­ger Frenzel mit einem grandiosen Doppelsieg in Schonach den historisch­en fünften Gesamtwelt­cup-Triumph perfekt gemacht. Rydzek brach am Sonntag ein, nachdem sein folgenschw­erer Sturz im Duell mit Frenzel tags zuvor für dicke Luft gesorgt hatte.

„Oh, wie ist das schön!“, schallte es aus tausenden Fan-Kehlen im Kombinatio­ns-Mekka des Schwarzwal­des, und Frenzel genoss mit feuchten Augen seinen wohl größ- ten Sieg. Als erster Kombiniere­r darf er nun fünf Kristallku­geln sein Eigen nennen, gewonnen obendrein in Serie. Bislang hatte sich der 28-Jährige den Rekord mit dem Finnen Hannu Manninen geteilt. Seine nun 41 Weltcupsie­ge, zehn davon in der abgelaufen­en Saison, werden nur von Manninen (48) übertroffe­n.

Frenzel, der bei der WM in Lahti trotz zweimal Gold in den Teamwettbe­werben im Schatten des Vierfach-Titelträge­rs Rydzek stand, krönte in Schonach eine tolle Aufholjagd: Mit drei Siegen an den fünf letzten Saisontage­n fing der Sachse seinen Teamkolleg­en noch ab. Rydzek war am Samstag nach einem heftig diskutiert­en Crash mit Frenzel nur Dritter geworden, ehe ihn am Sonntag die Kräfte verließen.

Der Rekordwelt­meister hätte das letzte Rennen gewinnen müssen, Frenzel maximal Fünfter werden dürfen. Rydzek riskierte alles, führte lange und musste dann einer langen Saison Tribut zollen: Während Frenzel mit der Deutschlan­d-Fahne in der Hand sowie die Fans zur La Ola animierend den Weg ins Ziel genoss, quälte sich Rydzek schwer geschlagen auf Platz neun ins Ziel.

Ihre Freundscha­ft, die beide stets betonen, war am Samstag auf eine harte Probe gestellt worden. Nach vielen taktischen Spielchen hatten Rydzek und Frenzel zum entscheide­nden Zielsprint angesetzt. Rydzek kam mit reichlich Tempoübers­chuss von hinten, setzte zum Überholen an, krachte in den Kontrahent­en hinein und landete im Schnee. Frenzel siegte, der Österreich­er Willi Denifl zog noch an Rydzek vorbei, der mit blutiger Nase und mächtig geladen ins Ziel trudelte. „Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir natürlich völlig den Weg ab. Er fährt mir über den Ski“, polterte Rydzek ins ARD-Mikro, während Frenzel sichtlich indigniert daneben stand und sich verteidigt­e: „Ich habe hinten keine Augen.“Erst mit einigem Abstand ruderte er am Abend per Videobotsc­haft zurück. „Ich bin einfach ein emotionale­r Mensch. Ich habe die komplett falschen Worte gefunden“, sagte Rydzek: „Er konnte wirklich nichts dafür, es war ein blöder Rennverlau­f.“

Für die deutschen Kombiniere­r war es der krönende Abschluss einer einzigarti­gen Saison. Inklusive WM haben die „Dominierer“23 von 25 Einzelrenn­en gewonnen – nur der Japaner Akito Watabe konnte mit zwei Siegen die DSV-Dominanz durchbrech­en.

 ?? FOTO: DPA ?? Weltcup in Schonach: Eine Spur aus Schnee auf grünen Wiesen.
FOTO: DPA Weltcup in Schonach: Eine Spur aus Schnee auf grünen Wiesen.
 ?? FOTO: DPA ?? Kombiniere­r für die Geschichts­bücher: Eric Frenzel.
FOTO: DPA Kombiniere­r für die Geschichts­bücher: Eric Frenzel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany