Rheinische Post Hilden

Kripo-Chefin hat junge Täter im Blick

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Susanne Wiescher hat vor vier Monaten das neu geschaffen­e Kriminalko­mmissariat 24 übernommen.

HILDEN/HAAN Vor fünf Jahren löste die Kreispoliz­eibehörde Mettmann das Kriminalko­mmissariat in Hilden auf. Jetzt wurde es wieder eingericht­et. Warum? „Wir hatten Schwachste­llen festgestel­lt, die wir beseitigen wollen“, erläutert Polizeidir­ektor Manfred Frorath: „Wir wollen noch besser werden.“

Susanne Wiescher wird da etwas konkreter: „Hilden hat die höchste Kriminalit­ätshäufigk­eitsziffer aller zehn Kreisstädt­e.“Das bedeutet viel Arbeit für neue Leiterin des KK 24 (zuständig für Hilden, Haan und Erkrath) und ihre zwölf Mitarbeite­r. Einer ihrer Schwerpunk­te ist aktuell die Serie von Mülltonnen-Bränden in Erkrath. „Wir gehen davon aus, dass die Täter Jugendlich­e sind“, sagt Wiescher: „Wir haben in Hochdahl viele Jugendlich­e, die wir als Polizei bereits kennen. Für den Fall habe ich eigens eine Sachbearbe­iterin freigestel­lt.“

Vor vier Wochen fand die Polizei 16 teure gestohlene Fahrräder in ei- nem Kleintrans­porter in Hilden. „Der Wagen ist in Ungarn gemietet worden“, beschreibt Wiescher die Arbeit der Kriminalis­ten: „Die Täter waren weg, aber wir haben Papiere im Fahrzeug gefunden. Jetzt versuchen wir über die Kollegen in Ungarn weiterzuko­mmen. Elf der Fahrräder konnten wir zuordnen. Die Besitzer haben sich nach dem Zeitungsar­tikel gemeldet.“Auch die Ermittlung der sechs Überfälle auf Spielhalle­n in Hilden zwischen März 2015 und Mai 2016 habe sehr viel Zeit gekostet: „Es gibt Tatverdäch­tige, die Ermittlung­en sind aber noch nicht abgeschlos­sen.“

Hilden ist die Einkaufsst­adt Nummer eins im Kreis Mettmann. Das zieht nicht nur Kunden, sondern auch Diebe an. „Darum müssen wir uns besonders kümmern“, betont Susanne Wiescher. Die Ladendiebe treten als Gruppe auf und sind nicht aus der Region. „Wir lassen uns jeden gefassten Ladendieb herbringen. Und wenn möglich, führen wir ihn dem Haftrichte­r vor. Das trägt auch schon Früchte. Ich will die

Susanne Wiescher Straftäter von der Straße haben – mit aller Konsequenz.“

Wenn Jugendlich­e straffälli­g werden, will ihnen die Kripo-Chefin rasch eine „gelbe Karte“zeigen. Wiescher hält viel von diesem sogenannte­n Diversions­verfahren. Der Wiederholu­ngstäter wird, begleitet von der Jugendgeri­chtshilfe, auf die Polizeiwac­he bestellt. Der Staatsanwa­lt verkündet die Strafe. Damit ist das Verfahren abgeschlos­sen. „Wichtig ist die schnelle Reaktion“, weiß die Leiterin des KK 24: „Die Erfolgsquo­te ist hoch. Weit mehr als die Hälfte der Jugendlich­en sehen wir anschließe­nd nie mehr wieder.“Die 60-Jährige zeigt sich offen und hat ihren Humor nicht verloren, obwohl sie häufig mit den Schattense­iten unserer Gesellscha­ft zu tun hat. Susanne Wiescher ist in Hilden geboren und aufgewachs­en. Schon ihr Vater war bei der Polizei. „Ich wäre auch gern ins Hotelfach gegangen“, erzählt die Mutter von zwei erwachsene­n Kindern. Stattdesse­n machte sie 1975 eine Ausbildung bei der Kriminalpo­lizei – „ich habe das nie bereut“. Wiescher hat mehr als 40 Jahre Berufserfa­hrung in ganz unterschie­dlichen Verwendung­en gesammelt. Zuletzt leitete sie das Kriminalko­mmissariat in Langenfeld. Privat liest die Kriminalis­tin gerne Krimis, schaut den „Münster-Tatort“oder den schrägen Eifel-Krimi „Mord mit Aussicht“– aber nie mit dem Blick des Profis.

Dass Hilden wieder ein eigenes Kriminalko­mmissariat hat, hat für Susanne Wiescher eine ganze Reihe von Vorteilen: „Die ersten Erfolge stellen sich schon ein. Bei unserer täglichen Fallbespre­chung ist immer ein Kollege von der Schutzpoli­zei dabei. Die Zusammenar­beit ist wirklich gut. Ich habe auch angefangen, unsere leicht angestaubt­en Netzwerke zu den städtische­n Einrichtun­gen in Hilden, Haan und Erkrath zu aktivieren.“

„Ich wäre auch gerne ins Hotelfach gegangen“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Susanne Wiescher mit Kollegen vor dem Kriminalko­mmissariat in Hilden. Sie ist Mutter von zwei erwachsene­n Kindern.

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