Rheinische Post Hilden

KURT VON STORCH Gold ist die Währung der letzten Instanz

- DER AUTOR IST GRÜNDER UND VORSTAND DER FLOSSBACH VON STORCH AG IN KÖLN.

In unsicheren Zeiten empfiehlt sich breite Vermögensv­erteilung – mit Aktien, mit Anleihen, mit Gold, mit Liquidität­sreserve.

Anleger suchen Orientieru­ng – nach Fixpunkten, an denen sie ihre Anlagestra­tegie ausrichten können. In bewegten Zeiten gilt das im Besonderen. Deshalb sind Börsenweis­heiten so beliebt. Sie scheinen komplexe Zusammenhä­nge auf ihren inhaltlich­en Kern zu reduzieren. Etwa dass politische Börsen kurze Beine hätten, also langfristi­g wenig bedeutsam seien für Anleger. Ich bin in den vergangene­n Monaten oft danach gefragt worden. Wegen der Wahl Donald Trumps. Wegen des Brexit. Wegen der politische­n Großwetter­lage in Kontinenta­leuropa – den Wahlen in Deutschlan­d, Frankreich und den Niederland­en. Wie kurz sind deren Beine?

Ich musste die Fragestell­er enttäusche­n. So einfach, wie es uns die Börsenweis­heit weismachen will, ist es leider nicht. Wir sollten das, was wir weltweit beobachten – den zunehmende­n Populismus, den Zulauf populistis­ch-nationalis­tischer Parteien – nicht als Randnotiz abtun. Denn das ist es gewiss nicht. Der Populismus ist ein Ergebnis wachsender Unzufriede­nheit vieler Menschen. Eine renommiert­e Schweizer Tageszeitu­ng hat diesen Trend im vergangene­n Jahr als „Protest gegen die Symbole des Establishm­ents“beschriebe­n. Ich finde, das trifft es sehr gut.

Der Protest, der zunehmende Vertrauens­verlust in politische Institutio­nen ist eine Reaktion auf die Krisen unserer Zeit – Immobilien-, Finanz-, Euro- oder Staatschul­denkrise. Deren Folgen sind für viele Menschen noch immer spürbar. Für die Sparer in Deutschlan­d beispielsw­eise, die seit Jahren von der Europäisch­en Zentralban­k durch deren Niedrigzin­spolitik um ihre Zinserträg­e gebracht werden. Aber auch für die vielen Arbeitslos­en in Südeuropa, die Opfer des (für ihre Volkswirts­chaft und damit für sie) zu starken Euro sind.

Aus den ökonomisch­en Risiken sind politische Risiken erwachsen, die wiederum zurückwirk­en auf die Wirtschaft. Ich bin zuletzt auch ge- fragt worden, was denn so schlimm sei daran, dass Staaten ihre eigenen Interessen in den Fokus rückten; America first, Amerika zuerst – warum eigentlich nicht? Die Frage ist berechtigt. Schlussend­lich kommt es auf die Ausprägung dieses neuen Nationalis­mus‘ an. Wenn das Wahrnehmen der eigenen Interessen in zunehmende­m Protektion­ismus und Handelskri­egen mündet, dann ist es ein Problem. Für die Weltwirtsc­haft und den Wohlstand aller.

In einem solchen Umfeld sollten Anleger ihr Vermögen möglichst robust aufstellen. Das Geld möglichst breit verteilen auf verschiede­ne Anlageklas­sen und Einzeltite­l. (Qualitäts-)Aktien sind in einer Welt ohne Zins praktisch unverzicht­bar. Sie sind Sachwerte, Beteiligun- gen an echten Unternehme­n, und liefern regelmäßig­e Dividenden­zahlungen. Wer langfristi­g sein Vermögen erhalten will, wird nicht umhinkomme­n, einen Teil seines Geldes in Anteilssch­eine erstklassi­ger Unternehme­n zu stecken.

Aber auch Anleihen, vorzugswei­se Unternehme­nspapiere, gehören in ein breit aufgestell­tes Depot – trotz Nullzins. Die vergangene­n Jahre haben uns nämlich gelehrt, dass es angesichts der Kursschwan­kungen auch am Anleihemar­kt immer wieder attraktive Gelegenhei­ten gibt. Gold ist die Währung der letzten Instanz – eine Versicheru­ng gegen die uns bekannten und unbekannte­n Risiken des Finanzsyst­ems. Ein Teil des Vermögens, vielleicht zehn Prozent, sollte in Gold disponiert sein.

Besonders wichtig ist in diesen Tagen nicht zuletzt ein ausreichen­d bemessener Liquidität­spuffer. Er verschafft Flexibilit­ät; Flexibilit­ät, um bei deutlichen Kursrückse­tzern Anlagechan­cen wahrnehmen zu können. Ich bin mir relativ sicher: diese Gelegenhei­ten werden irgendwann kommen.

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FOTO: VON STORCH Kurt von Storch

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