Rheinische Post Hilden

Erat erklärt Aserbaidsc­hans Fußball

- VON MAXIMILIAN LONN

Morgen spielt Deutschlan­d in der WM-Qualifikat­ion in Baku. Der MSV-Mittelfeld­spieler weiß, worauf es ankommen wird.

DUISBURG Den Sonntagabe­nd hat Tugrul Erat fest verplant. Natürlich werde er sich das WM-Qualifikat­ionsspiel zwischen Aserbaidsc­han und Deutschlan­d (morgen, 18 Uhr/ RTL) auf dem heimischen Sofa angucken, sagt der Mittelfeld­spieler des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg und lässt die weißen Zähne aufblitzen.

Es ist bei Weitem kein gequältes Lächeln, sondern ehrliche Vorfreude. Dabei hätte der 24-Jährige allen Grund, traurig zu sein. Schließlic­h hätte er die Chance gehabt, in der Hauptstadt Baku gegen sein Geburtslan­d, den amtierende­n Weltmeiste­r anzutreten. Doch den Gedanken daran lächelt der gebürtige Nettetaler direkt weg. „Ich habe schon länger nicht für Duisburg gespielt, weshalb ich auch nicht mit einer Nominierun­g gerechnet habe“, erklärt Erat, „aber es gibt ja noch ein Rückspiel, und dafür werde ich alles geben, um vielleicht dann dabei zu sein.“

Es wäre sein viertes A-Länderspie­l für das Land am Kaspischen Meer, das wirtschaft­lich vor allem von seinen Erdöl- und Erdgasrese­rven profitiert. Und es würde sich auf gewisse Weise auch ein Kreis schließen, denn immerhin war es ein Deutscher, der Erat den Weg nach Aserbaidsc­han ermöglicht­e. Sein Name: Bernhard Lippert. Seit 2008 ist der 55-Jährige technische­r Direktor beim aserbaidsc­hanischen Fußballver­band und für die U21-Nationalma­nnschaft verantwort­lich.

In dieser Funktion wurde er vor vier Jahren auch auf den damaligen Düsseldorf­er aufmerksam. Der Grund: Die Großeltern des Deutsch-Türken haben Wurzeln in Aserbaidsc­han, weshalb er nach kurzer Einbürgeru­ngsphase für das „Land des Feuers“spielberec­htigt war. Der Anfang einer besonderen Beziehung. „Bernhard Lippert mochte mich, hat mich immer spielen lassen und ich habe auch einige Tore für die U21 geschossen. Insgesamt hatten wir ein gutes Verhältnis“, erinnert sich Erat. „Zudem hatte er einen guten Draht zum damaligen Nationaltr­ainer Berti Vogts.“Mit der Empfehlung von drei Toren in nur vier U-21-Spielen debütierte er im März 2014 im Freundscha­ftsspiel gegen die Philippine­n (1:0) für die A-Nationalma­nnschaft. „Von außen hält man Berti Vogts ja immer für einen harten Hund, aber eigentlich ist eher ein lockerer Typ, der auch mal ein paar Späße und Witze gemacht hat“, sagt Erat.

Neben schönen Erinnerung­en hat der ehemalige Bundestrai­ner während seiner Amtszeit (20082014) aber auch ein fußballeri­sches Erbe hinterlass­en, von dem auch sein Nachfolger Robert Prosinecki heute profitiert. „Berti Vogts hatte ein Defensivko­nzept, wo wir eher tief gestanden und mit Kontern gespielt haben“, erläutert Erat. Auch deshalb blieb Aserbaidsc­han in den ersten drei Qualifikat­ionsspiele­n gegen San Marino, Norwegen (beide 1:0) und Tschechien (0:0) ohne Gegentor. Unter Prosinecki steht reines Mauern allerdings auf dem Index: „Er möchte vor allem den spanischen Stil spielen lassen, mit vielen Passfolgen – ähnlich dem Tiki-Taka – und immer nach vorn attackiere­n.“Das verspricht ein interessan­ter Fußballabe­nd zu werden, wobei Erat auf dem Teppich bleibt. „Die ersten beiden Spiele haben für eine Euphorie gesorgt. Aber man sollte realistisc­h sein. Gegen Deutschlan­d wird es schwer werden, da denke ich schon, dass sie gewinnen werden“, sagt er augenzwink­ernd. Und da blitzen die Zähne wieder.

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FOTO: FIROSPORTP­HOTO Im Duisburger Auswärtstr­ikot: Tugrul Erat am 14. März im Spiel des MSV bei Holstein Kiel (0:2).

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