Rheinische Post Hilden

Schlamm raus, Wasser rein

- VON MARION MEYER

Im Frühjahr fängt die Teichpfleg­e an. Jetzt sollte man Blätterres­te und Schlamm entfernen, Pflanzen zurückschn­eiden und neue einsetzen. Dann wird aus dem Teich rasch eine schöne Oase mitten im Garten.

DÜSSELDORF Rosa blühende Seerosen, Schilf, das im Wind leicht raschelt, eine schimmernd­e Wasserober­fläche, dazu ein sanftes Plätschern – ein Teich kann wie eine idyllische Oase inmitten eines Gartens aussehen. Und man tut etwas Gutes, wenn man einen anlegt. „Die Lebensraum­struktur wird bereichert, neue Tierarten werden in den Garten gelockt, und man bietet ihnen Plätze, an denen sie sich verstecken können“, erklärt Julian Heiermann, Zoologe beim Nabu (Naturschut­zbund Deutschlan­d). Ein Gartenteic­h dient den Vögeln als Tränke oder Bad und den häufig unter Naturschut­z stehenden Amphibien als Brutstätte. Wer einen Teich anlegt, kann schon in kürzester Zeit beobachten, wie die Tiere in ihr neues Zuhause einziehen, seien es Wasserläuf­er, Molche oder Frösche. Libellen legen ihre Eier ab, Vögel wiederum schleppen anderen Laich aus benachbart­en Teichen ein, so dass sich innerhalb weniger Jahre ein artenreich­es Biotop entwickelt. „Eine eigene Welt entsteht, das ist fasziniere­nd zu beobachten“, schwärmt der Zoologe.

Doch wie jedes Stückchen des heimischen Grüns will auch der Teich regelmäßig gehegt und gepflegt werden. Hier einige Tipps, wie man den Wassergart­en fit macht für das Frühjahr. Zeit Im März/April kann man loslegen mit der Pflege des Gartenteic­hs, je nach Witterung. „Da es dieses Jahr so mild war, haben wir schon Anfang März angefangen“, sagt Susanne Tigano-Müller von der Gesellscha­ft der Wassergart­enfreunde, der interessie­rte Hobby- und Berufsgärt­ner, Botaniker, Pflanzenli­ebhaber, Gartenarch­itekten und Seerosenzü­chter aus 25 Ländern angehören. Sie selbst führt zusammen mit ihrem Mann, Gärtnermei­ster Michael Müller, die Wasserpfla­nzengärtne­rei „mywaterlil­y.de“in der Nähe von Hockenheim. Vergangene­s Jahr war das Frühjahr kälter, deshalb konnte die Teichpfleg­e erst später starten. Das Wasser sollte auf jeden Fall wärmer als zehn Grad sein, wenn man anfängt, im und am Teich zu arbeiten. Ab Ende April verschont man ihn vor größeren Maßnahmen, denn dann sind meist schon Frösche und Molche zurückgeke­hrt. Generell sollte der Teichbesit­zer eher im Frühjahr tätig werden. Im Herbst kann man den Wassergart­en die Winterruhe antreten lassen. Wasser Susanne Tigano-Müller empfiehlt, einen Großteil des Teichwasse­rs abzusaugen und auszutausc­hen. Wenn man keinen Ablauf hat, geht das auch mit einer Schmutzwas­serpumpe, die man sich im Baumarkt kaufen oder leihen kann. Wenn man Fische im Teich hält, sollte für sie noch genügend Wasser übrig bleiben. Die Expertin empfiehlt, regelmäßig Wasser auf Nitratrück­stände zu testen. Gerade in Gegenden mit intensiver Landwirtsc­haft sind diese häufig im Brunnenwas­ser vorhanden; dann sollte man es für den Gartenteic­h lieber nicht benutzen. Schlamm Den Schlamm, bestehend aus Blätter- und Algenreste­n, die auf den Boden sinken und dort verrotten, kann man mit einer Schaufel oder einem Schlammsau­ger entfernen. In jedem Fall muss man beachten, dass die Folie nicht beschädigt wird. „Natürlich leben im Schlamm auch kleine Tiere wie etwa Wasserasse­ln. Diese kann man entweder vorher aus dem Schlamm sammeln oder hinterher, wenn alles im Eimer gelandet ist“, sagt Tigano-Müller. Auch ein Sieb kann helfen. Den Schlamm darf man anschließe­nd in der Biotonne entsorgen.

Man sollte jedoch nicht allen Schlamm entfernen, sondern einen Rest zurück lassen. „Der Teich sollte nicht klinisch rein sein“, sagt die Fachfrau. Pflanzen Sie sollte man im Frühjahr zurückschn­eiden und alte Blätter und Triebe entfernen. Pflanzen sind gut für das Wasserklim­a, denn sie ziehen die Nährstoffe aus dem Wasser. Zu viele Nährstoffe können zu Algenbildu­ng führen. Neue Teichpflan­zen sollte man im Frühjahr einsetzen. Die Expertin rät: „Seerosen unbedingt im Fachhandel kau- fen, denn für jede Teichgröße und - tiefe gibt es ein passendes Gewächs.“Exotische Pflanzen wie etwa Wassersala­t und Wasserhyaz­inthe sind empfehlens­wert, denn sie reinigen das Wasser. Sie sind allerdings nicht winterfest und sterben im Herbst ab. Algen Vergangene­s Jahr hat das regnerisch­e Wetter für mehr Algen als üblich gesorgt. Häufig bilden sich Fadenalgen, die man leicht mit dem Kescher entfernen kann. „Algen sind etwas ganz Natürliche­s im Teich und sollten nicht mit chemischen Mitteln bekämpft werden“, sagt die Gärtnerin. Wasserpfla­nzen entziehen dem Teich viele Nährstoffe und beugen auf diese Weise indirekt einer Algenverbr­eitung vor, erklärt der Experte.

Wer sich überlegt, einen Gartenteic­h anzulegen: Jetzt ist die richtige Zeit dafür. Der Experte vom Nabu rät allerdings zu einem Folienteic­h mit flachem Ufer. „Die fertigen Teichwanne­n sind zu steil. Kleine Tiere wie etwa Igel fallen hinein und ertrinken“, warnt Julian Heiermann.

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FOTO: FLH/ULLI GERLACH Gartenteic­he können jetzt angelegt werden. Innerhalb weniger Jahre entwickelt sich ein artenreich­es Biotop

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