Rheinische Post Hilden

Bruchhause­r Kamp: Picknick verboten

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND ALEXANDRA RÜTTGEN

Öffentlich­e Spielfläch­en dürfen grundsätzl­ich nicht für private Veranstalt­ungen genutzt werden, sagt die Stadt.

HILDEN Demokratie lebt vom Streit, auch vom Wettstreit um die besten Ideen. So ein (Wett-)Streit wird schon seit vielen Jahren in Hilden ausgetrage­n. Es geht um Schlüsself­ragen: Wie und wohin soll sich die Stadt entwickeln? Sollen mehr Wohnungen gebaut werden oder soll man versuchen, den Zuzug zu begrenzen? Entscheide­t das Einkommen/der Markt, wer sich Hilden leisten kann oder muss es auch Wohnungen für nicht so Gutsituier­te geben? So grundsätzl­iche Fragen brauchen immer ein konkretes Beispiel, wo man sich festmachen kann. Dazu entwickelt sich immer mehr der Bruchhause­r Kamp. Denn anders ist es kaum zu erklären, wie ein so kleiner Spielplatz für so viel Aufregung sorgen kann. Aktuelles Bei- spiel: Heute wollten sich dort Anwohner zu einem „Picknick“treffen. Und das hat die Stadt untersagt. Weil die Kommune schon seit vielen Jahren auf öffentlich­en Spielfläch­en grundsätzl­ich keine privaten Veranstalt­ungen genehmige, erläutert Bürgermeis­terin Birgit Alkenings. Spielfläch­en seien nicht zum Feiern, sondern zum Spielen da – wie der Name schon sagt. Das bringt Dirk Hensmann von der Anwohnerin­itiative auf die Palme. Die Begründung sei „zynisch“, hat er auf ein Info-Blatt geschriebe­n, das heute am Spielplatz hängen soll: „Offenbar weiß sie (die Stadt) sich gegen unsere bürgerlich­e und friedliche Form des Protestes nicht anders zu wehren als durch die Macht der Verwaltung, Verbote zu erteilen.“Damit räumt Hensmann aber auch ein, dass das angebliche Picknick nichts anderes als eine politische Protestakt­ion ist. Und das ist wiederum charakteri­stisch für die ganze Form der Auseinande­rsetzung. Es wird nicht offen gesagt, um was es wirklich geht: Einige Anwohner wollen schlicht keine (fünf) Sozialmiet­er in der Nachbarsch­aft. Andere möchten gerne eine Freifläche behalten – auf dem Nachbargru­ndstück. Kleine Fraktionen wollen der größten (SPD) auch mal eine Niederlage beibringen. Und so weiter. Das wird aber nicht ausgesproc­hen. So geht es vorgeblich nur um den Erhalt eines Spielplatz­es – obwohl der nächste an der Pestalozzi­straße nur ein paar hundert Meter weit entfernt ist. „Wir wollen keine zwei Spielplätz­e in direkter Nachbarsch­aft zueinander“, das war denn auch der Tenor der Hildener Ratssitzun­g am Mittwochab­end. Doch eine wirkliche Lösung hat der Rat nicht herbeigefü­hrt. Denn die Politiker sprachen sich zwar (mit einer dünnen Mehrheit von 23 zu 20 Stimmen) für eine Ertüchtigu­ng des Spielplatz­es am Bruchhause­r Kamp aus. Doch den Antrag der Allianz, den Bebauungsp­lan für das Gelände einzustell­en, fegten sie bei 9 Ja-Stimmen mit 34 Gegenstimm­en vom Tisch. Das heißt: Der Bebauungsp­lan bleibt in der Schublade liegen. In der vorhergehe­nden Diskussion wurden die Unterschie­de in den Ansichten der Fraktionen noch einmal deutlich. Den Bebauungsp­lan weiterhin ruhend zu stellen „ist eine Hängeparti­e“, sagte Anabela Barata (SPD). Marion Buschmann (CDU) drängte hingegen darauf, die Spielgerät­e wieder aufzustell­en: „Uns wurde gesagt, dass sie entfernt wurden, weil sie defekt sind, und nicht, weil gebaut werden soll.“Die CDU gehe daher davon aus, dass der Spielplatz am Bruchhauer Kamp wieder in Betrieb genommen wird. Klaus-Dieter Bartel (Grüne) setzte sich hingegen für das Bauprojekt ein, denn hier gebe es die Chance, sozialen Wohnungsba­u kleinglied­rig und sozialvert­räglich in das bestehende Viertel zu integriere­n. Dafür handelte er sich von Friedhelm Burchartz (Allianz) einmal mehr den Vorwurf des „Beton-Grünen“ein.

Die Diskussion wird fortgesetz­t. Nach der NRW-Wahl.

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RP-ARCHIVFOTO: OLA Das aus Sicherheit­sgründen abgebaute Spielgerät soll ersetzt werden.

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