Bruchhauser Kamp: Picknick verboten
Öffentliche Spielflächen dürfen grundsätzlich nicht für private Veranstaltungen genutzt werden, sagt die Stadt.
HILDEN Demokratie lebt vom Streit, auch vom Wettstreit um die besten Ideen. So ein (Wett-)Streit wird schon seit vielen Jahren in Hilden ausgetragen. Es geht um Schlüsselfragen: Wie und wohin soll sich die Stadt entwickeln? Sollen mehr Wohnungen gebaut werden oder soll man versuchen, den Zuzug zu begrenzen? Entscheidet das Einkommen/der Markt, wer sich Hilden leisten kann oder muss es auch Wohnungen für nicht so Gutsituierte geben? So grundsätzliche Fragen brauchen immer ein konkretes Beispiel, wo man sich festmachen kann. Dazu entwickelt sich immer mehr der Bruchhauser Kamp. Denn anders ist es kaum zu erklären, wie ein so kleiner Spielplatz für so viel Aufregung sorgen kann. Aktuelles Bei- spiel: Heute wollten sich dort Anwohner zu einem „Picknick“treffen. Und das hat die Stadt untersagt. Weil die Kommune schon seit vielen Jahren auf öffentlichen Spielflächen grundsätzlich keine privaten Veranstaltungen genehmige, erläutert Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Spielflächen seien nicht zum Feiern, sondern zum Spielen da – wie der Name schon sagt. Das bringt Dirk Hensmann von der Anwohnerinitiative auf die Palme. Die Begründung sei „zynisch“, hat er auf ein Info-Blatt geschrieben, das heute am Spielplatz hängen soll: „Offenbar weiß sie (die Stadt) sich gegen unsere bürgerliche und friedliche Form des Protestes nicht anders zu wehren als durch die Macht der Verwaltung, Verbote zu erteilen.“Damit räumt Hensmann aber auch ein, dass das angebliche Picknick nichts anderes als eine politische Protestaktion ist. Und das ist wiederum charakteristisch für die ganze Form der Auseinandersetzung. Es wird nicht offen gesagt, um was es wirklich geht: Einige Anwohner wollen schlicht keine (fünf) Sozialmieter in der Nachbarschaft. Andere möchten gerne eine Freifläche behalten – auf dem Nachbargrundstück. Kleine Fraktionen wollen der größten (SPD) auch mal eine Niederlage beibringen. Und so weiter. Das wird aber nicht ausgesprochen. So geht es vorgeblich nur um den Erhalt eines Spielplatzes – obwohl der nächste an der Pestalozzistraße nur ein paar hundert Meter weit entfernt ist. „Wir wollen keine zwei Spielplätze in direkter Nachbarschaft zueinander“, das war denn auch der Tenor der Hildener Ratssitzung am Mittwochabend. Doch eine wirkliche Lösung hat der Rat nicht herbeigeführt. Denn die Politiker sprachen sich zwar (mit einer dünnen Mehrheit von 23 zu 20 Stimmen) für eine Ertüchtigung des Spielplatzes am Bruchhauser Kamp aus. Doch den Antrag der Allianz, den Bebauungsplan für das Gelände einzustellen, fegten sie bei 9 Ja-Stimmen mit 34 Gegenstimmen vom Tisch. Das heißt: Der Bebauungsplan bleibt in der Schublade liegen. In der vorhergehenden Diskussion wurden die Unterschiede in den Ansichten der Fraktionen noch einmal deutlich. Den Bebauungsplan weiterhin ruhend zu stellen „ist eine Hängepartie“, sagte Anabela Barata (SPD). Marion Buschmann (CDU) drängte hingegen darauf, die Spielgeräte wieder aufzustellen: „Uns wurde gesagt, dass sie entfernt wurden, weil sie defekt sind, und nicht, weil gebaut werden soll.“Die CDU gehe daher davon aus, dass der Spielplatz am Bruchhauer Kamp wieder in Betrieb genommen wird. Klaus-Dieter Bartel (Grüne) setzte sich hingegen für das Bauprojekt ein, denn hier gebe es die Chance, sozialen Wohnungsbau kleingliedrig und sozialverträglich in das bestehende Viertel zu integrieren. Dafür handelte er sich von Friedhelm Burchartz (Allianz) einmal mehr den Vorwurf des „Beton-Grünen“ein.
Die Diskussion wird fortgesetzt. Nach der NRW-Wahl.