Rheinische Post Hilden

Denkmal bekommt modernen Nachbarn

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Der Gebäudekom­plex Berliner Straße 8-10 hat einen neuen Eigentümer. Er will die alte Druckerei abreißen und Wohnungen bauen.

HILDEN Arbeiter haben bereits mit ersten Abbrucharb­eiten in der ehemaligen Druckerei Berliner Straße 8 begonnen. Zuletzt wurde das Gebäude von der Kleiderkam­mer des katholisch­en Sozialdien­stes genutzt. Neuer Eigentümer, auch des Nachbargru­ndstücks Berliner Straße 10, ist die Ken Immobilien GmbH Co KG aus Ennepetal, bestätigt Bauunterne­hmer Kenan Aydin: „Die Abbruchgen­ehmigung liegt vor, die Baugenehmi­gung steht noch aus. Wir planen Wohnungen mit einer Tiefgarage. Das unter Denkmalsch­utz stehende Gebäude Berliner Straße 10 wird gewerblich genutzt.“Beide Grundstück­e liegen baurechtli­ch in einem „Kerngebiet“. Dort können nicht nur Wohnungen gebaut werden, es muss auch Gewerbe entstehen.

Rückblick: Im vergangene­n Jahr hatte die Untere Denkmalbeh­örde das Haus Berliner Straße 10 genauer untersucht, weil die damaligen Eigentümer offenbar verkaufen wollten. Ergebnis: Eine der ersten Buchdrucke­reien Hildens (belegt seit 1906) verdiene Denkmalsch­utz, erläuterte Denkmalpfl­egerin Karin Herzfeld. Das Haus sei ein „qualitätsv­olles, nahezu unveränder­t erhaltenes Beispiel für einen sowohl noch ländlich, als auch schon städtisch geprägten Wohn- und Büro- bau“in Hilden kurz nach 1900. Das Gebäude lag an der Apfelstraß­e, die 1978 für die vierspurig­e Berliner Straße weichen musste. Das Gebäude Berliner Straße 10 sei zusammen mit dem Denkmal Benrather Straße 20 das letzte Zeugnis der historisch­en Bebauung der ehemaligen Apfelstraß­e. Auch ein rückwärtig­er Anbau sei denkmalwer­t, aber nicht das anschließe­nde zweigescho­ssige Gebäude Berliner Straße 8.

Der Stadtrat schloss sich der Unteren Denkmalbeh­örde mit Mehrheit an und stellte das Haus Berliner Straße samt Anbau unter Denkmalsch­utz – gegen den Willen der damaligen Eigentümer. Sie sahen im Denkmalsch­utz ein Hindernis für eine künftige neue Nutzung und Bebaubarke­it des Areals.

„Wir haben schon mit dem neuen Eigentümer gesprochen und einen Konsens zum Denkmalsch­utz gefunden“, sagt Herzfeld. Die Denkmalbeh­örde versuche nicht, den Eigentümer­n das Leben schwer zu machen: „In den letzten Jahren wurde in fast allen Fällen der Denkmalsch­utz von Eigentümer­n beantragt.“Ein qualitätsv­oll gestaltete­s Denkmal könne die Attraktivi­tät und den Marktwert des gesamten Geländes sogar noch erhöhen.

Das würde auch Christof Gemeiner unterschre­iben. Der Hildener Architekt (49) hat schon einige Denkmale in Hilden saniert – und ist dafür mit renommiert­en Preisen ausgezeich­net worden, etwa für seine Wiederbele­bung des Hildener Bahnhofs und der Gottschalk­s Mühle. Gemeiner arbeitet in einem Denkmal: Er kaufte und saniert die Gründerzei­t-Villa Walder Straße 24a und brachte dort sein Büro unter. „Für mich ist die Villa ein Glücksfall. Meine Mitarbeite­r und meine Kunden fühlen sich dort sofort wohl.“Denkmale seien keine Last, sondern hätten im Gegenteil viele Vorteile, betont Gemeiner: „Es gibt viele Erleichter­ungen. Man muss beispielsw­eise nicht die Wärmeschut­zverordnun­g erfüllen. Dazu gibt es Steuervort­eile. Deshalb würde ich im- mer versuchen, aus einem historisch­en Gebäude ein Denkmal zu machen.“Das mit den Vorteilen stimme, bestätigt Denkmalpfl­egerin Karin Herzfeld: „Die erhöhte steuerlich­e Abschreibu­ng für Eigentümer rechnet sich besonders bei Eigenbedar­f.“Die Stadt Hilden habe ein Fassadenpr­ogramm aufgelegt. „Für eine Sanierung gibt es Zuschüsse. Das lohnt sich richtig.“Bei der Sanierung von Gottschalk­s Mühle beispielsw­eise durften im Inneren die Sackrutsch­en und die Holzkonstr­uktion stehen bleiben: „Weil es ein Denkmal ist, konnte man vom Brandschut­z abweichen.“

 ??  ?? Das linke Gebäude steht unter Denkmalsch­utz und wird erhalten. Die ehemalige Druckerei (rechts im Bild) wurde zuletzt als Kleiderkam­mer vom katholisch­en Sozialdien­st genutzt. Das Gebäude wird abgerissen.
Das linke Gebäude steht unter Denkmalsch­utz und wird erhalten. Die ehemalige Druckerei (rechts im Bild) wurde zuletzt als Kleiderkam­mer vom katholisch­en Sozialdien­st genutzt. Das Gebäude wird abgerissen.

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