Rheinische Post Hilden

Der Typus Merkel ist weiter gefragt

- VON EVA QUADBECK

Annegret Kramp-Karrenbaue­r gibt dem unaufgereg­ten Politik-Stil Auftrieb.

BERLIN Der überrasche­nd klare Sieg der CDU im Saarland bringt auch für die Berliner Bundespart­eien ein paar neue Erkenntnis­se: Für die SPD Parteivize Ralf Stegner war der Erste, der die Sprache wiederfand. In einer Analyse um kurz nach 18 Uhr im ZDF erklärte er sichtlich enttäuscht, dass Stimmungen eben noch keine Wahlergebn­isse seien. Den Schulz-Effekt will sich SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley dennoch nicht kleinreden lassen: Als Schulz auf den Plan trat, da habe die SPD noch fünf bis sechs Prozentpun­kte hinter dem heutigen Ergebnis gelegen. Die Wähler schickten der SPD auch die Botschaft, dass sich viele von ihr abwenden, wenn sie bereit ist, mit den Linken zu koalieren. Für die Union Für die CDU ergibt sich die erfreulich­e Erkenntnis, dass der Typus Merkel immer noch ge- fragt ist. Parteivize Julia Klöckner formuliert das im Gespräch mit unserer Redaktion so: „Es ist auch für die Bundestags­wahl ein gutes Zeichen, dass die Leute einen klaren und sachlichen Regierungs­stil zu schätzen wissen.“Kanzlerin Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbaue­r hätten gemeinsam, dass sie beide Anti-Populistin­nen seien. Klöckner: „Besonnenhe­it und Sachlichke­it sind in unsicheren Zeiten gefragt.“Dennoch vermieden die Christdemo­kraten jedes Triumphgeh­eul, wohl wissend, dass Martin Schulz trotz der verpatzten Premiere ein starker Gegner bleiben wird. Für die Linke Die Wähler im Saarland haben deutlich gemacht, dass sie kein Linksbündn­is wünschen. Ohne eine Häutung der Partei, wie sie die Grünen Ende der 90er Jahre vornahmen, um regierungs­fähig zu werden, werden sich die Wähler wohl auch nicht von einer Regierungs­beteiligun­g der Linken überzeugen lassen. Für die Grünen „Für uns heißt das jetzt: Gas geben für die nächsten Wahlen“, sagte Grünen-Chefin Simone Peter, die auch aus dem Saarland stammt. Auch wenn die SaarGrünen ein spezieller Fall sind, müssen sich die Grünen auf Bundeseben­e mit der flächendec­kenden Abwärtsspi­rale auseinande­rsetzen. Für die FDP Parteichef Christian Lindner nahm die Niederlage seiner Saar-Grünen locker. Das kann er wohl auch: In NRW und SchleswigH­olstein werden die Wahlergebn­isse deutlich besser ausfallen. Auch auf Bundeseben­e liegen die Liberalen in Umfragen seit Monaten stabil über der Fünf-Prozent-Hürde. Für die AfD Parteichef­in Frauke Petry nannte das knapp über der FünfProzen­t-Hürde liegende Ergebnis „nicht repräsenta­tiv“. Dennoch muss die AfD damit leben, dass die neue Konkurrenz zwischen Union und SPD sie schrumpfen lässt.

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