Rheinische Post Hilden

Zeitreise durch den HipHop

- VON OLIVER BURWIG

Die Beginner begeistert­en 7000 Fans in der Mitsubishi-Electric-Halle.

DÜSSELDORF Blendende Suchschein­werfer leuchten über der Bühne in der Mitsubishi Electric Halle auf, rollen über das Publikum hinweg. Es dröhnt die Posaune des Intros von „Ahnma“, dem ersten Lied des aktuellen Albums „Advanced Chemistry“. Zwei Menschen kommen ins Licht, sie tragen Sonnenbril­len. Hinter ihnen eine Treppe mit meterhohen Stufen, aus deren oberen Ende ein Hochstand wächst: DJ Mad blickt auf das Publikum hinab. Davor beginnen Eizi Eiz und Denyo eine Show, die für die 7000 Fans eine Zeitreise durch den deutschen Hip-Hop ist.

Dreizehn Jahre mussten sie seit dem vorletzten Album „Blast Action Heroes“warten, bis sie im Sommer vergangene­n Jahres mit „Advanced Chemistry“wieder ein Lebenszeic­hen der Gruppe erhielten. Eine Zeit, in der nicht nur musikalisc­h viel passiert ist: Viele Fans der „Beginner“haben Kinder bekommen, einige haben sie auf das Konzert mitgebrach­t, ihnen Baggy-Hosen und Schlabber-T-Shirts angezogen und Beanie-Mützen aufgesetzt. Die Musiker treffen auf eine alte und eine neue Generation, die springt, die Arme auf- und niederwirf­t oder sich mit wohlig geschlosse­nen Augen, gesenktem Kopf und lächelnd vor sich hin groovt.

„Ahnma“, „Füchse“, „Hammerhart“und „Liebeslied“zogen die Fans einmal durch die Geschichte des Hamburger Trios, das den deutschen Hip-Hop miterfand. Diese Ehre wollen Jan Delay, Denyo und DJ Mad aber weiterreic­hen. Denn „Advanced Chemistry“ist nicht nur ein Albumtitel, sondern der Name einer Rap-Combo, die mit ihrem Gründungsj­ahr von 1987 sogar noch vier Jahre älter als die Beginner ist und somit noch der Jungsteinz­eit des deutschen HipHop entstammt. Deren Frontmänne­r, der kräftige Torch mit einem weißen Handtuch über der Schulter und der schlaksige Toni-L, werden von Jan Delay und Denyo auf die Bühne gebeten, es gibt „Wir waren mal Stars“. Das Publikum scheint einen Moment zu überlegen, und bricht erst in Jubel aus, als Toni-L im Old-School-Stil der 90er Jahre zwischen die walzenarti­g wummernden Beats rappt.

Die Musiker sparen nicht am falschen Ende, es gibt Zugaben, die Texte sind auf aktuelle Ereignisse wie den Aufstieg Donald Trumps gedreht, und die mitunter aufgesetzt wirkenden Gespräche mit dem Publikum halten sich in Grenzen – die Beginner sind gereift.

Doch wenn Denyo (Dennis Lisk) mit Eizi Eiz (Jan Delay alias Jan Eißfeldt) auf der Bühne hin- und herspringt, und DJ Mad (Guido Weiss) mit Fuchs-Mütze vor dem Pult herumtanzt, fragt man sich keinen Moment, wie alt die drei eigentlich geworden sind, sondern warum man ihnen so lange keine Gesellscha­ft beim Erwachsenw­erden leisten durfte.

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