Rheinische Post Hilden

KURZKRITIK­EN

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Wiederbege­gnung mit Marc Almond Streichqua­rtette von Peter Tschaikows­ki Ádam Fischer dirigiert Mahlers Fünfte

Pop Es gibt dieses eine Lied im Schaffen des britischen Sängers Marc Almond, das alle anderen überstrahl­t. Und das ist eine Coverversi­on, dessen Original aus dem Jahre 1965 stammt und ursprüngli­ch von Gloria Jones interpreti­ert wurde. Die Rede ist natürlich von „Tainted Love“, jener sagenhafte­n Soft-Cell-Single, die sich 1981 in Großbritan­nien so oft wie keine zweite verkaufte. Die Legende besagt, dass Soft Cell das Stück an einem einzigen Tag aufgenomme­n haben. Und es wurde gleich die erste Gesangsauf­nahme von Marc Almond verwendet. Aber auch zahlreiche weitere Songs („Bedsitter“, „Tears Run Rings“), die sich auf dem neuen und ersten Karriere-umspannend­en Best-of-Album (zu haben auf CD und ausführlic­herer DoppelCD) von Marc Almond finden, zeugen von der immensen Bedeutung dieses Künstlers, der im Sommer seinen 60. Geburtstag feiert.

Andreas Huber Klassik Übt er noch, oder komponiert er schon? Diese Frage stellt sich bei den Genies der Tonkunst nicht wirklich. Die großen Meister lassen oft schon in ihren ersten Gehversuch­en erkennen, welches Zeug sie für Reiferes besitzen, wie die Gene bei ihnen verteilt sind, wie ihr Talent schon mächtig mit der Lampe leuchtet.

Natürlich sind sie selbstkrit­isch, und nicht selten endeten Frühwerke in einem Kaminfeuer. Andere Komponiste­n sind selbstbewu­sst und wissen bald, was sie können. So war es auch bei dem Russen Peter Tschaikows­ki. Von ihm kennt der Musikbetri­eb das legendäre Klavierkon­zert Nr. 1, die drei letzten Sinfonien, einige Klavierwer­ke und Lieder, die Opern „Eugen Onegin“und „Pique Dame“– aber wer wüsste zu berichten, dass Tschaikows­ki 1871 ein hinreißend­es frühes Streichqua­rtett komponiert hat? Er selbst begriff es als Übung zur Imagepfleg­e; seit ein paar Jahren hatte er das Studium in Moskau hinter sich, musste den Nachweis seiner Eignung führen – und er musste bekannt werden. Da traf es sich gut, dass Nikolai Rubinstein, der Bruder seines Lehrers Anton Rubinstein, ein Konzert nur mit Tschaikows­kiWerken arrangiert­e – und es sollte auch ein Streichqua­rtett dabei sein. Klassik Sie gilt als das hochexpres­sive Herzstück aller seiner Symphonien: Gustav Mahlers 5. Symphonie cis-Moll. Ihren weltberühm­ten langsamen Satz, das „Adagietto“, nutzte der italienisc­he Filmregiss­eur Luchino Visconti für seinen Kult-Film „Tod in Venedig“. Nun werden die Düsseldorf­er Symphonike­r dieses Drama in Noten im Rahmen ihres nächsten „Sternzeich­en“-Konzerts in der Tonhalle aufführen: und zwar am Freitag, 31. März, und am Montag, 3. April, jeweils 20 Uhr, sowie am Sonntag, 2. April, 11 Uhr. Es gibt noch Karten. Alle drei Konzerte werden für die bereits laufende Mahler-CD-Serie der Düsseldorf­er Symphonike­r unter Fischer mitgeschni­tten. Der aus Ungarn stammende Chefdirige­nt des Orchesters kombiniert die Mahler-Symphonie wie immer mit einer Kompositio­n von Joseph Haydn, diesmal ist es die Sinfonie C-Dur Nr. 97. Weitere Informatio­nen im Internet unter www.tonhalle.de. Wolfram Goertz

In diesem Metier war der Komponist nicht unerfahren, er hatte bereits mehrere Werke für diese Gattung verfertigt, nun aber setzte er sich hin und schrieb ein viersätzig­es Opus im durchaus klassische­n Stil. Die Altmeister Haydn, Beethoven und Haydn grüßen wie von Ferne, doch das Andante cantabile ist von ganz großartige­r Individual­ität, zumal Tschaikows­ki hier ein ukraini- sches Volkslied verwendet. Dieser Einzelsatz erzielte später einen solchen Erfolg, dass sich der Komponist fast ein wenig darüber ärgerte.

Nun hat das wunderbare HeathQuart­ett aus England dieses kleine, aber ungemein gehaltvoll­e Meisterwer­k mit großem Schwung, musikantis­chem Geist, Delikatess­e und unerhörtem Feingefühl für das Label Harmonia mundi aufgenomme­n – und weil die Musiker auch das 3. Quartett Tschaikows­kis dazugepack­t haben, kann man bei dieser CD von einem umfassende­n Bildungsma­ßnahme sprechen.

Wolfram Goertz

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FOTO: PA Gustav Mahler
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FOTO: LABEL CD mit den Hits von Marc Almond.
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