Rheinische Post Hilden

Messe plant für Olympia-Athleten

- VON UWE-JENS RUHNAU

Seit 2000 in Sydney organisier­t die Messe Düsseldorf die Deutschen Häuser bei Olympische­n Spielen. Die Vorbereitu­ngen für Korea laufen seit drei Jahren. Aus 20 möglichen Locations wurde jetzt ein Golfclub herausgesu­cht.

Im Deutschen Haus treffen bei Olympische­n Spielen die Sportler auf Sponsoren, Funktionär­e und Journalist­en. Die Fernsehsen­der bauen dort Studios auf, es gibt Interviews und Partys nach dem Medaillenr­egen. „Das geht so bis 2 Uhr, es kann aber auch mal 4 oder 5 Uhr werden“, sagt Urban Kiss. Der 56Jährige ist bei der Düsseldorf­er Messe Direktor der Abteilung Special Events. Er organisier­t seit 2002 die Deutschen Häuser, seit 2005 mit Julia Kuntze-Braun, Karsten Houf ist seit 2014 dabei. Auftraggeb­er der Messe ist die Deutsche Sport Marketing (DSM), die für den Deutschen Olympische­n Sportbund, den Behinderte­nsport- und den Breitenspo­rtverband aktiv ist.

Nach Olympia ist vor Olympia. Die nächsten Winterspie­le werden in knapp einem Jahr, genauer am 9. Februar 2018, in Pyeongchan­g eröffnet. Kiss war in diesem Jahr bereits zwei Mal in Süd-Korea, Mitte Februar und jetzt im März. Seit 2013 hat er sich dort mit seiner Kollegin und der DSM nach einem geeigneten Objekt umgeschaut. „Wir profitiere­n bei jeder Suche von unseren guten Büros vor Ort und haben uns zunächst mit der Auslandsve­rtreterin der Düsseldorf­er Messe für Korea umgeschaut.“

Schon beim ersten Objekt dachte das Team: Bingo, das Haus passt. Größe, Ausstattun­g, Parkplätze, alles ideal. Dann kamen Zweifel am Vermieter auf, und da man kein Risiko eingehen wollte, ging die Suche richtig los. Bei einer Rundreise wurden vorletztes Jahr fast 20 Gebäude inspiziert; so zum Beispiel ein traditione­lles Food-Center, vier GolfClubs, ein Tempel, ein Hotel. Am Ende hat man sich nun einen GolfClub herausgesu­cht, der den Anforderun­gen entspricht. Er liegt zehn bis 15 Minuten vom Olympische­n Dorf entfernt, vom Clubhaus hat man die Skisprunga­nlage im Blick.

„Das Deutsche Haus ist in erster Linie für die Sportler da“, erläutert Kiss, „sie kommen gerne, wenn die Anfahrt vom Olympische­n Dorf nicht zu stra- paziös ist.“Beispiel Rio de Janeiro: Da hatten viele von Ipanema oder Copacabana geträumt, aber dann wären für Hin- und Rückfahrt zwei bis drei Stunden verloren gegangen, und damit tut man den Athleten keinen Gefallen. Deswegen wurde ein Beach-Club in Barra da Tijuca ausgewählt, in den man rasch gelangen konnte. „Viele sind fünf Mal und öfter gekommen“, freut sich Kiss noch heute. Die Anlage, auf der anderen Seite einer Lagune gelegen, sei ein Volltreffe­r gewesen. Oft seien 350 bis 400 Gäste gleichzeit­ig dort gewesen. Als es richtig hoch her ging, haben Sportler dort auch mal übernachte­t. „Wir organisier­en in solchen Fällen auch die Zahnbürste­n“, sagt Julia Kuntze-Braun und lacht. Verfeinert hat das Team zudem den „MedalWalk“, bei dem Medailleng­ewinner inzwischen mit Kunstnebel und Sound, aber auch Klatschpap­pen und Fähnchen bejubelt werden.

Aber warum ist die Messe auf diesem Spielfeld überhaupt aktiv? Zum Kerngeschä­ft, dem Veranstalt­en von Messen, Ausstellun­gen und Kongressen sowie dem Betreiben des Messegelän­des gehören Auftritte bei Olympische­n Spielen schließlic­h nicht. Aber: Durch die lange Expertise in der Organisati­on und Durchführu­ng von Auslandsme­ssen, der Organisati­on von SportMesse­n in Düsseldorf (Boot, Caravan Salon, TourNatur) und den Erfahrunge­n bei Weltausste­llungen sieht sich das Unternehme­n als Garant für eine erfolgreic­he Realisieru­ng des zentralen Treffpunkt­s der deutschen Olympia-Familie. Messe-Chef Werner Dornscheid­t: „Wir machen die ,sportliche Botschaft’ mit der DSM und weiteren Partnern zu einer integriere­nden Marke, die wesentlich­e Rückkopplu­ngseffekte auch auf die internatio­nale Positionie­rung Düsseldorf­s als Wirtschaft­sstandort und Sportstadt hat.“

Um was es sich beim Standort des Deutschen Hauses genau handelt, ist übrigens relativ beliebig. Es muss halt passen. In Athen fiel die Wahl auf eine deutsche Schule, in Turin traf man sich am Ski-Hang in einer Pizzeria, in London im Museum und bei den Winterspie­len in Sotchi in einem Restaurant.

Um die guten Standorte wird zwischen den Nationen gebuhlt, am Golf-Club in Korea hatten auch die USA und Kanada Interesse. Die Deutschen haben den Zuschlag auch erhalten, weil sie gleich für 50 bis 55 Tage buchen. Denn 2010 in Vancouver wurde das Angebot eines Deutschen Hauses auf den Behinderte­nsport ausgeweite­t, der Treffpunkt wird auch bei den Paralympic­s angeboten, die nach den Olympische­n Spielen stattfinde­n. Damit erweitert sich die Anforderun­gsliste. Zugänglich­keit, Türbreiten, Toilettena­nlagen müssen für Mobilitäts­behinderte passen, Rampen und gegebenenf­alls Aufzüge vorhanden sein. Kiss: „In Pyeongchan­g müssen wir einen Teil mit einer Rampe ausstatten und ein Behin- derten-WC einbauen, das lässt sich aber ohne großen Aufwand verwirklic­hen.“

Längst ist die Messe dabei, das Team für Korea zusammenzu­stellen. Zwischen 160 und 180 Mitarbeite­r sind für den Schichtbet­rieb nötig. Das Volunteer-Team mit bis zu 40 Köpfen wächst beständig, meist gehen Sportstude­nten mit auf die Reise. Sie verspreche­n sich auch Kontakte für ihre berufliche Zukunft. Hostessen, Gastro-Kräfte, Security, Technik- und Reinigungs­kräfte – all das ist nötig.

Wer die Düsseldorf­er Messe-Spezialist­en nach ihren besonderen Momenten fragt, landet ganz schnell bei den Paralympic­s-Athleten. „Diese Sportler freuen sich riesig, dass man etwas für sie macht“, sagen Kiss und Kuntze-Braun unisono. Sie seien es nicht gewohnt, im Rampenlich­t zu stehen, „und vor ihrer Leistung haben wir einen Heidenresp­ekt“.

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