Rheinische Post Hilden

„Die Wahl in Frankreich entscheide­t sich auf den letzten Metern“

- VON LUDWIG KRAUSE

RP-Korrespond­entin Christine Longin gab Einblicke ins politische Frankreich – und prognostiz­iert die spannendst­e Wahl seit Langem.

DÜSSELDORF Wer gewinnt die Präsidents­chaftswahl­en in Frankreich? Woher zieht Marine Le Pen ihre Wähler? Und hat François Fillon noch eine ernsthafte Chance, sich von seiner Beschäftig­ungs-Affäre freizukämp­fen? Wenige Wochen vor den Wahlen am 23. April richten sich auch in Deutschlan­d die Augen auf Frankreich. Darum hatte der deutsch-französisc­he Kreis bereits zum vierten Mal vor einer Wahl zur Analyse in das Konferenzz­entrum der Rheinische­n Post in Düsseldorf eingeladen. Frankreich-Korrespond­entin Christine Longin gab einen Einblick in das politische Geschehen an der Seine, RP-Chefkorres­pondent Matthias Beermann führte durch den Abend. Beide machten klar: Es dürften die spannendst­en Wahlen werden, die das Land seit Jahrzehnte­n erlebt hat. „Es geht um die Frage, ob die Franzosen mit dem Stimmzette­l bewaffnet ein neues System einführen“, sagte Longin. Weg vom klassische­n Rechts- und Linksschem­a, weg vom Zweipartei­ensystem. „Der Wahlkampf gleicht einer Achterbahn­fahrt“, sagte Longin. Wer vor Monaten noch wie der klare Sieger aussah, ist nun am Boden, dafür hat es andere in die Lüfte katapultie­rt. Wer auch immer am Ende oben bleibt: „Die Wahlen dürften eine Wende einleiten“, sagte die Expertin.

Die besten Aussichten haben derzeit Emmanuel Macron mit seiner Bewegung „En Marche“und Marine Le Pen vom „Front National“. Beide liegen in den Umfragen ungefähr gleichauf, bei den Stichwahle­n hat aber Macron einen deutlichen Vorsprung. Dabei mahnte Longin allerdings zur Vorsicht: 40 Prozent der Wähler sind noch unentschlo­ssen, für wen sie ihr Kreuzchen machen wollen. Im Lager von Macron ist diese Unsicherhe­it deutlich größer als in dem von Le Pen. Abgeschlag­en sind derzeit der Konservati­ve François Fillon und der Sozialist Benoît Hamon. Aber – es ist schon viel pas- siert in den vergangene­n Monaten. „Die Wahl entscheide­t sich erst auf den letzten Metern“, schätzt Longin. Und die Parlaments­wahlen im Juni dürften mindestens genauso spannend werden.

Christine Longin begann ihre journalist­ische Laufbahn bei der Nachrichte­nagentur AFP, wo sie unter anderem die Auslandsre­daktion leitete. Mittlerwei­le beobachtet sie auch für die Rheinische Post als Korrespond­entin aus Paris das Geschehen.

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FOTOS: DPA, REUTERS Vollzug: Die britische Premiermin­isterin Theresa May unterzeich­nete am Dienstag im Kabinettss­aal in Downing Street 10 den Brief mit dem britischen Austrittsw­unsch. Hinter ihr ein Porträt des ersten britischen Premiermin­isters Robert Walpole (1676–1745).
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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Christine Longin und Matthias Beermann.

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