„Mein letztes Wort wird ein böses sein!“
Der Künstler Klaus Rinke (78) hat 30 Jahre in Haan gelebt, vor zehn Jahren zog er nach Österreich. Bis zum 25. Juni zeigt er nun einige seiner Werke im „Skulpturenpark Waldfrieden“in Wuppertal.
HAAN/WUPPERTAL Klaus Rinke hat alle Zeit der Welt. Oder besser: Er nimmt sie sich einfach. Und das, obwohl er seine Ausstellung im Wuppertaler „Skulpturenpark Waldfrieden“mit „DERZEIT. Über die Zeit und keine mehr zu haben“betitelt hat. Davon jedoch kann keine Rede sein, wenn Rinke gemeinsam mit Tony Cragg – mit dem ihn seit gemeinsamen Düsseldorfer Akademietagen eine lange Künstlerfreundschaft verbindet – zur Eröffnung seiner Werkschau über Vergangenes und Gegenwärtiges plaudert. Klaus Rinke, der beinahe 30 Jahre im damaligen Mädchenwohnheim von Jung & Simons an der Elberfelder Straße in Haan zu Hause war, lebt mittlerweile im österreichischen Neufelden. Er scheint überhaupt ein reger Wanderer zu sein, der gerne über Ozeane hinweg zwischen den Wohnorten pendelt. Aber nicht nur im räumlichen Sinne ist er gerne unterwegs. Zeichner, Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler: Das haben ihm andere als Laudatoren in seine kreative Vita geschrieben. Und Rinke ist ein visueller Philosoph. Dazu plaudert er gerne über die Kunst und diesmal eben auch über die Zeit. Dass sie rennt und man gegen sie anrennt – und dass es das Schlimmste sei, nicht von seiner Zeit getragen zu werden: Das waren noch vor Jahrzehnten seine Worte. Damals wollte er noch älter werden als sein 250 Jahre alter Kaktus und er gestand offen ein, der Kurzlebigkeit des Menschenlebens zweifelnd gegenüberzustehen. Zwischen diesen Geständnissen und dem ZeitKünstler von heute liegen beinahe 30 Jahre. Seine Kakteensammlung hat er mittlerweile dem Botanischen Garten geschenkt und er selbst sagt über sich: Man stellt sich als Mensch in die Zeit, und manchmal bin ich die Zeit. Dabei wirkt er kraftvoll, den Wirren der Zeit trotzend und wissend, dass er längst etwas geschaffen hat, das die eigene Zeit überdauern wird. Kunst ist für ihn das, was er der Anonymität entrissen und sich selbst zu Eigen gemacht hat: „Wenn du etwas erkannt und begriffen hast, gehört es dir.“
Sein erstes Atelier habe er unter Mutters Bügeltisch gehabt. Im derzeitigen Domizil könne er mit Besuchern einfach im Auto sitzen bleiben und die Scheinwerfer anmachen. Hört man Rinke zu, klingt auch immer wieder das Unverständnis über eine Gegenwart durch, in der der Mensch dabei sei, sich selbst abzuschaffen. Bevor er selbst ins Gras beißen müsse, wolle er jedenfalls noch alles rauslassen. Und dann sagt er noch: „Mein letztes Wort wird ein böses sein. Aber dann komme ich gleich wieder…“
„Wenn du etwas erkannt und begriffen hast,
gehört es dir“
Klaus Rinke