NILS HANHEIDE „Die Kreisleitstelle ist leistungsfähig“
Der Ordnungsdezernent des Kreises antwortet auf die Kritik der Stadt Haan, die Leitstelle sei in Großlagen „überfordert“.
Herr Hanheide, der aktuelle Rettungsdienstbedarfsplan zeigt auf, dass in keiner Stadt des Kreises Mettmann die geforderten acht Minuten Hilfszeit eingehalten werden konnten. Muss uns das Sorgen machen? HANHEIDE Die Hilfsfrist ist eine planerische Größe. Dieser im Vergleich mit anderen Kreisen, in denen mit 12, 15 oder noch mehr Minuten geplant wird, sehr kurze Planwert von acht Minuten wird derzeit im Kreis Mettmann in der überwiegenden Zahl der Notfallereignisse erreicht und teils deutlich unterschritten. Die Unter- oder Überschreitung dieses Planwertes um wenige Minuten hat nicht zwangsläufig medizinische Konsequenzen. Ein Grund zur Sorge besteht daher nicht. Dennoch ist die gutachterliche Feststellung ein klarer Auftrag, die Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes zu verbessern und an die gestiegenen Einsatzzahlen anzupassen. Der neue Bedarfsplan des Kreises Mettmann setzt diesen Auftrag konsequent um. Sind Sie zuversichtlich, dass mit der geplanten Aufstockung von Arbeitszeit, Personal und Fahrzeugen sicher Abhilfe geleistet wird? HANHEIDE Ja, die Umsetzung der Empfehlungen des Gutachters wird die Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes deutlich steigern. Während und nach der Umsetzung werden die Eintreffzeiten und Hilfsfristen laufend ausgewertet und die Erreichung der Ziele überprüft. Feuerwehren werden ihre Ersatzfahrzeuge nun als reguläre Fahrzeuge einsetzen, um Kosten der Anschaffung zu sparen, fürchten Kritiker. Ist das wirklich ein Problem? HANHEIDE Auf allen Rettungswachen stehen mindestens zwei Einsatzfahrzeuge. Bei einem unerwarteten Ausfall kann also zunächst ein anderes Rettungsmittel eingesetzt werden. Tatsächliche Ersatzfahrzeuge, sogenannte technische Reservefahrzeuge, werden nicht auf allen Wachen vorgehalten. Eine Reihe von Unternehmen bieten die Miete von Rettungs- und Krankentransportfahrzeugen an. Diese Möglichkeit wird im Kreis in unterschiedli- cher Form und mit positiven Erfahrungen genutzt. Zum einen können von diesen Firmen innerhalb sehr kurzer Zeit Ersatzfahrzeuge bereitgestellt werden. Auch eine Anmietung für einen kurzen Zeitraum ist verfügbar. Ebenso kann eine Langzeitmiete von Einsatzfahrzeugen eine geeignete und wirtschaftliche Alternative zur Beschaffung sein. Wie gestaltet sich der Schulungsbedarf bei den Feuerwehren der Städte? Ist dies ein schwierig zu bewältigendes Problem? Welche Folgen (Kosten, Zeitaufwand) zieht es nach sich? HANHEIDE Mit der Erhöhung der Personalvorhaltung in den Rettungswachen entsteht auch ein Mehrbedarf in der Aus- und Fortbildung dieses Personals. Beides kann über die neue Rettungsdienstschule des Kreises Mettmann sichergestellt werden. Wie schnell neues und bereits ausgebildetes Personal eingestellt werden kann, ist derzeit nicht abzusehen, weil auch in vielen anderen Städten und Kreisen durch auch dort gestiegene Einsatzzahlen ein Mehrbedarf an Personal entstanden ist. Die Stadt Haan zeigt sich in einem Brief an die Kreisverwaltung Mettmann skeptisch, sich bereits in diesem Jahr der Kreisleitstelle zuschalten zu lassen. In dem Brief heißt es, dass „die Leitstelle des Kreises Mettmann bezüglich der Notrufabfragekapazitäten“schon jetzt – nur sechs der zehn kreisangehörigen Städte sind zugeschaltet – in so genannten großen Flächenlagen „überfordert“sei. Können Sie das bestätigen? HANHEIDE Die Leistungsfähigkeit der Kreisleitstelle richtet sich nach der Anzahl der eingehenden Notrufe und dem Arbeitsaufkommen. Derzeit orientiert sich die Konzeption an der Tatsache, dass nur aus sechs der zehn kreisangehörigen Städte der Notruf 112 in der Kreisleitstelle angenommen wird. Erhöht sich das Notruf- und Arbeitsaufkommen durch Aufschaltung des Notrufs aus weiteren Städten, wird die Leistungsfähigkeit der Kreisleitstelle selbstverständlich entsprechend angepasst. Schon jetzt stellt die personelle Besetzung der Kreisleitstelle – im Gegensatz zu den Einsatzzentralen derjenigen kreisangehörigen Städte, die selbstständig Notrufe ab- fragen – zu jeder Zeit sicher, dass mehrere gleichzeitig eingehende Notrufe angenommen und bearbeitet werden können. Die Stadt Haan argumentiert in dem Schreiben an die Kreisverwaltung weiterhin, dass ein Beitritt weiterer Städte zur Kreisleitstelle erst Sinn macht, wenn deren Neubau 2021 erfolgt ist. Was entgegnen Sie? HANHEIDE Die unverzügliche kreisweite Aufschaltung des Notrufs auf die Kreisleitstelle ist insbesondere in Bezug auf den Rettungsdienst aus Sicht des Kreises Mettmann unter Qualitätsgesichtspunkten unabdingbar. Die Leistungsfähigkeit der Kreisleitstelle kann auch vor Bezug des Neubaus erhöht werden. Die zeitliche Umsetzung wird abhängig vom Volumen im Einzelfall geprüft. Die Notrufe aus Haan können in der Kreisleitstelle mit wenigen Veränderungen schon in der bestehenden Leistungsfähigkeit mit einem wenige Monate umfassenden Vorlauf abgebildet werden. Zu wann werden die neuen Vorgaben des Rettungsdienstbedarfsplans umgesetzt sein? HANHEIDE Der Rettungsdienst besteht aus mehreren Aufgabenbereichen. Priorität hat naturgemäß die Notfallrettung, deren Leistungsfähigkeit so schnell wie möglich erhöht werden muss, um die geforderten Hilfsfristen im Interesse der Bürger zu erreichen. Die Neuorganisation des Krankentransportes soll künftig eine durchgehende Verfügbarkeit und zentrale Steuerung von Krankentransportleistungen realisieren, um Rettungswagen frei zu halten. Die gesamte Neuorganisation des Rettungsdienstes im Kreis Mettmann soll in einem Zeitraum von maximal zwei Jahren nach Inkrafttreten des Rettungsdienstbedarfsplans erfolgen, möglichst aber deutlich schneller.