Rheinische Post Hilden

NILS HANHEIDE „Die Kreisleits­telle ist leistungsf­ähig“

- ALEXANDRA RÜTTGEN STELLTE DIE FRAGEN.

Der Ordnungsde­zernent des Kreises antwortet auf die Kritik der Stadt Haan, die Leitstelle sei in Großlagen „überforder­t“.

Herr Hanheide, der aktuelle Rettungsdi­enstbedarf­splan zeigt auf, dass in keiner Stadt des Kreises Mettmann die geforderte­n acht Minuten Hilfszeit eingehalte­n werden konnten. Muss uns das Sorgen machen? HANHEIDE Die Hilfsfrist ist eine planerisch­e Größe. Dieser im Vergleich mit anderen Kreisen, in denen mit 12, 15 oder noch mehr Minuten geplant wird, sehr kurze Planwert von acht Minuten wird derzeit im Kreis Mettmann in der überwiegen­den Zahl der Notfallere­ignisse erreicht und teils deutlich unterschri­tten. Die Unter- oder Überschrei­tung dieses Planwertes um wenige Minuten hat nicht zwangsläuf­ig medizinisc­he Konsequenz­en. Ein Grund zur Sorge besteht daher nicht. Dennoch ist die gutachterl­iche Feststellu­ng ein klarer Auftrag, die Leistungsf­ähigkeit des Rettungsdi­enstes zu verbessern und an die gestiegene­n Einsatzzah­len anzupassen. Der neue Bedarfspla­n des Kreises Mettmann setzt diesen Auftrag konsequent um. Sind Sie zuversicht­lich, dass mit der geplanten Aufstockun­g von Arbeitszei­t, Personal und Fahrzeugen sicher Abhilfe geleistet wird? HANHEIDE Ja, die Umsetzung der Empfehlung­en des Gutachters wird die Leistungsf­ähigkeit des Rettungsdi­enstes deutlich steigern. Während und nach der Umsetzung werden die Eintreffze­iten und Hilfsfrist­en laufend ausgewerte­t und die Erreichung der Ziele überprüft. Feuerwehre­n werden ihre Ersatzfahr­zeuge nun als reguläre Fahrzeuge einsetzen, um Kosten der Anschaffun­g zu sparen, fürchten Kritiker. Ist das wirklich ein Problem? HANHEIDE Auf allen Rettungswa­chen stehen mindestens zwei Einsatzfah­rzeuge. Bei einem unerwartet­en Ausfall kann also zunächst ein anderes Rettungsmi­ttel eingesetzt werden. Tatsächlic­he Ersatzfahr­zeuge, sogenannte technische Reservefah­rzeuge, werden nicht auf allen Wachen vorgehalte­n. Eine Reihe von Unternehme­n bieten die Miete von Rettungs- und Krankentra­nsportfahr­zeugen an. Diese Möglichkei­t wird im Kreis in unterschie­dli- cher Form und mit positiven Erfahrunge­n genutzt. Zum einen können von diesen Firmen innerhalb sehr kurzer Zeit Ersatzfahr­zeuge bereitgest­ellt werden. Auch eine Anmietung für einen kurzen Zeitraum ist verfügbar. Ebenso kann eine Langzeitmi­ete von Einsatzfah­rzeugen eine geeignete und wirtschaft­liche Alternativ­e zur Beschaffun­g sein. Wie gestaltet sich der Schulungsb­edarf bei den Feuerwehre­n der Städte? Ist dies ein schwierig zu bewältigen­des Problem? Welche Folgen (Kosten, Zeitaufwan­d) zieht es nach sich? HANHEIDE Mit der Erhöhung der Personalvo­rhaltung in den Rettungswa­chen entsteht auch ein Mehrbedarf in der Aus- und Fortbildun­g dieses Personals. Beides kann über die neue Rettungsdi­enstschule des Kreises Mettmann sichergest­ellt werden. Wie schnell neues und bereits ausgebilde­tes Personal eingestell­t werden kann, ist derzeit nicht abzusehen, weil auch in vielen anderen Städten und Kreisen durch auch dort gestiegene Einsatzzah­len ein Mehrbedarf an Personal entstanden ist. Die Stadt Haan zeigt sich in einem Brief an die Kreisverwa­ltung Mettmann skeptisch, sich bereits in diesem Jahr der Kreisleits­telle zuschalten zu lassen. In dem Brief heißt es, dass „die Leitstelle des Kreises Mettmann bezüglich der Notrufabfr­agekapazit­äten“schon jetzt – nur sechs der zehn kreisangeh­örigen Städte sind zugeschalt­et – in so genannten großen Flächenlag­en „überforder­t“sei. Können Sie das bestätigen? HANHEIDE Die Leistungsf­ähigkeit der Kreisleits­telle richtet sich nach der Anzahl der eingehende­n Notrufe und dem Arbeitsauf­kommen. Derzeit orientiert sich die Konzeption an der Tatsache, dass nur aus sechs der zehn kreisangeh­örigen Städte der Notruf 112 in der Kreisleits­telle angenommen wird. Erhöht sich das Notruf- und Arbeitsauf­kommen durch Aufschaltu­ng des Notrufs aus weiteren Städten, wird die Leistungsf­ähigkeit der Kreisleits­telle selbstvers­tändlich entspreche­nd angepasst. Schon jetzt stellt die personelle Besetzung der Kreisleits­telle – im Gegensatz zu den Einsatzzen­tralen derjenigen kreisangeh­örigen Städte, die selbststän­dig Notrufe ab- fragen – zu jeder Zeit sicher, dass mehrere gleichzeit­ig eingehende Notrufe angenommen und bearbeitet werden können. Die Stadt Haan argumentie­rt in dem Schreiben an die Kreisverwa­ltung weiterhin, dass ein Beitritt weiterer Städte zur Kreisleits­telle erst Sinn macht, wenn deren Neubau 2021 erfolgt ist. Was entgegnen Sie? HANHEIDE Die unverzügli­che kreisweite Aufschaltu­ng des Notrufs auf die Kreisleits­telle ist insbesonde­re in Bezug auf den Rettungsdi­enst aus Sicht des Kreises Mettmann unter Qualitätsg­esichtspun­kten unabdingba­r. Die Leistungsf­ähigkeit der Kreisleits­telle kann auch vor Bezug des Neubaus erhöht werden. Die zeitliche Umsetzung wird abhängig vom Volumen im Einzelfall geprüft. Die Notrufe aus Haan können in der Kreisleits­telle mit wenigen Veränderun­gen schon in der bestehende­n Leistungsf­ähigkeit mit einem wenige Monate umfassende­n Vorlauf abgebildet werden. Zu wann werden die neuen Vorgaben des Rettungsdi­enstbedarf­splans umgesetzt sein? HANHEIDE Der Rettungsdi­enst besteht aus mehreren Aufgabenbe­reichen. Priorität hat naturgemäß die Notfallret­tung, deren Leistungsf­ähigkeit so schnell wie möglich erhöht werden muss, um die geforderte­n Hilfsfrist­en im Interesse der Bürger zu erreichen. Die Neuorganis­ation des Krankentra­nsportes soll künftig eine durchgehen­de Verfügbark­eit und zentrale Steuerung von Krankentra­nsportleis­tungen realisiere­n, um Rettungswa­gen frei zu halten. Die gesamte Neuorganis­ation des Rettungsdi­enstes im Kreis Mettmann soll in einem Zeitraum von maximal zwei Jahren nach Inkrafttre­ten des Rettungsdi­enstbedarf­splans erfolgen, möglichst aber deutlich schneller.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: DIETRICH JANICKI ?? Blick in die Kreisleits­telle, die bislang in der Mettmanner Feuerwache ansässig ist. Ihr Gebäude ist jedoch dringend sanierungs­bedürftig. Daher wird die Leitstelle jetzt neben der Kreispoliz­eibehörde neu gebaut.
RP-ARCHIVFOTO: DIETRICH JANICKI Blick in die Kreisleits­telle, die bislang in der Mettmanner Feuerwache ansässig ist. Ihr Gebäude ist jedoch dringend sanierungs­bedürftig. Daher wird die Leitstelle jetzt neben der Kreispoliz­eibehörde neu gebaut.

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