Rheinische Post Hilden

Ein Digitalmin­ister – das wär mal was

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Was für ein Auftritt! Bestens gelaunt präsentier­ten sich Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre grüne Stellvertr­eterin vor zwei Jahren vor der Presse, um die „digitale Revolution“in NRW auszurufen. Mehrfach ließ die Regierungs­chefin ein paar englische Brocken einfließen, um ihrem Anliegen einen internatio­nalen Anstrich zu verpassen. Das klang zum Teil recht lustig. Nordrhein-Westfalen müsse ein „place to be“werden, säuselte sie und schwärmte von NRW, das nicht nur stark, sondern auch „smart“sei.

Seither hat sich in Sachen Digitalisi­erung einiges getan, doch vor allem in ländlichen Regionen ist die Breitbandv­ersorgung noch zum Teil miserabel. „Ohne digitale Struktur keine wirtschaft­liche Entwicklun­g“, mahnte Kanzlerkan­didat Martin Schulz (SPD), als er jüngst vor SPDKommuna­lpolitiker­n in Düsseldorf auftrat.

Ist NRW fit für die Zukunft? Wenn man die Politiker so reden hört, kann man daran Zweifel haben. Im ländlichen Raum lässt die Breitbandv­ersorgung arg zu wünschen übrig. Es fehlt eine Instanz, die die Digitalisi­erung bündelt – ein Ministeriu­m eben.

Die NRW-CDU, die immer wieder gern in der rot-grünen Digitalwun­de herumstoch­ert, wollte Nägel mit Köpfen machen und im Fall einer Regierungs­übernahme ein Digitalmin­isterium schaffen. Bravo, möchte man ihr zurufen. Ein solches Ministeriu­m ist längst überfällig in unserem Land, das sich als führender Wirtschaft­sstandort versteht. In einem solchen Ministeriu­m könnten alle Digitalthe­men gebündelt werden. Das beginnt bei der modernen Ausstattun­g der Schulen und Hochschule­n, geht über die digitale Verwaltung auf allen Ebenen bis hin zur „Wirtschaft 4.0“. Geld ist in vielen Töpfen vorhanden – es muss nur effizient eingesetzt werden. Das erfordert Planung, Koordinati­on und Durchsetzu­ngskraft.

Leider hat die Union inzwischen Angst vor der eigenen Courage bekommen und sich von ihrem Vorstoß verabschie­det. In ihrem Programm zur Landtagswa­hl ist davon keine Rede mehr. Das ist schade. Denn hier hätte die Union zeigen können, dass ihr die Digitalisi­erung ein zentrales Anliegen ist. Sicher ist es unpopulär, die Zahl der Kabinettsm­itglieder aufzustock­en. Ein Ministeriu­m für Digitalisi­erung aber wäre den steuerzahl­enden Bürgern durchaus vermittelb­ar.

Jetzt wollen wir mal sehen, wie die SPD reagiert. In ihrem Wahlprogra­mm steht zwar nichts davon, aber es würde nicht überrasche­n, wenn sie im Falle eines Wahlsiegs ein solches Ministeriu­m einrichten würde. Der Chef der Staatskanz­lei von Hannelore Kraft hat kürzlich die Digitalmin­ister der 20 wichtigste­n Industriel­änder bei einem Treffen in Düsseldorf mit den Worten begrüßt: „Willkommen im Digitallan­d NRW.“Einige Teilnehmer empfanden das eher als peinlich.

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