Rheinische Post Hilden

Schotter schmerzt Jogger an den Füßen

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Mehr als grobkörnig ist der Belag, den das Forstamt jetzt auf Wanderwege­n im Stadtwald aufgebrach­t hat.

HILDEN Christiane Linden geht in die Hocke und klaubt einige Steine vom Boden auf. Sie sind fast handteller­groß. „Gucken Sie sich mal die Brocken hier an“, sagt sie. „Wie sollen da ältere Leute langlaufen können?“

Zum Jahreswech­sel wurden im Hildener Stadtwald einige Gehwege neu befestigt. Nach Auskunft von Förster Dennis Anders haben Forstarbei­ter auf insgesamt 500 Laufmetern ein Mineralgem­isch aus Grauwacke aufgebrach­t – nichts anderes als Schotter also. Er wurde in zwei Schichten aufgetrage­n. Die Steine der unteren Schicht weisen Größen von bis zu 45 Millimeter auf, die der oberen Schicht von bis zu 22 Millimeter. Doch beide vermischen sich. Größere Steine liegen zwischen kleineren. Aus Sicht von Christiane Linden ist das viel zu grobkörnig. „Schon rein optisch hat man den Eindruck, sich in einer Kiesgrube zu befinden“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Viel schlimmer aber ist das Laufgefühl. Christiane Linden ist Übungsleit­erin für Wirbelsäul­en-Gymnastik und joggt bis zu drei mal in der Woche für eine Stunde im Stadtwald. Die Schotterst­eine sind durch die Sohlen ihrer

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R Laufschuhe schmerzhaf­t zu spüren. „Für mich als Jogger ist das ein ständiges Ärgernis, und für Menschen mit Gehhilfen oder Rollstühle­n ist dieser Belag absolut ungeeignet.“

Das sehen auch andere Freizeitsp­ortler so. Als Christiane Linden der RP ihr Ärgernis im Stadtwald präsentier­t, joggen zufällig auch Alexander Eisenhauer und Patrick Panchyrz an der Stelle vorbei. Der neue Belag sei „sehr schlecht, man kann halt umknicken beim Laufen“, erzählen sie auf Nachfrage. „Und die Steine drücken beim Laufen durch die Sohlen.“Auch eine ältere Spaziergän­gerin wirkt unsicher: „Ich stelle gerade fest, dass der Belag beschwerli­ch unter den Sohlen ist“, sagt sie, während sie sehr langsam den Waldweg entlang geht.

Christiane Linden nickt. Sie habe bereits beobachtet, dass ältere Menschen an die Ränder der Wege ausweichen. Unverständ­lich ist es aus ihrer Sicht auch, dass die TrimmDich-Stationen ebenfalls mit diesem Schotter ausgestatt­et seien. Der Wanderweg ist Teil des Neanderlan­dsteigs. Es sei sicherlich notwendig, die Wege zu befestigen, „aber nirgends wurde derart unpassende­s Material verwendet“, sagt sie.

Das sieht Förster Dennis Anders nicht so. „Das ist die erste Rückmeldun­g dieser Art“, berichtet er. Andere Hildener hätten sich erfreut gezeigt, „dass der verschlamm­te Bodenbelag endlich ausgewechs­elt wurde“. Für die Befestigun­g von Wanderwege­n gebe es so genannte „Wegebau-Richtlinie­n“, an die sich das Hildener Forstamt gehalten habe. Schotter sei das klassische Material für den Wegebau, denn das gebrochene Gestein verzahne sich ineinander – anders als Kies mit seinen glatten Oberfläche­n.

15 Jahre, manchmal auch länger, soll ein erneuerter Bodenbelag halten. Doch der Wald lebt: Regelmäßig fallen im Herbst Blätter auf die Wege, die die Lücken zwischen dem Schotter verfüllen. Sie verdichten ihn und lassen ihn auf Dauer matschig werden. Auch der frisch aufgetrage­ne Belag werde sich schnell mit dem herabfalle­nden Laub vermischen, so Anders. Im kommenden Jahr sei das Laufgefühl auf diesen Wegen bereits komfortabl­er. „Sie werden sich bald wieder zu klassische­n, federnden Waldwegen verändern“, erläutert der Förster. „Schon im nächsten Frühjahr werden die Spaziergän­ger eine deutliche Veränderun­g wahrnehmen.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Christiane Linden hält einige Brocken in der Hand, die beim Schottern der Wege im Stadtwald aufgebrach­t wurden.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Christiane Linden hält einige Brocken in der Hand, die beim Schottern der Wege im Stadtwald aufgebrach­t wurden.

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