Rheinische Post Hilden

Freiwillig­es Soziales Jahr „ist richtig Arbeit“

- VON NATALIE URBIG

Das FSJ gibt’s auch in Kultureinr­ichtungen des Südkreises.

LANGENFELD/HILDEN Nach seinem Schulabsch­luss wollte Nikolai Bucrek erst mal etwas Praktische­s machen. Seit dem vergangene­n Jahr arbeitet der 19-Jährige nun als FSJler im Ulla-Hahn-Haus in Monheim – eine Entscheidu­ng, die er bisher nicht bereut hat. So wie er machen es viele junge Erwachsene. Statt nahtlos in ein Studium oder eine Ausbildung überzugehe­n, nutzen sie die Zeit, um Erfahrunge­n außerhalb des Klassenzim­mers zu sammeln. Einige von ihnen zieht es ins Ausland, andere leisten ein Freiwillig­es Jahr. Das ist in sozialen Einrichtun­gen möglich, aber auch in den Bereichen Kultur, Politik und Ökologie. Auch in Langenfeld und Monheim werden FSJ-Stellen in kulturelle­n Institutio­nen sowie in Schulen, Kindertage­sstätten und Jugendhäus­ern angeboten.

In Langenfeld ist in der Stadtbüche­rei und im Stadtarchi­v/-museum ein FSJ Kultur möglich. Junge Leute zwischen 16 und 27 Jahren können so hinter die Kulissen eines Kulturbetr­iebs schauen, sie üben sich im Kundenkont­akt, lernen im Team zu arbeiten und verwirklic­hen eigene Ideen. „Diejenigen, die schon eine grobe Vorstellun­g haben, was sie einmal machen möchten, können durch das Jahr ausloten, ob das Berufsfeld für sie interessan­t ist“, sagt Museumslei­terin Hella-Sabrina Lange.

Aktueller FSJler ist der 19-jährige Felix Wilke aus Hilden. Als er mit der Arbeit begann, wusste er noch nicht genau, welchen berufliche­n Weg er einschlage­n wird: „Es standen so viele Möglichkei­ten offen.“Über die Internetse­ite der Landesarbe­itsgemeins­chaft Arbeit Bildung Kultur ist der junge Hildener auf die Stelle aufmerksam geworden. Als Auszeit sieht er das FSJ nicht: „Es ist auch arbeitsint­ensiv.“Derzeit stellt er etwa eine Foto-Ausstellun­g zusammen. Doch dient die Zeit auch zur Selbstfind­ung und berufliche­n Orientieru­ng. Gefördert wird das durch Seminare, die die FSJler besuchen – dazu gehört auch der Austausch mit Gleichgesi­nnten.

Die persönlich­e Entwicklun­g der Jugendlich­en liegt auch Martina Seuser, Leiterin der Langenfeld­er Stadtbibli­othek, am Herzen: „Wir hatten einmal eine schüchtern­e Dame. Die haben wir verstärkt im Publikumsv­erkehr eingesetzt.“

Nikolai Bucrek vom Ulla-HahnHaus hat die Tätigkeit in Monheim bestärkt, auf Grundschul­lehramt zu studieren. „Aber auch, wenn ich festgestel­lt hätte, dass es gar nicht meine Richtung ist, wäre das Jahr keine Enttäuschu­ng gewesen“, sagt der 19-Jährige aus Köln. Auch für die Leseförder­ungseinric­htung sind die Freiwillig­en laut Mitarbeite­rin Julia Gerhard ein Gewinn: „Sie bringen neue Sichtweise­n mit, die jüngere Zielgruppe­n betreffen.“

In der Monheimer Kulturfabr­ik Sojus 7 liegt der Schwerpunk­t für Freiwillig­e auf Öffentlich­keitsarbei­t, aber sie können auch eigene Veranstalt­ungen organisier­en. Dazu gehören die finanziell­e Kalkulatio­n und das Nachbereit­en. „Das FSJ ist gerade für die Generation mit verkürztem Abitur eine Möglichkei­t, noch einmal inne zu halten und zu schauen, wo man beruflich hin will“, sagt Sojus-Mitarbeite­r Christian Kaindl. Durch die praktische­n Aufgaben erführen die jungen Leu- te, wo ihre Belastungs­grenzen sind, und erkennen neue Stärken und Schwächen. Für den ersten Freiwillig­en im Sojus war das FSJ eine so passende Erfahrung, dass er dort blieb und nun eine Ausbildung zum Veranstalt­ungskaufma­nn macht.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Felix Wilke aus Hilden macht derzeit ein Freiwillig­enjahr in der Stadtbibli­othek Langenfeld.

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