Rheinische Post Hilden

Vidals Kopfball reicht den Bayern nicht

- VON ROBERT PETERS

Sie verlieren das Viertelfin­al-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid daheim mit 1:2.

MÜNCHEN Es waren viele Lewandowsk­is gestern im Münchner Stadion, vor allem in den beiden Kurven. Schließlic­h ist das Trikot mit dem Namen des polnischen Nationalsp­ielers ziemlich beliebt unter Bayern-Fans. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass besagter Stürmer, Vorname Robert, auf dem Rasen zum Besten in Europas Fußball gehört. Gestern konnte er das nicht zeigen. Die Schulterpr­ellung aus der Bundesliga-Partie gegen Borussia Dortmund war wohl doch zu schwerwieg­end. Im ChampionsL­eague-Viertelfin­ale gegen Real Madrid war der beste Torschütze der Bundesliga nicht einmal im Aufgebot. Nicht gerade vorteilhaf­t für seine Mannschaft. Sie unterlag mit 1:2.

Lewandowsk­i wurde im Angriffsze­ntrum von Thomas Müller vertreten. Der bot die von ihm gewohnte hingebungs­volle Laufarbeit, aber er hat natürlich nicht die körperlich­e Präsenz des Polen. Außerdem wünschte man Thomas Müller an diesem Abend gelegentli­ch einen wie Thomas Müller in der zurückhäng­enden Stürmerpos­ition als Unterstütz­ung. Zwei von der Sorte haben allerdings nicht einmal die Bayern. So kam das Spiel der Münchner in der Mitte nicht so recht auf Touren. Thiago sollte aus der Mittelfeld­zentrale mehr in die Offensive rücken, auf die Position der Zehn, wie das im Fußballspr­ech heißt. Mit dieser Rolle fremdelt er ein wenig.

Deshalb versuchten die Münchner, den prominente­n Gegner schnell über die Außen auszuspiel­en. Das gelang nach Anlaufschw­ierigkeite­n, die Madrid zu ersten guten Möglichkei­ten nutzte. Zweimal stand der ehemalige Bayer Toni Kroos im Mittelpunk­t. Zunächst wurde sein Schuss abgeblockt, dann landete seine chirurgisc­h präzise Flanke auf dem Kopf von Karim Benzema. Der Franzose brachte den Ball auch gefährlich aufs Tor, aber Manuel Neuer erledigte die Angelegenh­eit in Zusammenar­beit mit dem Dreieck aus Latte und Pfosten. Das 1:0 fiel dennoch auf der ande- ren Seite. Arturo Vidal wuchtete den Ball nach einem Eckstoß von Thiago mit dem Kopf ins Tor. Und er hätte auch allein für eine Vorentsche­idung vor dem Wechsel sorgen können. Doch sein Kopfball nach sehenswert­er Vorarbeit von Arjen Robben, der Kroos kurz vor der Grundlinie schwindlig spielte, flog über den Kasten von Keylor Navas. Bei einem umstritten­en Handelfmet­er unmittelba­r vor dem Wechsel drosch Vidal den Ball in den Abendhimme­l wie einst der große Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 in Belgrad.

Das eröffnete Real die Gelegenhei­t zum Comeback. Casemiro spielte den Ball dankbar in den Freiraum auf der linken Münchner Abwehrseit­e, Carvajal passte in die Mitte, und Ronaldo erledigte den Rest. Nicht eben das, was sich eine Heimmannsc­haft zum Auftakt der zweiten Hälfte wünscht. Selbst an den Über-Bayern gehen solche Rückschläg­e nicht spurlos vorüber. Der Aufbau wurde fehlerhaft­er, Real wirkte selbstsich­erer. Und als sich Javi Martínez auch noch die GelbRote Karte einhandelt­e, war das Halbfinale für die Gastgeber ganz weit weg. Trainer Carlo Ancelotti versuchte, trotz der Unterzahl noch einmal offensive Reize zu setzen. Er nahm den sichtlich entkräftet­en Franck Ribéry vom Feld, Douglas Costa kam. Die Bayern betrieben allerdings ein gewagtes Spiel, weil sie Druck machen mussten und trotzdem nicht zu viele Kontergele­genheiten bieten durften. Real wiederum fühlte, dass es schon im Hinspiel die Entscheidu­ng schaffen konnte und blieb gegen sonstige Gewohnheit sehr aktiv. Obwohl Neuer zahlreiche erstklassi­ge Chancen vereitelte, schlug Ronaldo auch noch zum 2:1 für Madrid zu. Den Bayern bleibt nur eine Hoffnung: Im Rückspiel kann Lewandowsk­i wieder dabei sein.

 ?? FOTO: DPA ?? Reals Torhüter Keylor Navas sieht den Kopfstoß von Arturo Vidal zum 1:0 mit großen Augen, trotzdem bekommt er die Arme nicht rechtzeiti­g hoch.
FOTO: DPA Reals Torhüter Keylor Navas sieht den Kopfstoß von Arturo Vidal zum 1:0 mit großen Augen, trotzdem bekommt er die Arme nicht rechtzeiti­g hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany