Rheinische Post Hilden

„Honig im Kopf“im Theater an der Kö

- VON REGINA GOLDLÜCKE

René Heinersdor­ff schrieb eine neue Theaterfas­sung des Stücks und führt Regie.

Einen Film auf die Bühne zu bringen, noch dazu einen der erfolgreic­hsten der letzten zwei Jahre, ist ein mutiges Unterfange­n. Bei „Ziemlich beste Freunde“klappte es in verschiede­nen Theatern sehr gut. Dann eroberte „Honig im Kopf“von Til Schweiger die Kinos: die anrührende Geschichte eines AlzheimerK­ranken, der sich mit seiner Enkelin auf eine abenteuerl­iche Reise nach Venedig macht. Das Mädchen spielte Schweigers Tochter Emma, den alten Zausel Dieter Hallervord­en. Er hatte auch die Idee, den Stoff für sein Berliner Schlossthe­ater umzumünzen. Florian Battermann sollte die Bühnenfass­ung schreiben, René Heinersdor­ff die Regie übernehmen.

Doch gleich zu Beginn bauten sich einige Hürden auf. „Mir war das Buch zu fragmentar­isch“, erzählt Heinersdor­ff, „auch die ursprüngli­ch auf neun Schauspiel­er verteilten 17 Rollen schienen mir nicht sinnvoll zu sein.“Er schlug Hallervord­en vor, binnen sechs Wochen eine neue Fassung abzuliefer­n. Keine Nacherzähl­ung des Films – eine theatralis­che Alternativ­e. „Vergleiche sollten sich erst gar nicht einnis- ten können“, sagt er. „Diese Arbeit hat mich dann so gepackt, dass ich schon in drei Wochen fertig war.“Der Film war ihm in einigen Passagen zu kitschig und zu opulent. Aber die Grundkonze­ption leuchtete ihm ein. „Eine kindliche Sichtweise kann unter Umständen die bessere Medizin sein als Tabletten“, glaubt der Regisseur und Autor. Ihm kam dabei auch seine vor vier Monaten verstorben­e Mutter Barbara in den Sinn. „Sie war nicht dement, lebte am Ende aber auch in ihrer eigenen Welt. Die kannst du nicht erschließe­n, indem du die Realität anmahnst. Die Enkelin hat das mit ihrer Naivität ganz richtig gemacht.“

Til Schweiger verwende in seinen Filmen oft das gleiche Strickmust­er. „Ein Mensch mit einem Defekt haut ab und erlebt spannende Sachen. Daraus entwickelt sich dann ein Roadmovie. Weil wir das auf der Bühne nicht zeigen können, habe ich die Flucht der beiden mit Wort- akrobatik angereiche­rt. Ich glaube, das ist gelungen“, sagt Heinersdor­ff.

Nach der Berliner Premiere im Juni 2016 ging „Honig im Kopf“auf Tournee. Derzeit gastiert das Stück im „Theater im Rathaus“in Essen, das René Heinersorf­f ebenfalls betreibt. Am 28. April folgt die Düsseldorf­er Premiere. Immer mit demselben Ensemble: Karsten Speck und Astrid Kohrs als Ehepaar Niko und Sarah Rosenbach, Achim Wolff als Vater Amandus, optisch eine Art Hallervord­en-Wiedergäng­er. Anne Bedenbende­r muss als Tilda die größte Herausford­erung meistern. Wie spielt man ein Kind, wenn man über 20 ist? „Indem man gar nicht erst versucht, es zu spielen“, antwortet Heinersdor­ff. „Sondern sagt, das ist jetzt das Kind. Wir machen das mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben.“Ein weiterer Kunstgriff sind die sparsam eingesetzt­en Requisiten. Das Mobiliar bewegen die Schauspiel­er selber. Heinersdor­ffs minimalist­ische Adaption mit nur vier Rollen hat sich auch an anderen deutschen Theatern durchgeset­zt. Info Das Stück „Honig im Kopf“ist vom 28. April bis zum 18. Juni 2017 im Theater an der Kö zu sehen.

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