Rheinische Post Hilden

Der Holocaust vor Gericht

- VON WOLFGANG MARX

„Verleugnun­g“rollt den Prozess gegen Holocaust-Leugner David Irving auf.

(dpa) Vor 17 Jahren begann ein Prozess, der Geschichte schrieb: David Irving hatte die US-Historiker­in Deborah E. Lipstadt wegen Verleumdun­g verklagt. In ihrem Buch „Betrifft: Das Leugnen des Holocaust“hatte sie den britischen Geschichts­autor als Antisemit und HolocaustL­eugner bezeichnet.

David Irving war durchaus ein Mann von Reputation, bis er sich zum Hitler-Verehrer wandelte und zu einem der prominente­sten Vertreter der internatio­nalen rechten Szene aufstieg. In seinem dokumentar­isch anmutenden Polit-Drama „Verleugnun­g“hat Regisseur Mick Jackson ganz zurückhalt­end diesen Prozess mit einer hochkaräti­gen Besetzung verfilmt, in dem Moral, Geschichte und Justiz aufeinande­rprallen – was nicht selten ungläubige­s Staunen, Schrecken und Entsetzen hervorruft: Lipstadt muss beweisen, dass ihre Behauptung­en wahr sind – kein leichtes Unterfange­n.

„No Holes, No Holocaust“war eine der erschütter­ndsten Schlagzeil­en nach einem Prozesstag, bei dem Irving behauptet hatte, dass es in dem Konzentrat­ionslager Auschwitz nicht zur Massenvern­ichtung gekommen sei, da es im Krematoriu­m Nummer 2 keine Löcher gegeben habe, durch die die todbringen­den Zyklon B-Kristalle hätten eingeleite­t werden können. Timothy Spall („Mr. Turner – Meister des Lichts“) verkörpert brillant diesen sich in seiner selbstgefä­lligen Arroganz sonnenden Mann, der sich vor Gericht selbst vertritt. Wie diese Selbstsich­erheit aber immer brüchiger wird und Irving in sich zusammenfä­llt, ist mit Kunst vorgebrach­t.

Mick Jacksons „Verleugnun­g“ist ein starkes, ein wichtiges, ein aufwühlend­es und dabei auch noch überaus spannend inszeniert­es Gerichtsdr­ama. Verleugnun­g, Großbritan­nien/USA 2016 Regie: Mick Jackson, 1 10 Min.

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