Geschmacksfeuerwerk der Koch-Rebellen
Vier erstklassige Köche betörten die Gäste der Kulinarischen Begegnung mit ihren außergewöhnlichen Kreationen. Zwischen den Gängen kamen sie ins Plaudern.
Das erleben selbst die verwöhntesten Gourmets nicht alle Tage: Sich von vier renommierten Spitzenköchen bekochen zu lassen, war auch für die Gäste der Kulinarischen Begegnung im Steigenberger Parkhotel gewiss etwas Einzigartiges. Dass es auf den Tellern ziemlich unkonventionell zuging, störte die Gäste nicht. Im Gegenteil: Die außergewöhnlichen Kreationen der Kochprofis mundeten vorzüglich und sorgten gar für regelrechte Geschmacksexplosionen, wie an den Tischen mehrfach zu hören war. Davon konnten sich die Köche übrigens gleich selbst überzeugen. Sie statteten den Gästen nämlich zwischen den Gängen einen Besuch ab und plauderten aus dem Nähkästchen...
Viel zu erzählen hatten sie alle: Holger Stromberg etwa ist nicht nur Chef des angesagten KUTSCHiiN in München, zehn Jahre lang bekochte er als Ernährungscoach auch die Deutsche Nationalmannschaft. Und das war anfangs gar nicht so leicht: „Die Ernährung im Fußball spielte damals keine große Rolle. Aber die Mannschaft war Gott sei dank bereit, mir zu folgen“, erzählte Stromberg. Für die Gäste im Steigenberger kredenzte er ein kross gebratenes Barschfilet, aktiviertes grünes Gemüse, HonigMaracuja-Soße, geröstete Peperoni und Zwiebel-Farofa.
Stromberg zählt zu den Gründungsmitgliedern der „Jungen Wilden“, einer Koch- vereinigung, die sich die avantgardistische Küche jenseits der Norm auf die Fahnen geschrieben hat. Auch seine Mitstreiter des Abends, Stefan Manier und Stefan Marquard, gehören der Gruppe an. Marquard konnte schon auf der Bühne nicht an sich halten und rasselte gleich die Zubereitung seines Rindf leisch-Sellerie-Trüffel-Gerichts herunter. Der Schweinfurter, dessen Restaurant „Drei Stuben“in Meersburg (Eröffnung 1991) vom Gault-Millau mit 18 Punkten bedacht und als „Innovation des Jahres 2000“sowie einem MichelinStern ausgezeichnet wurde, hat sich besonders als TV-Koch etwa bei den „Kochprofis“(RTL II) oder der „Kocharena“(VOX) einen Namen gemacht.
Stefan Manier, der dritte junge Wilde, kochte für internationale Sternehäuser. Seit 2005 betreibt er mit seinem Geschäftspartner Holger Stromberg das Gasthaus Stromberg in Waltrop.
Sein als „Traditions-Rolo“deklariertes Gericht war vielleicht tatsächlich das traditionellste des Abends: Die Gäste freuten sich über eine Roulade vom Hohenloher Rind, Wirsing mit Wirsingschaum, Roscoff-Zwiebeln und Ackergold. Marc Schulz, der Chefkoch des Steigenberger hatte wie immer ein Heimspiel. Seinen Spaß brachte er auch auf den Teller: Nach einem Chicken-Yakitori auf würzigem ZitronengrasCurryschaum verwöhnte er die Gäste mit einem rheinischen Hummertopf, dicken Bohnen und Backerbsen.
Revolution trifft Tradition – besser hätte man das Motto nicht auf die Teller bringen können.