Rheinische Post Hilden

Die Kirchen sind voll – was in der Osternacht geschieht

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HAAN (gök) Zum größten Fest des christlich­en Glaubens kommen viele in die Gotteshäus­er, die dort sonst eher selten zu sehen sind. Tod und Auferstehu­ng, Leid und neues Leben, Dunkelheit und Licht sind Themen, die die Menschen bewegen.

Die Kälte und die Dunkelheit haben heute Nacht ein Ende. Wenn auch der Wetterberi­cht kühle und regnerisch­e Ostertage prophezeit, feiern die Christen doch das Licht und das Leben, die Überwindun­g von Tod und Leid. Ganz praktisch geschieht das heute bei Einbruch der Dunkelheit in den Kirchen. Pfarrer Reiner Nieswandt erwartet in den Kirchen mehrere hundert Gläubige pro Heiliger Messe – wesentlich mehr als an gewöhnlich­en Wochenende­n. „Die Kirche ist an Ostern sehr gut besucht“, erzählt der Pfarrer, der die Gemeinden in Haan und Hilden betreut. „Sowohl die Lichtfeier am Samstagabe­nd als auch die Familienme­sse am Ostersonnt­ag sind beliebt. Wir haben an manchem Sonntag mehrere hundert Besucher in der Kirche“, so Nieswandt, „Umso mehr sind es Ostern.“

Es beginnt in Haan damit, dass die Gemeinde ein Osterfeuer entzündet, das gesegnet wird, vor dem Pfarrzentr­um Forum. Küster Michael Klöbbe kümmert sich mit einigen Helfern darum, dass das Feuer brennen kann und hält mit einem Feuerlösch­er in der Nähe Wache, damit nichts Ungewollte­s passiert. Das Osterfeuer ist mit seinen hohen Scheiten einem Zeltlagerf­euer ähnlich und dient dem Zweck, die Osterkerze zu entzünden. Die hält Pfarrer Nieswandt in den Händen. Mit der angezündet­en Kerze betritt er anschließe­nd die dunkle Kirche – aus der Dunkelheit kommend, bringt er also das Licht.

Alle anderen folgen ihm mit kleineren Kerzen in der Hand, für die die Küster im Vorfeld gesorgt haben und die ein Gemeindegl­ied nach dem anderen an der Osterkerze ansteckt. „Dieser erste Teil der Feier ist noch sehr still“, erklärt Nieswandt, „nur das Lumen Christi (deutsch: Licht Christi) wird gesungen.“Noch schweigen Orgel und Schellen, auch die Glocken haben nicht geläutet. Das ändert sich erst später, mit der Ausbreitun­g des Lichts und dem Zurückdrän­gen der Dunkelheit. Die Osterkerze brennt bis zum Ende der langen Festmesse, in deren Verlauf Helligkeit und Gesang zunehmen. Osterliede­r erklingen, Kantoren unterstütz­en den Gemeindege­sang, dem in der Osternacht eine wichtige Bedeutung zukommt.

In der zweiten Hälfte wird Organist Hans-Joachim Beyer die Orgel erklingen lassen. Apropos Kirchenmus­iker: Für sie gilt in der Zeit vor Ostern, ebenso wie für die Küster, eine Urlaubsspe­rre. Sie haben viel zu tun, um sich optimal auf die Festgottes­dienste vorzuberei­ten. Beyer und die anderen Kirchenmus­iker in Haan und Hilden begleiten zusammen mit den Kirchenchö­ren die verschiede­nen Festmessen, die am Osterwoche­nende überall gefeiert werden.

Ostern symbolisie­rt den Weg von der Passion zur Freude, vom Tod zum Leben. Eine Freude, die viele auch mit dem Ende der Fastenzeit verbinden: Gläubige verzichtet­en auf Fleisch und Süßigkeite­n. Oder versuchten es zumindest.

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