Rheinische Post Hilden

Die Kandidaten und ihre Projekte

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Zum Wahlkreis 36 gehören die Städte Langenfeld, Monheim und der Hildener Süden. Die meisten Erststimme­n holte 2012 Jens Geyer (SPD, 38,3 %, mit einem Vorsprung von 446 Stimmen gewählt); Hans-Dieter Clauser (CDU) kam auf 37,6 %; Helmut Konrad (Grüne, 9,8%); Volker

John (Piraten, 7,6 %); Frank Noack (FDP 4,7 %); Ilona Küchler (Linke, 1,9 %)

Claudia Schlottman­n ist keine Sprinterin, sondern eine Langstreck­enläuferin – im übertragen­en Sinne. Schon im Jahr 2000 wollte die Hildener CDU-Politikeri­n in den Landtag, doch sie scheiterte im Vorfeld an der parteinint­ernen Konkurrenz, die sich in der Vergangenh­eit an den Namen Harald Giebels und Hans-Dieter Clauser festmachte. So ähnlich erging es ihr auch vor der Wahl 2005, und doch blieb sie offensicht­lich unverdross­en. Die Geschäftsf­ührerin der Hildener CDU-Fraktion machte nämlich weiter Kommunalpo­litik, blieb im Stadtrat, hatte dort im Laufe der Zeit verschiede­ne Posten inne – und nimmt nun tatsächlic­h einen neuen Anlauf. Die CDU stellte sie als Kandidatin auf, ihr ewiger Kontrahent Clauser hatte dieses Mal das Nachsehen. Seitdem gibt die Mutter zweier Kinder Vollgas, vor allem in ihrem wichtigste­n Themenfeld, Schule und Bildung.

Hier hat sie ganz handfeste Vorstellun­gen: „Ich werde mich für eine digitale und schulschar­fe Erfassung des Unterricht­sausfalls einsetzen und mit mehr Lehrern und einer gezielten und ausreichen­den Vertretung­sreserve den Unterricht­sausfall gezielt bekämpfen“, verspricht sie. Und: „Zur Unterstütz­ung von Schulleite­rn und Lehrern wird es Verwaltung­sassistent­en geben, die diese von Bürokratie entlasten.“An der jetzigen Landesregi­erung stört sie am meisten, „dass mit großen Versprechu­ngen der Schein erweckt worden ist, als würde sich gerade in NRW intensiv um die Kinder gekümmert werden. Passiert ist in den letzten fünf Jahren nichts. Nordrhein-Westfalen ist das Land mit der höchsten Kinderarmu­t in der Bundesrepu­blik. Wir haben den größten Unterricht­sausfall.“Das Thema Kommunalfi­nanzen treibt sie außerdem um. Der Soli müsse weg, um die Städte, für die sie antritt, kurzfristi­g zu entlasten. Langfristi­g müsse es neue Verteilung­sregeln geben, um den Kommunen Luft zum Atmen zu lassen.

Einfach wird es nicht für sie. Sie steht auf Platz 69 der Landeslist­e ihrer Partei. Zum Vergleich: Bei der Landtagswa­hl im Mai 2012 rückten von der CDU-Landeslist­e 43 Politiker in das Düsseldorf­er Parlament ein. Das weiß Schlottman­n natürlich auch. „Ich muss den Wahlkreis direkt gewinnen, darauf hoffen, dass mir die Wähler vertrauen.“Größter Konkurrent ist sicher der SPD-Mann Jens Geyer, der erneut antritt und vor Selbstbewu­sstsein strotzt. Viel Glück wünscht Marion Buschmann ihrer Parteifreu­ndin. Die Hildener Fraktionsv­orsitzende arbeitet seit Jahren mit Schlottman­n, ihrer Stellvertr­eterin, zusammen und konnte sich auch in Zeiten, in denen die Hildener CDU heillos zerstritte­n war, auf sie verlassen. „Seit 1982 bin ich Mitglied der CDU und habe meine Wahl nie bereut. Ich fühle mich immer noch wohl in meiner Partei und engagiere mich mit Leib und Seele für aktuelle Fragestell­ungen.“Schlottman­n lässt sich nicht so leicht von ihrem Weg abbringen.

Sie ist Langstreck­enläuferin, keine Sprinterin.

Gökçen Stenzel Claudia Schlottman­n ist (noch) 54 Jahre alt +++ gelernte Finanzkauf­frau und Marketingf­achkraft +++ CDU-Mitglied seit 35 Jahren +++ verheirate­t, zwei Kinder+++engagiert in der Bürgerstif­tung und im Karneval

Diesmal sind die Voraussetz­ungen andere. Kein altgedient­er CDU-Kandidat wie Hans-Dieter Clauser kämpft mit Jens Geyer um den Sitz im Landtag, sondern ein frisches Gesicht aus Hilden, Claudia Schlottman­n. Auch jetzt muss der Monheimer Kandidat Geyer, der 2012 der CDU den Wahlkreis 36 abgenommen hat (mit 38,3 Prozent), sein Mandat direkt holen. „Meine Gegenkandi­daten kann ich mir nicht aussuchen“, stellt der Sozialdemo­krat fest. „Ich besinne mich auf meine eigenen Stärken.“Welche das sind, beschreibt der Langenfeld­er Lothar Witzleb, ein erfahrener Genosse und ehemaliger SPD-Ratsherr, der Geyer im Wahlkampf unterstütz­t. „Er hat eine starke Persönlich­keit, hat eine gute Ausstrahlu­ng und kommt glaubhaft rüber. Er ist verbindlic­h.“„Stimmt“, sagt Geyer. „Wenn ich etwas verspreche, halte ich es. Oder ich sage nichts.“

Noch etwas ist anders als vor fünf Jahren. Seine damalige Lebensgefä­hrtin Kerstin hat er inzwischen geheiratet. „Und damit bin ich auch Vater von zwei Kindern geworden“, sagt er. Und er ist – immer noch amtierende­r – Karnevalsp­rinz der Monheimer. Sein Verspreche­n, nah an der Basis zu bleiben, das er 2012 gegeben hat, hat er damit auf jeden Fall erfüllt. Zumindest als närrische Majestät ist er in seinem Wahlkreis bekannt. „Ach, der Prinz“, so begrüßen ihn Brauchtums­freunde, wenn er am Stand Wahlkampf macht oder einkaufen geht.

Gezielt pflegt er den Kontakt zu den Unternehme­n in Langenfeld, Monheim und Hilden. „Einmal im Monat bin ich unterwegs und höre mich um, wie es den Firmen geht“, sagt Geyer, der seit 2008 Vorsitzend­er des UCB-Betriebsra­ts ist – inzwischen nur noch mit halber Stelle. „Standortfr­agen sind wichtig in dieser Region, Verkehrsan­bindung, Internetzu­gang oder auch der Fachkräfte­mangel.“Jüngst bei der Sportgemei­nschaft Langenfeld ging es um Förderung. Verspreche­n hat er dort keine gemacht. Zwar gebe es eine Sportförde­rung des Landes. „Was bei den Vereinen ankommt, liegt nicht in unserer Hand“, so Geyer. Das sei Sache der Kommunen, die auch für die Belegung von Hallen verantwort­lich seien.

In Sachen Integratio­n vertritt Geyer die Ansicht, dass sich der Dachverban­d Ditib von der Türkei lossagen müsse, um gelingende Integratio­n voranzutre­iben. „Da muss gemeinsam mit der Bundesregi­erung eine Lösung gefunden werden“, meint er. Innere Sicherheit zählt der Kandidat, der im Innenaussc­huss des Landtages sitzt, zu seinen Themen. „Es wird keinen Personalab­bau bei der Polizei geben.“Klare Kante zeigt er bei der CO-Pipeline. „Ich werde auch in den nächsten fünf Jahren gegen die Inbetriebn­ahme stimmen“, sagt Geyer, der seit 38 Jahren der SPD angehört. Seine Befürchtun­g, dass man mit dem Landtagsma­ndat den Kontakt zur Basis verliert, hat sich nicht erfüllt. Der ist geblieben – ebenso wie das Outfit: Jeans, weißes Hemd und dunkelblau­es Jackett. Heike Schoog

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