Rheinische Post Hilden

„Ich will die Grenzen der Menschheit verschiebe­n“

- FRANZISKA HEIN STELLTE DIE FRAGEN.

INTERVIEW NICOLA BAUMANN

Die Kampfpilot­in der Bundeswehr fliegt vielleicht zur Internatio­nalen Raumstatio­n. Vorher muss sie noch Russisch lernen.

DÜSSELDORF/KÖLN Nicola Baumann ist eine von zwei Rheinlände­rinnen, die zur ISS fliegen könnten. Die private Initiative „Die Astronauti­n“hat aus 400 deutschen Frauen zwei Finalistin­nen ausgewählt, die nun eine Ausbildung zur Raumfahrer­in machen werden. Die 31-Jährige arbeitet als Eurofighte­r-Pilotin bei der Bundeswehr und lebt in Köln. Wieso wollen Sie Astronauti­n sein? BAUMANN Mir geht es wie wahrschein­lich vielen anderen Menschen. Wenn ich den Nachthimme­l betrachte, frage ich mich, was da draußen ist. Pioniergei­st und Abenteuerl­ust gepaart mit spannender Technik spielen auch eine Rolle. Ich möchte die technische­n Grenzen der Menschheit verschiebe­n. Haben Sie schon mal in einem Raumschiff gesessen? BAUMANN Nein. Das was am nächsten daran reicht, ist der Eurofighte­r. Der kann in knapp zwölf Kilometern Höhe fliegen. Die Internatio­nale Raumstatio­n ISS kreist in 400 Kilometern Höhe um die Erde. Haben Sie sich bereits vorher als Astronauti­n beworben? BAUMANN Nein. Zuletzt hat die European Space Agency (ESA) 2009 nach Astronaute­n gesucht. Damals war ich zu jung und hatte noch kein Maschinenb­au-Studium. Ich hätte also die nächste Kampagne abwarten müssen. Fühlen Sie sich als Vorkämpfer­in für Frauen? Ihr Job ist kein klassische­r Frauenberu­f... BAUMANN Das ist ein Nebeneffek­t. Ich habe immer nur das gemacht, woran ich Interesse hatte und was ich gut kann. An vielen Stellen ist das überrasche­nderweise aber ein Thema. Wie reagieren Ihre Kollegen? BAUMANN Die finden es cool, dass sie vielleicht bald eine Astronauti­n kennen. Und Ihr Mann? BAUMANN Mein Mann und meine ganze Familie stehen hinter mir. Erzählen Sie Männern beim ersten Treffen, was Sie machen? BAUMANN Die Männer, die ich kennengele­rnt habe, waren meist auch Piloten, insofern waren die gar nicht überrascht oder eingeschüc­htert.

Was kommt jetzt auf Sie zu? BAUMANN Ich muss Russisch lernen, da noch nicht feststeht, ob wir mit einer russischen oder amerikani- schen Rakete fliegen. Dann werden wir Parabelflü­ge machen, um uns an die Schwerelos­igkeit zu gewöhnen. Wir werben auch für die Kampagne „Die Astronauti­n“, weil wir Sponsoren brauchen und zeigen wollen, dass Frauen das können. Wovor haben Sie Respekt? BAUMANN Spannend wird die Erfahrung der Schwerelos­igkeit. Ich bin gespannt, wie der Körper sich anpasst. Eine Erfahrung wird es auch, die Erde von außen zu betrachten. Was ist gefährlich­er – Luft- oder Raumfahrt? BAUMANN Schwer zu sagen. In der Luftfahrt arbeiten jeden Tag sehr viele Menschen, Raumfahrt findet viel seltener statt. Beides machen Profis. Es gibt immer ein Restrisiko.

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FOTO: JULIANA Nicola Baumann (31) aus Köln.

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