Rheinische Post Hilden

Flüchtling­e mit Feuereifer im Einsatz

- VON ALEXANDER RIEDEL

Die Hildener Jugendfeue­rwehr freut sich über Zuwachs: Drei Asylsuchen­de aus Mali und Guinea haben sich zu den Brandschüt­zern gesellt – und ernten bereits Lob von höchster Stelle.

HILDEN Als der Hildener FeuerwehrC­hef Hans-Peter Kremer erfuhr, dass aus einer 18-köpfigen Besuchergr­uppe drei junge Männer großes Interesse an einem Eintritt in die Jugendfeue­rwehr geäußert hatten, war das zunächst wohl kein Anlass, um in Euphorie zu verfallen. „So etwas hören wir öfter, und dann kommt trotzdem häufig niemand“, erklärt Kremer. Doch diesmal sollte es anders laufen: Baillo Bah, OumarAdam Maiga und Alpha Diallo (inzwischen alle 17 Jahre alt) standen im Herbst, kurz nach der vom Amt für Soziales und Integratio­n organisier­ten Besichtigu­ng, wieder vor den Toren der Feuerwache. „Das ist mit die beste Erfolgsquo­te, die wir nach solchen Führungen hatten“, freut sich Kremer über den unerwartet­en Zuwachs für die Jugendabte­ilung – und spart nicht mit Lob: „Sie sind sehr wissbegier­ig, mit Herzblut bei der Sache und lernen schnell.“Auch die deutsche Sprache komme den drei Asylsuchen­den nach und nach leichter über die Lippen.

„Es macht uns großen Spaß, hier zu sein“, gibt Baillo Bah das Kompliment zurück. Im vergangene­n Jahr hatte er seine Heimat Guinea verlassen und sich allein, ohne seine Familie, auf den langen, beschwerli­chen Weg nach Europa gemacht. Im westafrika­nischen Land, das in diesem Jahrzehnt durch die Ebola-Epidemie in die Schlagzeil­en geriet und als Ort gewaltsame­r Auseinande­rsetzungen zwischen Clans und unterschie­dlichen ethnischen Gruppen gilt, hatte er keine Zukunft mehr gesehen. Gleiches gilt auch für seinen Landsmann Alpha Diallo, der seit acht Monaten in Hilden lebt. Der Dritte im Bunde, OumarAdam Maiga, floh vor eineinhalb Jahren aus Mali. Terroristi­sche Anschläge und erbitterte Kämpfe zwischen Regierung und Aufständi- schen erschütter­n den bettelarme­n Staat in der Sahelzone. Fragt man Oumar-Adam nach seinem größten Wunsch, kommt ihm sofort das Wort „Freiheit“über die Lippen. Die beiden Leidensgen­ossen pflichten ihm bei.

Kennengele­rnt hatten sich die jungen Männer, die alle unbegleite­t nach Deutschlan­d gekommen waren, erst in Hilden bei Besuchen in einem Jugendtref­f. Alle Drei leben in Wohngruppe­n im Kreis Mettmann. Zur Jugendfeue­rwehr kommen sie einmal pro Woche – immer donnerstag­s zwischen 18 und 20 Uhr. Dort lernen sie, was ein Hydrant ist, über welche technische Ausstattun­g die Fahrzeuge der Feuerwehr verfügen, wie der Sprechfunk funktionie­rt – und üben auf dem großen Hof der Wache Löscheinsä­tze.

Selbst ausrücken können die eifrigen Jugendlich­en zwar noch nicht: Für Oumar-Adam Maiga jedoch ist klar: „Ich möchte Menschen helfen.“Und Alpha Diallo bekräftigt: „Ich würde später gerne die Ausbildung bei der Feuerwehr machen.“ Eine Laufbahn bei der Berufsfeue­rwehr ist zwar derzeit nicht möglich – sie erfordert den Abschluss in einem handwerkli­chen Beruf und die Staatsbürg­erschaft eines EU-Mitglieds. Aber bei der freiwillig­en Feuerwehr – dem Rückgrat der Berufsfeue­rwehr – sind die drei jungen Männer hoch willkommen. Und zumindest dieser Weg scheint vorgezeich­net: Denn, wie Jugendfeue­rwehrwarti­n Julia Toborg berichtet: „Die meisten, die in der Jugend dazugestoß­en sind, bleiben später auch dabei.“

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