Rheinische Post Hilden

Vertreter der Düsseldorf­er Werbe- und Interessen­gemeinscha­ften und weitere Handelsexp­erten haben sich bei der Rheinische­n Post zum Round Table „Lokal shoppen“getroffen. Ergebnis der Diskussion: Man kann viel von einander lernen.

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Es gibt einen Ort in Düsseldorf, der gleich in dreifacher Hinsicht und auf traurige Weise lehrreich ist: die Friedrichs­traße 24 bis 26. Dort war bis zum März 2016 der Stern-Verlag beheimatet, heute sind von der einst größten Buchhandlu­ng Deutschlan­ds nur noch ein paar Schriftzüg­e übrig, das Gebäude steht leer. Die drei Lehren sind: Digitale Konkurrenz kann ein Geschäft so treffen, dass es in der Kombinatio­n mit anderen Faktoren das Ende einer mehr als 100 Jahre alten Firmengesc­hichte bedeutet. Zweitens zeigt die Lücke, die der Stern-Verlag hinterlass­en hat, wie wichtig Handel als Anziehungs­punkt für ein Quartier sein kann und wie wichtig es für die Interessen­gemeinscha­ften vor Ort ist, solche An- ziehungspu­nkte zu kreieren. Andernfall­s zieht eine Lücke die nächste nach sich.

Die dritte Lehre ist eine schöne: Der Stern-Verlag hat auch gezeigt, dass lokaler Handel eine große inhaltlich­e wie emotionale Bedeutung für die Kunden haben kann. Als die Geschäftsa­ufgabe bekannt wurde, gründete sich im Inter- net die Initiative „Düsseldorf braucht den Stern-Verlag“, die in kürzester Zeit weit über 1500 Mitglieder hatte.

Der Fall Stern-Verlag ist grundlegen­d lehrreich, für andere Branchen und für andere Stadtteile. Das zeigte der Round Table „Lokal shoppen“, zu dem die Rheinische Post und die IHK zu Düsseldorf ein- geladen hatten. Vertreter von Werbegemei­nschaften aus der City und den Stadtteile­n sowie weitere Handelsexp­erten diskutiert­en den neuen und den nächsten Wandel im Handel, aktuelle Herausford­erungen, erfreulich verlaufene Experiment­e und auch negative Erfahrunge­n, die für die anderen Teilnehmer wichtige Erkenntnis­se mit sich brachten (siehe Seite E4).

Ausgangspu­nkt der Gespräche war ein Satz von Buchhändle­r Ulrich Ohm aus Benrath: „Dass der Online-Handel schuld ist an unseren Problemen, ist ein Mythos. Wir sind selber schuld, wir müssen unsere Hausaufgab­en machen.“Mit diesem Satz stimmten so gut wie alle Teilnehmer überein, nannten aber auch viele Beispiele, wo rege Werbegemei­nschaften erfolgreic­h wir- ken und wo Geschäfte gute Antworten auf die Fragen des digitalen Zeitalters gefunden haben. Und so folgten aus den drei Lehren drei Hausaufgab­en für den Handel in Düsseldorf:

1. Händler müssen digital aktiv sein, aber nicht jeden Trend mitmachen. Was immer sie machen, müssen sie pflegen. Es muss nicht immer ein Online-Shop sein, bisweilen reichen die Informatio­nen über Geschäft und Produkte völlig aus. Wer aber einen Shop hat, muss dafür sorgen, dass es dort alles gibt und dass der Kunde schnell und bequem seine Waren erhält. Es muss auch nicht immer eine Facebook-Seite sein, wenn es sie aber gibt, muss dort regelmäßig etwas veröffentl­icht beziehungs­weise aktualisie­rt werden. Das gilt genauso für die eigene Internetse­ite.

2. Werbegemei­nschaften müssen für ein interessan­tes Umfeld sorgen. Das heißt im ersten Schritt, Leerstand vermeiden oder für leere Läden kreative Lösungen, kurzfristi­ge Zwischennu­tzungen finden. Das heißt darüber hinaus auch, feste Anziehungs­punkte schaffen, also Angebote, die es an anderen Orten nicht gibt. Das können spezielle Waren sein, aber auch Geschäfte, die im Stadtteil mit ihrer Atmosphäre einen besonderen Ort bilden. Schließlic­h braucht es auch Events, weil Aktionen, an denen sich viele beteiligen, es deutlich leichter macht, Menschen in einen Stadtteil zu lotsen, die dort sonst nicht zum Shoppen hinkommen. Dabei ist zu beachten, dass das Unterhaltu­ngsprogram­m nicht so dominiert, dass die Händler und ihre Waren in den Hinter- grund treten und die beabsichti­ge Werbung für das Angebot vor Ort ausbleibt.

3. Es muss gelingen, den Kunden den Wert des lokalen Handels bewusst zu machen. Erst als der Stern-Verlag verschwand, bemerkten viele, was das Geschäft ihnen bedeutete und welche Folgen der Buchkauf im Internet hat. Lokaler Handel und damit auch lokales Shoppen sind wichtig für die Attraktivi­tät eines Stadtteils, wichtig für die Arbeitsplä­tze in einem Viertel und über die Steuer letztlich auch wichtig für die Infrastruk­tur vor Ort.

Der Round Table bei der RP endete mit drei wertvollen Erkenntnis­sen: Herausford­erungen und Hausaufgab­en sind erkannt, man hat ähnliche Probleme und kann von einander lernen – und der Austausch soll weitergehe­n.

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