Rheinische Post Hilden

Familie in Studentenb­ude statt Eigenheim

- VON NICOLE KAMPE

Im Dezember hätte Marcus Fest mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in die Wohnung in einem Neubau in Unterbach ziehen sollen. Doch der Fertigstel­lungstermi­n wird immer wieder verschoben.

Fast vier Jahre ist Marcus Fest gependelt, zwischen Heidelberg und Düsseldorf. Wegen der Arbeit. Eine harte Zeit ist das gewesen für den heute 37-Jährigen. Seine Beziehung sollte nicht leiden unter dem neuen Job in der Landeshaup­tstadt, deswegen ist er so oft wie möglich am Abend mit dem Zug nach Hause gefahren. „Manchmal konnte ich Home-Office machen“, sagt Fest. Irgendwann überzeugte er seine Frau, mit nach Düsseldorf zu kommen, hier eine Wohnung zu kaufen, für die Familie, für Töchterche­n Lea Sofie, die im letzten Jahr zur Welt kam.

Eine Wohnung in einem Neubau stellte sich Fest vor, ein bisschen außerhalb, wo es Natur gibt und einen Spielplatz. „2015 war dort noch Wiese“, erzählt er. Einzugster­min in Unterbach an der Straße Am Schwalbenb­erg sollte Dezember 2016 sein. Die Familie aber lebt noch immer nicht in ihren eigenen vier Wänden, sie wird vertröstet „und bewusst getäuscht“, meint Fest, der durch Zufall im Oktober vergangene­n Jahres von der ersten Verzögerun­g erfahren hat. „Wir hatten eigentlich schon alles in Heidelberg gekündigt“, sagt der Familienva­ter. „Dann verschob der Bauträger den Termin auf den 30. April 2017.“Glücklich war die Familie nicht darüber, nahm das aber hin, „sowas kann ja mal passieren“, meint der 37-Jährige.

Eine möblierte Übergangsw­ohnung suchte Marcus Fest in Düsseldorf, seit Februar wohnt die dreiköpfig­e Familie mit der inzwischen neun Monate alten Lea Sofie im dritten Stock in Flingern, ohne Aufzug, ohne Parkplatz in der Nähe. tet hat, ist nicht bekannt. Die Anfragen unserer Zeitung hat der Bauträger bislang nicht beantworte­t, hat nun aber eine Stellungna­hme angekündig­t.

Frühestens Ende August wird Familie Fest nach Unterbach ziehen können, rund 16 Wochen dauert es, bis ein Hauanschlu­ss erstellt wird. „Selbst wenn wir den Eigentümer­n vier Wochen entgegenko­mmen, das wird ihnen auch nicht helfen“, sagt René Schleucher, Stadtwerke-Pressespre­cher. „Die Familie wird sich wieder eine Zwischenlö­sung suchen müssen.“Denn aus der Wohnung in Flingern muss Marcus Fest samt Familie bald ausziehen, spätestens, wenn die Mieterin wieder zurück ist. Und das wird irgendwann im Juni sein.

„Ich würde gerne bald mal wieder von meinem eigenen Teller essen“, sagt Marcus Fest. All seine Möbel sind eingelager­t, Küche, Kinderzimm­er und Betten bei den Lieferante­n untergebra­cht. Die Familie hat hohe Mehrkosten durch die Verzögerun­g und die zusätzlich­e Miete, die sie zahlen muss. „Und wir sind vielleicht nicht die Einzigen, denen es so geht“, meint Fest. Sechs Wohneinhei­ten sollen in dem Haus in Unterbach entstehen. Im Moment versucht Fest, über das Grundbucha­mt an die Namen der anderen Eigentümer zu kommen.

Viel Zeit und Nerven hat das Bauprojekt die Familie inzwischen gekostet. Am schlimmste­n aber ist für den 37-Jährigen, dass seine Tochter seit Monaten kein richtiges zu Hause hat, kein eigenes Zimmer, nur eine Handvoll Spielsache­n. Gerne hätte er mit ihr in Unterbach Geburtstag gefeiert. Im August wird Lea Sofie eins.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Zwischen gepackten Kartons lebt Marcus Fest mit Töchterche­n Lea Sofie seit Monaten.

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