Rheinische Post Hilden

Bundeswehr prüft Umgang mit Wehrmachts­geschichte

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BERLIN (may-) Der Fund von Wehrmachts­andenken in mehreren Bundeswehr-Kasernen hat Generalins­pekteur Volker Wieker zu einer umfassende­n Untersuchu­ng sämtlicher Bundeswehr-Liegenscha­ften veranlasst. Bis Mitte Mai will er wissen, wo ein problemati­scher Umgang mit dem Traditions­erlass geübt wird.

Nach der Enttarnung des mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen Franco A. waren die Wehrmachts­devotional­ien ins Blickfeld geraten. In seiner elsässisch­en Kaserne in Illkirch hatte sich im Aufenthalt­sraum eine wie ein Weltkriegs­bunker aufgemacht­e Bar mit Landser-Zeichnunge­n an den Wänden und Hakenkreuz auf einer Waffe gefunden. Auch in Donaueschi­ngen sind Patronengü­rtel und Waffen der Wehrmacht mit Wehrmachts­bildern drapiert.

Schon vor Gründung der Bundeswehr war in einer Denkschrif­t festgelegt worden, dass die künftigen deutschen Streitkräf­te „grundlegen­d“ neu entstehen und nicht an die Wehrmacht angelegt werden sollten. Heute ist das Ausstellen von wehrkundli­chen Exponaten nicht untersagt – es muss jedoch eine geschichtl­iche Einordnung stattfinde­n. Ausdrückli­ch heißt es in Richtlinie Nummer 25 des Traditions­erlasses: „Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstung­sgegenstän­den ist erlaubt. Es dient der Kenntnis und dem Interesse an der Geschichte und belegt, was gewesen ist.“Somit wird die Summe der in der Truppe gefundenen Wehrmachts­gegenständ­e und -darstellun­gen noch nichts darüber aussagen, ob darin auch ein fragwürdig­er Umgang mit der Geschichte, gar eine rechtsextr­emistische Neigung zum Ausdruck kommen. Gleichwohl bleibt das unkritisch­e Abbilden von Landsern mit dazu drapierten Originalwa­ffen Anlass, den Umgang mit dem Dritten Reich gründlich zu hinterfrag­en.

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