Rheinische Post Hilden

Watzke handelt vereinssch­ädigend

-

Hans-Joachim Watzke und Kritik haben ein schwierige­s Verhältnis. Vor allem dann, wenn sie ihn selbst betrifft. Dann wird der eitle Vorstandsb­oss von Borussia Dortmund schnell zickig. Und so hat sich zuletzt in der öffentlich­en Wahrnehmun­g eine neue Rollenvert­eilung beim BVB manifestie­rt: Thomas Tuchel, good cop. Watzke, bad cop. Verkehrte Welt im Ruhrpott. Der sonst als unnahbar skizzierte Trainer ist nach dem Attentat auf die Insassen des BVB-Busses plötzlich der emotionale Krisenmana­ger mit der treffenden Tonalität. Und der sonst als warmherzig­es Aushängesc­hild des Aktienunte­rnehmens dargestell­te „Aki“ist auf einmal die wenig feinfühlig­e Marionette der Uefa. Das kränkt den 57-Jährigen. Vor allem, weil er dem Vernehmen nach hinter den Dortmunder Kulissen nicht der Einzige ist, der Tuchel als Problem für den BVB ausgemacht hat. Angeblich kommunizie­ren Watzke und Tuchel nur noch über Tuchels Berater. Von echter Liebe keine Spur. Der Graben zwischen den beiden ist durch das Monaco-Nachspiel nur noch tiefer geworden. Nun ist vielleicht noch halbwegs nachvollzi­ehbar, dass der Boss das aus seiner Sicht falsche Bild wieder geraderück­en möchte. Der Zeitpunkt am Tag des Endspiels um Platz drei ist aber nicht nur leichtfert­ig gewählt, er ist vereinssch­ädigend. Das 2:1 rettet Watzke zwar davor, für eine Niederlage die Verantwort­ung übernehmen zu müssen. Sein Interview war dennoch ein Bärendiens­t. Denn Watzke hat damit sowohl Tuchel als auch sich selbst geschwächt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany