Rheinische Post Hilden

Parteien wollen Kulturetat erhöhen

- VON THOMAS REISENER

Vor der Landtagswa­hl entdecken die Politiker die Bedeutung der Kulturpoli­tik.

DÜSSELDORF Die Kulturpoli­tik spielt im Landtagswa­hlkampf bislang kaum eine Rolle. Was erstaunlic­h ist, denn sie ist eine Kernaufgab­e der Landespoli­tik. Für die CDU, die 2005 unter Jürgen Rüttgers die rotgrüne Landesregi­erung abgelöst hat, war Kulturförd­erung noch ein zentrales Wahlkampft­hema. Sein – später auch eingehalte­nes – Verspreche­n, den Kulturetat zu verdoppeln und einen Kulturstaa­tssekretär direkt in der Staatskanz­lei anzusiedel­n, hat den Christdemo­kraten damals offensicht­lich nicht geschadet.

„Kulturpoli­tik” ist zwar kein Massenthem­a wie „innere Sicherheit” oder „Schule”. Aber die Parteistra­tegen wissen: Wer sich für Kulturpoli­tik interessie­rt, ist oft auch Multiplika­tor. Meinungsma­cher im eigenen privaten und berufliche­n Umfeld sind deshalb ein besonders wertvoller Adressat. Was die jetzt zur Wahl stehenden Parteien mit der Kulturland­schaft des Landes vorhaben, wissen gegenwärti­g aber selbst viele dieser Multiplika­toren nicht. Unter Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD), die mit dem Thema immer schon gefremdelt hat, wurde die Kulturpoli­tik in NRW Stiefkind des Parlaments. Nicht zufällig war es ihr Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD), der in einer Art Präzendenz­fall die staatliche Kunstsamml­ung der ehemaligen WestLB privatisie­ren wollte – und damit bundesweit­en Protest erntete.

Zumindest die CDU will sich das Vakuum in den letzten Tagen vor der Wahl am 14. Mai doch noch zunutze machen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion will ihr Spitzenkan­didat Armin Laschet (CDU) noch in dieser Woche die eher blassen Wahlprogra­mm-Aussagen zum Thema Kultur schärfen und neue Projekte ankündigen. Die CDU wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.

Offenbar wollen die Christdemo­kraten den Kulturetat des Landes von derzeit 201 Millionen Euro (nicht einmal 0,3 Prozent des Landeshaus­haltes) um 50 Prozent auf etwa 300 Millionen Euro aufstocken. Dem Vernehmen nach will die CDU von dem zusätzlich­en Geld nach der Wahl auch einen Fonds finanziere­n, der private Kulturinve­stitionen um jeweils die gleiche Summe mit öffentlich­en Fördergeld­ern aufstocken soll. Ein Heimatvere­in, der 50.000 Euro in ein neues Heimatmuse­um investiert, dürfte dann also auf Subvention­en in gleicher Höhe vom Staat hoffen. Auch die Mittel für Denkmalpfl­ege, die unter Rot-Grün stark gekürzt wurden, will die CDU wieder stärken.

Ebenfalls neu: Nach dem Willen der CDU soll wieder ein Kulturstaa­tssekretär in die Staatskanz­lei einziehen. Selbst in der SPD wird diskutiert, ob das nicht eine gute Idee ist. Die SPD hat die Kulturpoli­tik in ein Sammel-Ministeriu­m für Familie, Kinder, Jugend, Sport und Kultur verschoben, wo sie unter Ministerin Christina Kampmann (SPD) buchstäbli­ch fünftes Rad am Wagen war. Ob dies nach der Wahl so bleiben soll, will die SPD auf Anfrage nicht sagen. Immerhin ist die SPD aber die einzige relevante Partei, die in ihrem Wahlprogra­mm eine konkrete Summe nennt, um die der Kulturetat aufgestock­t werden soll: nämlich um 50 Millionen Euro. Die Grünen nennen keine Zahl, ihr kulturpoli­tischer Sprecher wünscht sich eine Verdopplun­g auf 400 Millionen Euro. Die Finanzpoli­tiker seiner eigenen Partei halten das hinter vorgehalte­ner Hand aber für utopisch.

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