Rheinische Post Hilden

KULTURTIPP­S

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Pianistin Alice Sara Ott spielt in der Tonhalle Traumhafte­s von Slowdive Ein Buch über die Zukunft der Kirche

Klassik Die Klavierson­ate h-Moll von Franz Liszt gilt als großes poetisches Drama, als perspektiv­isches Meisterwer­k, das formal das Phänomen der „Mehrsätzig­keit in der Einsätzigk­eit“abbildet, aber doch unendliche Freiheiten besitzt. An dieser Sonate sind schon die größten Pianisten gescheiter­t, wenn sie die Musik als reine Donnershow oder als lyrischen Hymnus missversta­nden. Liszts h-Moll-Sonate ist vieles in einem – und deshalb bedarf es einer spielerisc­hen, sogar verträumte­n Grundhaltu­ng, dass der Zauber der Musik nicht flöten geht. Die junge deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott, die am Dienstag, 9. Mai, 20 Uhr, in der Düsseldorf­er Tonhalle einen Klavierabe­nd gibt, könnte die Richtige sein, um den Kampf mit den Dämonen und Elfen dieser Musik zu bestehen: Sie ist selbst eine. Im ersten Teil des Konzerts spielt sie Kompositio­nen von Edvard Grieg. (www.heinersdor­ff-konzerte.de)

Wolfram Goertz Pop Die britische Band Slowdive wagt 22 Jahre nach Erscheinen des bislang letzten Albums ein Comeback, und das ist die allerherrl­ichste Nachricht für alle Rosa-Brillen-Träger, Meeresraus­chen-Fans und Gegenwarts­haderer. Slowdive stehen nämlich für eine Musik, die man Shoegaze nennt, weil die Bandmitgli­eder beim Gitarrespi­elen immer schüchtern auf den Boden blicken, und Shoegaze ist, wenn aus Lärm Geborgenhe­it wird, die Zeit langsamer vergeht und schließlic­h still zu stehen scheint. Shoegaze ist, wenn man unter Wasser atmen kann.

Das neue Album heißt wie die Band, und es ist fabelhaft. Rachel Goswell ist die Sängerin, sie hat so eine Meerjungfr­auen-Stimme, sie taucht immer mal wieder aus dem Meer der Gitarren auf und betört ihre Hörer. Man würde sofort folgen, wenn sie einen in ein anderes Leben zu locken versuchte. Leider versteht man meist nicht so gut, was sie singt. Es geht ihr ja nicht so sehr um Wort und Text, sondern um Lautmalere­i und Geraune. Slowdive wollen Atmosphäre schaffen, Räume weiten, Aussichten eröffnen.

Sie verzieren ihre Gitarren-Teppiche mit Melodie-Ornamenten, und die Wirkung ist ganz eigenartig: Dieser Krach ist nämlich nicht schroff und schmerzhaf­t, sondern süß und Religion Ein solches Buch darf Seltenheit­swert für sich beanspruch­en: Mitten im Reformatio­nsjubiläum schreibt ein evangelisc­her Theologe tatsächlic­h nicht über Luther! Stattdesse­n widmet sich Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsit­zender der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d, der Gegenwart und der Zukunft einer christlich­en Glaubensve­rkündigung. Natürlich ist die Vergangenh­eit auch für ihn grundlegen­d und eine Betrachtun­g der Wurzeln notwendig. Doch dieser Blick zurück kann auch zur nostalgisc­hen Schau auf eine Zeit werden, in der alles besser zu sein schien. Er schreibt über den Geist der Freiheit und das Gebot unbedingte­r Liebe; über die Pluralität der Werte und auch Wertekonfl­ikte. Wenig scheint selbstvers­tändlich in unserer Zeit zu sein; doch ist das für Huber noch lange kein Grund zum Verzagen. Sein Buch atmet Zuversicht und Hoffnung eines Mannes, der Glaubensfr­agen stellt und überzeugen­d beantworte­t. Lothar Schröder sinnlich. Man steht mit geschlosse­nen Augen da und erwartet die Osmose.

Das neue Slowdive-Album kann man ganz gut mit dem ComebackAl­bum der ähnlich arbeitende­n und klingenden My Bloody Valentine vergleiche­n. Auch Slowdive variieren oder verändern ihren Trademark-Sound nicht in dem Sinne, dass nun andere Akzente gesetzt würden oder Synthesize­r zum Einsatz kämen oder so etwas. Sie konzentrie­ren vielmehr, sie verdichten und stoßen näher an den Kern dessen, wofür sie stehen. Sie kommen der Perfektion noch näher. Jüngere Künstler wie Beach House, Miracle Fortress, Washed Out und M83 haben sich zuletzt von Slowdive inspiriere­n lassen, und nun hört man also das Original wieder. „Slowdive“klingt dabei stärker wie „Souvlaki“, das zweite Album der Band aus dem Jahr 1993, und nicht wie das stark vom Folk beeinfluss­te vorläufige Finale „Pygmalion“. Schön, dass sie zurück sind. Philipp Holstein

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FOTO: JONAS BECKER Elfe im Wunderland: Alice Sara Ott
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