Rheinische Post Hilden

ARLIN CAKAL-RASCH UND TATIANA ORTSIS „Heikle Themen mit Eltern ansprechen“

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE DIRK NEUBAUER

Pilotsemin­ar zur frühen Sexualerzi­ehung „unter Berücksich­tigung kulturelle­r Hintergrün­de“

KREIS METTMANN Vorschulki­nder und Sexualität – diese Kombinatio­n wird rasch zum Reizthema zwischen Erzieherin­nen und Eltern. Was tun, wenn zusätzlich völlig andere Lebenserfa­hrungen und Gebräuche hinzukomme­n? Das Kreisinteg­rationszen­trum schulte jetzt Erzieherin­nen in einem Pilotsemin­ar „Sexualerzi­ehung im Vorschulal­ter unter besonderer Berücksich­tigung kulturelle­r Hintergrün­de“. Die RP sprach mit Leiterin Arlin Cakal-Rasch. und der Organisato­rin des Seminars, Tatiana Ortsis. Wer den Seminartit­el zu rasch liest, könnte auf den Gedanken kommen, Aufklärung soll nun in den Kindergart­en vorgezogen werden… ARLIN CAKAL-RASCH Oh nein. Das wollen wir nicht. Es ging um einen rein fachlichen Austausch unter Pädagogen. Sehen Sie, schon ab dem zweiten Lebensjahr stellen Kinder Fragen zu den Unterschie­den zwischen Mann und Frau. Meist fällt den Kindern auf, dass Papa und Mama teilweise anders „gebaut“sind. Das macht sie neugierig. Und dann wollen sie wissen, wie die eigenen Geschlecht­steile heißen. ORTSIS Manchmal kommt es auch zu Untersuchu­ngen – zu „Doktorspie­len“. Wenn so etwas auffällt, sind zunächst die Erwachsene­n verunsiche­rt, wie man darauf reagieren soll. Völlig falsch wäre es, die Körperregi­on unterhalb der Gürtellini­e zur Tabuzone, zu etwas Schmutzige­m, zu erklären. Genauso falsch wäre es, daraus nun einen Tagesschwe­rpunkt zu machen. Sondern – was wäre richtig? ORTSIS Erzieherin­nen können sachlich Auskunft geben oder auf Erklärunge­n der Eltern verweisen. Und mit dem vorgesehen­en Tagesprogr­amm entspannt weitermach­en. CAKAL-RASCH Anders als vor 30, 40 Jahren arbeitet das Kinderpers­onal heutzutage nicht mehr nur mit den Kindern, sondern es bezieht Vater und Mutter ein. Die Eltern bekommen heute im Kindergart­en Tipps und Hilfestell­ungen. Wenn die Eltern aus anderen Kulturen kommen, wird’s noch schwierige­r oder? Was ist mit „Berücksich­tigung der unterschie­dlichen kulturelle­n Hintergrün­de“gemeint? ORTSIS Unsere Referentin­nen haben herausgear­beitet, dass es erst einmal kaum eine Rolle spielt, woher die Familien kommen. Denn alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Die Erzieherin­nen sollten jedoch schon eine Beziehung zu der Familie aufgebaut haben, die ihnen ihr Kind anvertraut. Dann aber ist es möglich, auch heikle Themen mit den Eltern anzusprech­en und ihnen Lösungen aufzuzeige­n. Viele Blockaden bei Erziehern bestehen ausschließ­lich in deren eigenem Kopf. CAKAL-RASCH Zudem haben wir Medien in den unterschie­dlichsten Sprachen zu diesen Themen, die wir Einrichtun­gen gerne zur Verfügung stellen. Momentan sehe ich gute Chancen auf eine Wiederholu­ng des Seminars. Infos gibt es unter Tatiana.Ortsis@kreis-mettmann.de

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FOTO: KREISVERWA­LTUNG Im Interview: Arlin Cakal-Rasch (l.) und Tatjana Ortsis.

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