Rheinische Post Hilden

Funkel: So etwas habe ich noch nie erlebt

- VON THOMAS SCHULZE

Angst lähmte die Fortuna gegen Würzburg. Zu groß war der Druck. In dieser Woche wird daher auf jegliche Aktionen verzichtet. Das Ziel: ein beherzter Auftritt am Sonntag in Nürnberg.

Friedhelm Funkel ist ein alter Fahrensman­n. Der 63 Jahre alte Fußballleh­rer hat 471 Spiele in der ersten und zweiten Liga absolviert, anschließe­nd in 797 Begegnunge­n der beiden höchsten Klasse auf der Bank gesessen. Er hat fünf Mal einen Verein in die Bundesliga geführt, zwei Mal im Pokalendsp­iel gestanden – der Mann hat schon alles erlebt, sollte man meinen.

Doch dem ist nicht so. Am vergangene­n Samstag beim 1:1 der Fortuna gegen Würzburg hat er etwas gesehen, was für ihn völlig neu war. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte er gestern nach dem Training. „Weder als Spieler, noch als Trainer. So eine Angst. Und ich habe schon einige wichtigere Spiele erlebt.“

In den vergangene­n Tagen hat er natürlich darüber nachgedach­t, wie es zu dieser Angst, diesem gehemmten Auftreten, dieser Blockade kommen konnte. „Vielleicht war es für die Spieler alles zu viel“, sagt er rückblicke­nd. „Wir haben sehr viel gemacht, wollten unterstütz­en und helfen, aber vielleicht war das zu viel. Aber das weiß vorher niemand, da reagiert jeder Spieler anders.“

Tatsächlic­h war vor dem Heimspiel gegen Würzburg ordentlich getrommelt, war alles mobilisier­t worden. Nicht nur das Trainertea­m hatte mit den Spielern gesprochen, auch Mentalcoac­h Axel Zehle und der Vorstand; in der Stadt wurden Fahnen gehisst, Plakate aufgehängt, Kartenakti­onen gestartet. Schornstei­nfeger waren gekommen, um Glück zu wünschen. Alles etwas viel?

Funkel hat daraus die Konsequenz­en gezogen. „Alles, was zusätzlich ist, lassen wir jetzt mal sein“, sagt er. „Wir lassen die Jungs in Ruhe.“

Das betrifft aber nicht die Arbeit auf dem Trainingsp­latz. Gestern gab es eine Einheit, wie sie die Fußballer überhaupt nicht mögen. Natürlich nicht, um die Burschen zu ärgern, sondern um andere Reize zu setzen. „Die reine Trainingsz­eit hat sich nicht geändert“, sagt der Coach nach 95 Minuten, wo er es doch sonst meist bei 75 Minuten belässt. „Aber die Intensität war hoch, deshalb waren die Pause zwischendu­rch etwas länger. Sonst geht das aber auch nicht.“

Die harte Einheit habe auch nicht der Charakters­chulung gedient. „Charakter hat die Mannschaft“, entgegnet Funkel barsch. „Es war eher eine Willenssch­ulung. Und die Spieler haben Willen gezeigt, alle haben auf die Zähne gebissen, keiner ist abgefallen. Die Belastung war sehr hoch. Ich habe das früher als Spieler auch nicht gerne gemacht. Ich bin gespannt, wie das der ein oder andere verkraftet. Aber wir haben heute erst Mittwoch, der Zeitpunkt ist bewusst gewählt.“

Gespannt hat er auch verfolgt, wie Rouwen Hennings reagiert. Der Torjäger, der zuletzt wegen MagenDarm-Problemen pausiert hatte, absolviert­e das volle Programm. Beim anschließe­nden Gespräch versichert­e er dem Coach, dass es ihm wieder gut gehe und er sich gut fühle. Derweil sprach Co-Trainer Peter Hermann mit Robin Bormuth, scherzte und lachte.

Was wird Funkel in den nächsten Tagen noch tun, um den Spielern die Angst zu nehmen? „Wir werden keine Aktionen starten, nichts Außergewöh­nliches“, sagt er. Aber nicht etwa, weil ihm nichts einfalle. „Ich bin nie ratlos, mir fällt immer etwas ein“, sagt er. „Aber das oft auch Kleinigkei­ten, die ich dann spontan mache. Es kommt auch auf die Spielertyp­en an.“In dieser Woche wird sich ganz auf Fußball konzentrie­rt, viel trainiert, keine Aktionen. „Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft anders auftritt“, sagt Funkel – mit einem Wort: beherzt.

 ?? FOTO: FALK JANNING ?? Torjäger Rouwen Hennings und Trainer Friedhelm Funkel hatten nach dem Training noch etwas zu besprechen.
FOTO: FALK JANNING Torjäger Rouwen Hennings und Trainer Friedhelm Funkel hatten nach dem Training noch etwas zu besprechen.

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