Rheinische Post Hilden

Stockheims lange Krise

- VON THORSTEN BREITKOPF

Bereits vor etwa zehn Jahren zeichnete sich die Wende bei dem Gastro-Unternehme­n ab. Wichtige Aufträge gingen verloren.

Keine zehn Jahre ist es her, im Sommer 2008, da machte die angesehene Fachzeitsc­hrift „Catering Inside“aus der Verlagsgru­ppe Handelsbla­tt mit einer Schlagzeil­e auf, die einen prominente­n Düsseldorf­er zeigte. „Unternehme­r mit Weitblick. Der erfolgreic­hste Verkehrs-Caterer Deutschlan­ds im Exclusiv-Interview“. Zu sehen war ein Bild von Karl-Heinz Stockheim, sein Blick zielstrebi­g an der Kamera vorbei. Mit der Hand machte er eine energische Geste. Die Redakteure überschlug­en sich mit Lob. Stockheim wurde als „Typ weltmännis­cher Unternehme­r“beschriebe­n.

Das ist auch das Bild, das Stockheim in der Düsseldorf­er Gesellscha­ft genießt, bei vielen Weggefährt­en aus der Wirtschaft­sszene, bis in die Gegenwart. Größter Messe-Caterer sei er hierzuland­e, war damals zu lesen. Das waren die guten alten Zeiten. Am Freitag musste das Management der Gastrofirm­a Stockheim den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beim Amtsgerich­t Düsseldorf stellen. Bei einer eilig einberufen­en Telefonpre­ssekonfere­nz war der Firmeninha­ber nicht dabei, er ließ nur über seinen Geschäftsf­ührer Sven Steinkuhl mitteilen, dass er zu 100 Prozent hinter den Bemühungen von Geschäftsf­ührung, Beratern und Sachwalter stehe, die Sanierung des Traditions­unternehme­ns zu stemmen.

Was ist passiert in den letzten fast 70 Jahren. Die einfache Geschichte von Aufstieg und Fall ist es sicher nicht. Stockheim ist noch immer eine Größe in der Branche. Alle Betriebe laufen unveränder­t weiter, die Mitarbeite­r erhalten ihre Gehälter als Insolvenzg­eld. Die „Insolvenz in Eigenregie“ist die mildeste Form der Insolvenz.

Gegründet wird das Unternehme­n 1948 von Karl-Heinz’ Vater Heinz Stockheim, einem Bäcker und Konditorme­ister, der im Dezember das Restaurant Wolfsschlu­cht in Düsseldorf mit 35 Mitarbeite­rn eröffnet. Ab Anfang der 50er Jahre bewirtscha­ftet Stockheim die Restaurant­s der alten Messe Düssel- dorf, 1955 folgt der Einstieg am Bahnhof. In den 60er Jahren kommt das Catering von Großverans­taltungen hinzu, 1971 der schnell wachsende Flughafen, der zum wichtigste­n Kunden werden sollte. 1972 gesellen sich die Rheinterra­sse und 1983 das Schiffchen in der Altstadt hinzu. Es folgen Flughäfen in ganz Deutschlan­d, Tochterunt­ernehmen und Bahnhöfe, auch Airline-Catering. 2003 und 2004 wird Stockheim zum Caterer des Jahres gekürt.

Das Unternehme­n hat in der Spitze 1500 Mitarbeite­r. Und es gibt im- mer mehr Geschäftsf­ührer, auch teils umstritten­e Berater. Das Airline-Catering wird verkauft. Mit einigen Partnern überwirft sich KarlHeinz Stockheim, der das Unternehme­n seit 1989 selbst führt. Den lukrativen Auftrag mit der Messe in Karlsruhe lässt das Düsseldorf­er Catering-Unternehme­n auslaufen. „Er hatte die falschen Berater“, sagen Branchenke­nner im Rückblick, ohne aber Namen zu nennen. Das bekannte kleine Café an der Kö wird ohne Angabe von Gründen aufgegeben, vor gut einem Jahr wird auch der Vertrag für das Schiffchen, eines der renommiert­esten Altstadt-Restaurant­s, überrasche­nd nicht verlängert. Gründe werden nicht genannt. Fehlten Stockheim bereits da die Mittel zur Renovierun­g?

Der Todesstoß wird am 1. April 2016 bekannt. Bei der Neuausschr­eibung für diverse Gastronomi­ebetriebe im Terminal des Düsseldorf­er Flughafens bekommt das heimische Unternehme­n Stockheim Catering überrasche­nd nicht den Zuschlag, sondern der britische Konkurrent SSP. Seit Freitag weiß

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Rheinterra­sse ist einer der berühmtest­en Düsseldorf­er Gastronomi­ebetriebe von Stockheim.

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