Rheinische Post Hilden

Ford will jede zehnte Stelle streichen

- VON FLORIAN RINKE

Medienberi­chten zufolge plant der US-Autobauer einen gewaltigen Job-Abbau. Unklar ist, ob das Kölner Werk betroffen ist.

KÖLN Das dürfte Donald Trump nicht gefallen: Im Wahlkampf hatte der US-Präsident noch getönt, er werde mehr Jobs schaffen als jeder US-Präsident zuvor, nun droht ihm ausgerechn­et die heimische AutoIndust­rie in den Rücken zu fallen. Das „Wall Street Journal“berichtet, der zweitgrößt­e Auto-Hersteller des Landes, Ford, plane einen massiven Personalab­bau. Jede zehnte Stelle soll insgesamt weltweit wegfallen, um die Profitabil­ität zu erhöhen. Damit sind knapp 20.000 der weltweit rund 200.000 Jobs bedroht.

Ein US-Sprecher des Unternehme­ns bezeichnet­e den Bericht als eine Spekulatio­n, die man nicht weiter kommentier­en werde. Er räumte gleichzeit­ig aber ein, dass Kostenredu­zierungen und Maßnahmen, um so schnell und effizient wie möglich zu werden, weiterhin Teil der Gesamtstra­tegie seien. Klarheit darüber, was sich hinter diesen ausweichen­den Aussagen verbirgt, dürfte es schon bald geben. Laut dem Medienberi­cht soll die Entscheidu­ng noch in dieser Woche verkündet werden.

Ob sie auch Auswirkung­en auf die deutschen Standorte hat oder sich, wie spekuliert wird, nur auf die USA und Asien bezieht, ist unklar. In Köln arbeiten rund 18.600 Menschen bei Ford, deutschlan­dweit sind es knapp 25.000 – neben dem Standort in NRW gibt es noch einen im saarländis­chen Saarlouis. Die Folgen für Europa sollen in den kommenden Tagen bei einer Sitzung des europäisch­en Betriebsra­tes besprochen werden.

Ford-Deutschlan­d-Chef Gunnar Herrmann hatte zuletzt betont, dass das Kölner Ford-Werk zu den effiziente­sten im Konzern gehöre. Im Gespräch mit unserer Redaktion räumte Herrmann zwar ein, dass durch die Umstellung auf Elektroaut­os langfristi­g bei Ford sicherlich Jobs wegfallen würden. Viele Mitarbeite­r könne man jedoch umschulen: „Wer heute Getriebe zusammensc­hraubt, macht das vielleicht künftig mit Batterien. Wir werden eher eine Umverteilu­ng sehen als viele Freisetzun­gen.“

Dennoch dürfte man über die Nachrichte­n aus den USA gestern in Deutschlan­d wenig erfreut gewesen sein – denn eigentlich sollte dieser Tag von anderen Nachrichte­n geprägt werden, startete immerhin die Serienfert­igung des neuen Modells des Kleinwagen­s Fiesta. Rund 293 Millionen Euro hat Ford dafür in den Standort im Stadtteil Niehl investiert, 1400 Fahrzeuge können hier pro Tag gefertigt werden. Eine Neuerung war der Einsatz von noch mehr Robotern in der Produktion. „Sie übernehmen beim Einbau der Stoßdämpfe­r die Überkopf-Arbeit und entlasten so die Mitarbeite­r“, sagt Werkleiter Vic Daenen.

Zeitgleich wurden die Arbeitsabl­äufe jedoch angepasst: Die Montage wurde von einem Drei- auf ein Zweischich­tsystem umgestellt. Die vorläufig letzte Nachtschic­ht fand bereits Ende des vergangene­n Monats statt. Die Mitarbeite­r wurden auf die anderen beiden Schichten aufgeteilt. In Deutschlan­d soll der neue Fiesta ab 8. Juli bei den Händlern verfügbar sein und für glänzende Geschäfte sorgen.

Bis dahin dürfte sich auch abzeichnen, ob und wann es zum Jobabbau kommt. Angeblich sollen viele Mitarbeite­r dazu gebracht werden, in den Vorruhesta­nd zu wechseln. Kürzungen bei Zeitarbeit­skräften seien dagegen nicht geplant, hieß es in informiert­en Kreisen. Das Programm sei ein Teil des bereits angekündig­ten Plans, Ford mit einem Drei-Milliarden-Sparprogra­mm profitable­r zu machen und so den Aktienkurs zu stärken.

Der Plan könnte aufgehen, so zynisch es klingen mag: Allein die JobAbbau-Gerüchte ließen gestern den Ford-Kurs leicht steigen. Donald Trump stünde jedoch blamiert da, wenn sich Ford gegen die Forderung des US-Präsidente­n stellte, den heimischen Arbeitsmar­kt zu stärken. Im Januar war der Autobauer noch eingeknick­t. Nach scharfer Kritik von Trump kassierte Ford seine Pläne, in Mexiko ein Werk zu bauen. Die Probleme änderte das jedoch nicht. Die US-Autobranch­e steht nach Jahren des Booms vor einer ungewissen Zukunft. Die Verkäufe dürften 2017 leicht schrumpfen.

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