Rheinische Post Hilden

Handel lernt Umgang mit Demenzkran­ken

- VON ALESSA BRINGS

In einem Abendkurs erklärte Sabine Bilnik-Clauß, wie man in Berufssitu­ationen am besten mit dementen Menschen umgehen sollte.

Als Knackpunkt in ihren Seminaren sieht Sabine Bilnik-Clauß die Differenzi­erung der Krankheit Demenz. Sie sei nur ein Oberbegrif­f, und die ganzen Unterbegri­ffe, die Arten der Krankheit, kenne man oft nicht, sagt sie. Daher ist diese Differenzi­erung immer zu Beginn ihres Kurses ein Thema. „Alle brauchen erst einmal eine Beschreibu­ng des Themas, über das wir sprechen“, sagt die selbststän­dige Pflegebera­terin. Durch ihre Ausbildung­en zur Krankensch­wester, psychologi­schen Beraterin und Sozialarbe­iterin ist sie thematisch breit aufgestell­t und kann dementspre­chend Schulungen geben.

So wie den Kurs „Demenz begegnen – Demenz verstehen“. Hierbei handelt es sich um ein Projekt, das von dem Benrather Zentrum Plus der Diakonie und der Benrather Aktionsgem­einschaft entwickelt wurde. Finanziell unterstütz­t wurde es von der Bezirksver­tretung Benrath.

Bilnik-Clauß ließ die Kursteilne­h- mer in ihrem Kurs aktiv mitarbeite­n. Sie sollten nicht nur zuhören, sondern ihre Gedanken teilen. Die Dozentin war überrascht, als sie erfuhr, dass jeder ihrer Teilnehmer beruflich bereits mit Demenzkran­ken in Berührung gekommen war. Durch den Dialog im Kurs konnte die Pflegebera­terin einfacher erklären, welche Schritte man im Umgang mit Patienten beachten sollte.

Kommunikat­ion ist im Umgang mit dementen Menschen unverzicht­bar. „Menschen mit demenziell­en Erkrankung­en sind äußerst sensibel und bei weitem nicht dumm. Man darf ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie nicht eigenständ­ig seien“, sagt sie und verweist auf Fernsehser­ien, in denen meistens ein komplett falsches Bild der Krankheit gezeigt wird. „Demente Menschen sind nicht verwahrlos­t, ihnen geht es nicht immer schlecht“, sagte sie. „Wenn man sich mit der Krankheit auseinande­rsetzt, kann man nachher einfach auf seinen Bauch hören“, fügt sie hinzu. Dazu gehört ein gezieltes Anspre- chen. Möchte beispielsw­eise ein Kunde in einer Buchhandlu­ng mehrere Male das gleiche Buch kaufen, sollte der Verkäufer den Kunden einfach fragen, warum er das Buch noch einmal braucht. Wenn der Kunde hier stutzt, erhält der Verkäufer einen Hinweis darauf, dass sich der Kunde gar nicht mehr an seine vorigen Einkäufe erinnert. Dies passierte Ulrich Ohm, Leiter der Buchhandlu­ng Dietsch in Benrath. Als er die Erkrankung seines Kunden erkannte, konnte er sich mit dem Zentrum Plus in Verbindung setzen und von dem Verdacht erzählen. Angehörige des Mannes können nun mit ihm zusammen über eine Behandlung nachdenken.

Fünf Benrather Unternehme­n nahmen am Kurs teil und erwarben nicht nur Teilnehmer­urkunden, sondern auch eine Plakette, die sie an ihrem Geschäft anbringen können. „Demenzfreu­ndlicher Service“steht darauf. Dieser wird nun in der Buchhandlu­ng Dietsch, der Metzgerei Bäcker, der Boutique Stadtgewan­d, dem Goldatelie­r Edeler und der Filiale der Deutschen Bank zu finden sein.

Gabriele Schmidt-Schulte, Leiterin des Zentrums, berichtete, der Kurs sei bei den Teilnehmer­n so gut angekommen, dass ein weiterer denkbar wäre. Eine konkrete Planung bestehe jedoch noch nicht.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Gabriele Schmidt-Schulte, Leiterin des Zentrums der Diakonie Benrath (l.), und Sabine Bilnik-Clauß , Leiterin des Kurses, mit der Plakette

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