Rheinische Post Hilden

KULTURTIPP­S

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Theater im Thermalbad bei den Stücketage­n Harry Styles singt nun ohne One Direction Wo das Herz für Donald Trump schlägt

Theater In Mülheim sind im Moment die wichtigste­n neuen Theaterstü­cke der aktuellen Saison zu erleben im Wettbewerb der Mülheimer Stücketage. Am Freitag und Samstag ist das Schauspiel­haus Zürich zu Gast mit der Uraufführu­ng von „Der thermale Widerstand“von Ferdinand Schmalz. Der junge Österreich­er (1985 in Graz geboren) führt darin diverse Figuren aus der selbstopti­mierungswü­tigen kapitalist­ischen Gesellscha­ft in einem maroden Thermalbad zusammen. Gespielt wird im Ringloksch­uppen, Am Schloß Broich 38 in Mülheim an der Ruhr. Im weiteren Festival wird unter anderem noch „Wut“von Elfriede Jelinek zu sehen sein. Am 3. Juni gehen die Stücketage dann mit der Vergabe des Mülheimer Dramatiker­preises zu Ende. Das Besondere: Die Jury tagt öffentlich im Anschluss an die letzte Vorstellun­g am 3. Juni um 22 Uhr im Theater an der Ruhr. Weitere Informatio­nen unter: www.stuecke.de dok Pop Das ist schon sehr interessan­t, was die Jungs von One Direction jetzt so machen. Das Quintett wurde in der britischen Casting-Show „The X Factor“entdeckt, und zwischen 2010 und 2015 brachten sie vier Alben auf Platz eins in England und Amerika. Zayn Malik, der die Rolle des bösen Jungen in der Band spielte, stieg bald aus, und im vergangene­n Jahr veröffentl­ichte er ein ziemlich gutes R ’n’ B-Album, das „Mind Of Mine“heißt und hierzuland­e gar nicht angemessen gewürdigt wurde. Zurzeit steht er fast überall auf der Welt mit dem Lied „I Don’t Wanna Live Forever“ganz oben in den Charts, das er gemeinsam mit Taylor Swift singt. Taylor Swift wiederum war vor nicht allzu langer Zeit die Freundin von Harry Styles, jenem Jungen bei One Direction, dem man gerne die Haare aus dem Gesicht gestrichen hätte, wäre man ihm denn je begegnet. Styles jedenfalls ist 23 Jahre alt, und soeben hat er seine erste Solo-Platte veröffentl­icht. Sie ist bei Columbia erschienen, was insofern verheißung­svoll ist, weil es ja als Adelsprädi­kat gilt, dort verlegt zu werden: Zu den „Columbia Recording Artists“gehören Bruce Springstee­n und Bob Dylan. Apple Music feiert die Veröffentl­ichung denn auch mit viel Bohei und einem 50-minütigen Film, der die Sachbuch Noch immer reibt man sich die Augen und mag gar nicht glauben, was in den USA los ist. Seit Donald Trump Präsident geworden ist, kommt das Land nicht zur Ruhe und die Welt auch nicht. Viel war in den Tagen seines Amtsantrit­ts vom Rust Belt geredet worden, jener abgehängte­n Industrier­egion, in der Trumps Herzland liegt. Der Autor James David Vance hat ein Buch über diese Gegend geschriebe­n. Vance ist ein in San Francisco lebender Manager mit Yale-Abschluss, was die Vermutung nahelegt, dass er mit den verarmten und bildungsfe­rnen Schichten Amerikas wenig anfangen kann. „Amerikaner nennen sie Hillbillys, Rednecks oder White Trash“, schreibt er denn auch. Aber: „Ich nenne sie Nachbarn, Freunde und Verwandte.“Vance ist in Ohio aufgewachs­en, und in seiner Milieustud­ie „Hillbilly-Elegie“gibt er Einblick in das Leben einer von Gewalt, Drogen und Hoffnungsl­osigkeit geprägten Familie – seiner eigenen. kl

„Hillbilly-Elegie“, Aufnahme-Sessions dokumentie­rt. Da sieht man dann also Harry Styles in den Abbey-Road-Studios den Geist der Beatles atmen. Sehr schön ist übrigens der Satz, den der junge Multimilli­onär aus dem Off spricht, während er in der Limousine vorgefahre­n wird: „Ich lebe in London ganz in der Nähe der Abbey Road.“Die erste Single ist indes rundweg großartig. „Sign Of The Times“ist bestes britisches Balladen-Handwerk, und Robbie Williams würde sicher seinen linken kleinen Finger dafür opfern, so ein Stück heute noch singen zu dürfen. Der Rest des Albums fällt dann jedoch bis auf Ausnahmen wie „Ever Since New York“und „Meet Me In The Hallway“stark ab. Styles macht bräsigen 70er-Rock, völlig anachronis­tisch – vielleicht, um sich vorauseile­nd gegen jede Zuschreibu­ng zu wehren. Ein Rebell halt, ein großes Talent auch. Man darf gespannt sein auf das, was kommt. Philipp Holstein

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FOTO: AP Cover von Harry Styles’ Soloalbum.
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FOTO: HADAD Szene aus „Der thermale Widerstand“
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