Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Bürgermeis­terin Bettina Warnecke soll prüfen, ob sich dafür auch eine Stadtentwi­cklungsges­ellschaft eignet.

HAAN Die Region Düsseldorf boomt. Die Wirtschaft bietet viele Arbeitsplä­tze. Das zieht Menschen an. Sie brauchen Wohnungen. Bestand und Neubau halten mit der Nachfrage nicht mit. Folge: Die Immobilien­preise und Mieten steigen – nicht nur in Düsseldorf, auch im Umland. Günstige Wohnungen werden Mangelware. Die Gewinne des Baubooms teilen sich Grundstück­seigentüme­r und Investoren. Die Kommunen bleiben auf den Infrastruk­turkosten für Kitas, Spielplätz­e, Schulerwei­terungen oder Alteneinri­chtungen sitzen.

Das muss sich ändern, ist sich die Politik in Haan einig. Gestritten wird über das Wie. Die beiden großen Fraktionen CDU und SPD haben sich jetzt zu einem gemeinsame­n Antrag zusammenge­rauft – und ihn auch mit ihrer Mehrheit durchgebra­cht. Bürgermeis­terin Bettina Warnecke soll aufzeigen, welche Möglichkei­ten es für ein kommunales Baulandman­agement in Haan gibt und welche Erfahrunge­n andere Kommunen gemacht haben. Untersucht werden soll auch, ob eine Stadtentwi­cklungsges­ellschaft dabei hilfreich wäre.

Trotz des gemeinsame­n Antrags verfolgen SPD und CDU unterschie­dliche Ansätze. Die Sozialdemo­kraten tendieren zu NRW Urban. Das ist eine landeseige­ne Entwicklun­gsgesellsc­haft. Die Gartenstad­t könnte sich ihrer für eine gewisse Zeit bedienen, um bezahlbare Wohnungen für geringe und mittlere Einkommen zu schaffen. Wie das funktionie­ren soll, erläuterte Dr. Franz-Josef Lemmen von NRW Urban im Wirtschaft­sausschuss. NRW Urban kauft und bebaut Grundstück­e im Auftrag der Gartenstad­t. Das nötige Geld stellt die NRW-Bank zur Verfügung, das Land bürgt für das Darlehen. Den Gewinn streicht Haan ein, allerdings muss die Stadt auch für Verluste geradesteh­en. Voraussetz­ung: Haan wird für 1000 Euro Anteilseig­ner an NRW Urban. Das NRW-Bauministe­rium muss das Projekt genehmigen.

Es müssen rund 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen im Innenberei­ch mit guter Bus-/Bahnanbind­ung entstehen. Die Skepsis vieler Ausschussm­itglieder war mit Händen greifbar. Die FDP hat Zweifel, ob diese Konstrukti­on rechtssich­er ist. Das belege ein Gutachten, sagte Lemmen.

Wie viele Kommunen nutzen bereits NRW Urban?, wollte Meike Lukat (WLH) wissen. Erst fünf, weil dieses Instrument brandneu sei. Ob es Referenzpr­ojekte gebe, fragte Lukat: „Das Polizei-Präsidium Düsseldorf wird rund 80 Prozent teurer als ursprüngli­ch geplant.“Er behaupte nicht, dass NRW Urban günstiger sei, meinte Lemmen. Die Berechnung­ssätze seien eine „Frage des Aufwands“: „Wir handeln die Stundensät­ze konkret mit den Kommu- nen aus.“In Haan werden rund 300 Wohnungen für etwa 1000 Personen mit Wohnberech­tigungssch­ein gebraucht, rechnete Jörg Dürr (SPD) vor. Darin seien auch mehr als 200 anerkannte und zugewiesen­e Flüchtling­e enthalten.

Die CDU will vorrangig Haaner mit Wohnungen versorgen, machte Harald Giebels deutlich. Die Stadt soll sich einen 25-Prozent-Anteil an der Wertschöpf­ung sichern. Die Kommune bekommt entweder Geld dafür, dass Baurecht geschaffen wird oder einen Teil des neuen Baulandes übertragen. „Ein Baulandman­agement haben wir vor 20 Jah- ren verpasst“, zeigt sich Petra Lerch (GAL) skeptisch. „Heute haben wir keine Grundstück­e mehr dafür.“Die Landesgese­llschaft NRW Urban könne die Gartenstad­t aber zeitlich befristet unterstütz­en.

Bürgermeis­terin Bettina Warnecke soll auch aufzeigen, wie bei Bauvorhabe­n künftig ein Anteil von 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen festgeschr­ieben und wie Haan das oben beschriebe­ne „25-Prozent-Modell“einführen kann, beantragte die WLH – und fand dafür eine Mehrheit.

www.rp-online.de/haan

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER/DPA ?? Der Stadtrat der Gartenstad­t will mehr Einfluss darauf nehmen, wie viele Wohnungen in Haan und in welcher Preisklass­e gebaut werden.
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Der Stadtrat der Gartenstad­t will mehr Einfluss darauf nehmen, wie viele Wohnungen in Haan und in welcher Preisklass­e gebaut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany