Rheinische Post Hilden

Ein neuer Zauberfuß für Gladbach

- VON JANNIK SORGATZ

Vincenzo Grifo hat nicht den üblichen Werdegang eines Bundesliga­spielers, sondern den Ruf eines Straßenfuß­ballers. Bei der Borussia könnte der 24-Jährige in die Fußstapfen von Juan Arango treten.

MÖNCHENGLA­DBACH Borussia-Fans, die sich die Zusammenfa­ssung des Zweitliga-Spiels zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem FSV Frankfurt vom 24. Oktober 2014 ansehen, könnten feuchte Augen bekommen. Da setzt die Nummer 32 der Frankfurte­r erst einen Freistoß vom rechten Strafraume­ck direkt neben den Pfosten, dann haut sie von derselben Position den Ball per Dropkick in den Winkel. Die 32 heißt Vincenzo Grifo und weckt zu-

Vincenzo Grifo mindest in diesem Video Erinnerung­en an Juan Arango, dessen linken Zauberfuß Borussia Mönchengla­dbach in den vergangene­n drei Jahren nie so richtig ersetzen konnte.

Nun sind bei Grifo ein paar Abstriche zu machen: Er ist Rechtsfuß und hat erst in der abgelaufen­en Bundesliga-Saison damit begonnen, auch gegen größere Klubs als Fürth zu brillieren. Doch der 24Jährige verspricht, genau diese gefühlvoll­e Gewalt im Umgang mit dem Ball vom SC Freiburg mitzubring­en, die es im Gladbacher Kader so nicht gibt. Er ist kein Traoré, kein Herrmann, kein Johnson, kein Hazard, kein Stindl, kein Hofmann, kein Raffael.

Gestern wurde offiziell verkündet: Grifo hat bis 2021 in Gladbach unterschri­eben. Dank einer Ausstiegsk­lausel ist er mit einer Ablöse von sechs bis sieben Millionen Euro ein Schnäppche­n, als Topscorer des Bundesliga-Siebten. VfR Pforzheim, Germania Brötzingen, 1.CFR Pforzheim – das waren Grifos Stationen bis zur Volljährig­keit. Solch einen Werdegang haben Bundesliga­spieler selten hinter sich, seit Nachwuchsl­eistungsze­ntren das Land besser abdecken als schnelles Internet. Nachdem der Deutsch-Italiener in der U19-Verbandsli­ga 53 Tore geschossen und im Pokal den Karlsruher SC fast im Alleingang besiegt hatte, zog es ihn 2011 zum KSC. Dort blieb Grifo ein Jahr, dann holte ihn die TSG Hoffenheim, wo er sich seinen ersten Profivertr­ag allerdings noch verdienen musste. Den unterschri­eb Grifo im Frühjahr 2013 mit 20 Jahren.

Über Pforzheim, Karlsruhe, Hoffenheim II, Dynamo Dresden, den FSV Frankfurt und den SC Freiburg hat er sich kontinuier­lich nach oben gearbeitet. Man ist geneigt, Parallelen zu Lars Stindl zu erkennen, der auch nicht zur Überfliege­r-Fraktion der Mario Götzes oder Leon Goretzkas zählte, die mit 16, 17 Jahren schon bei Juniorentu­rnieren im Spartenfer­nsehen zu bewundern waren. „Ich war früher noch nicht so schnell und hatte wohl auch kein Idealgewic­ht“, erklärte Grifo einst auf der Hoffenheim­er Vereinsweb­seite. Er kommt mit dem Ruf eines Straßenfuß­ballers. „Ich habe als Kind jede freie Minute im Käfig verbracht“, sagte Grifo. „Mein älterer Bruder Francesco hat mich bei den Großen mitspielen lassen und auf dem Schulweg hatte ich auch immer einen Ball dabei. Meine Mitschüler haben mich als Freak bezeichnet.“

Den „Freak“lernte Borussia im vergangene­n September kennen, als Grifo beim Freiburger 3:1-Erfolg zwei Tore vorbereite­te. Erst legte er

„Ich hatte immer einen Ball dabei. Meine Mitschüler haben mich als

Freak bezeichnet“

Maximilian Philipp den Ball auf, dann umkurvte er Torwart Yann Sommer und wurde von den Beinen geholt – den Elfmeter verwandelt­e Nils Petersen zum Endstand. Dass Grifo Freistöße liegen, zeigte er nicht nur bei Youtube, sondern auch in diesem Spiel. Sommer ließ seinen gefährlich­en Versuch nach vorne abklatsche­n. Vielleicht gelingt ihm kommende Saison ja Borussias erstes Freistoßto­r seit Dezember 2015. Auch diese Qualität ist Gladbach in den drei Jahren seit Arangos Abgang abhandenge­kommen.

Dass Grifo neben der Technik mittlerwei­le auch die physische Verfassung mitbringt, um hohen Ansprüchen gerecht zu werden, beweist ebenfalls ein Video im Internet. Da jongliert der 24-Jährige gekonnt mit dem Ball – in roten Badeshorts am Swimming Pool.

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FOTO: IMAGO Vincenzo Grifo, der Topscorer des Bundesliga-Siebten SC Freiburg, hat bis 2021 bei Borussia Mönchengla­dbach unterschri­eben.

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