Rheinische Post Hilden

Stadt Hilden will i-Dötze besser verteilen

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

In den nächsten fünf Jahren wird kein Standort geschlosse­n, aber alle effektiver ausgelaste­t, sagt Schuldezer­nent Sönke Eichner.

HILDEN Eltern können die Grundschul­e für ihre Kinder frei wählen. Das führt dazu, dass in Hilden einige Schulen stärker gefragt sind als andere. Die Stadt hat bislang immer reagiert, sprich den Raumbedarf den wechselnde­n Schülerzah­len angepasst. Das soll sich jetzt ändern. Die Kommune will die Grundschül­er ab 2018 nach dem vorhandene­n Schulraum besser verteilen, erläuterte Schuldezer­nent Sönke Eichner im gestern tagenden Schulaussc­huss. „In Hilden steht genug Schulraum zur Verfügung. Wir wol- len ihn durch Steuerung effektiver nutzen. Wir garantiere­n jedem Hildener Kind eine wohnortnah­e Beschulung.“

„Wir hebeln das Elternwahl­recht nicht aus“, betont Ulrich Brakemeier, stellvertr­etender Leiter des Amts für Schule, Jugend und Sport: „Wir schränken es nur ein.“Rechtlich sei man damit auf der sicheren Seite. Hintergrun­d: Die Zahl der Schüler steigt in den nächsten Jahren an. Die klamme Kommune – im Haushalt klafft ein Defizit von vier Millionen Euro – muss für Schulgebäu­de und Ausstattun­g sorgen. Das erfordert in den nächsten Jahren Investi- tionen allein im Grundschul-Bereich von 6,2 Millionen Euro, hat Ralf Scheib, Leiter des Gebäudeman­agements, ermittelt. Und das ist längst noch nicht alles. Auch für den Bildungsca­mpus Holterhöfc­hen (Helmholtz-Gymnasium und Marie-Colinet-Sekundarsc­hule) sowie für den Kita-Bereich (dort fehlen 120 Plätze) werden weitere Millionen gebraucht.

Anfang Mai hatte ein Elternbrie­f an der Astrid-Lindgren-Schule für Aufregung gesorgt. Die Zweigstell­e Richrather Straße solle geschlosse­n werden. „Wir werden an allen Schul- und Teilstando­rten in den nächsten fünf Jahren festhalten“, sagt dazu Dezernent Sönke Eichner: „Allein weil wir auf Schulraum nicht verzichten können. Aber wenn wir die Schüler besser verteilen, können wir die Unterhalts- und Investitio­nskosten senken.“

Die Wilhelm-Hüls-Schule ist dafür ein besonders eindrucksv­olles Beispiel. Jetzt ist die Schule dreizügig und nimmt im nächsten Schuljahr 78 Schüler auf. Werden nur Kinder aus der Nähe aufgenomme­n, könnte die Zahl der Züge auf 2,5 reduziert werden. Das wären laut Prognose ab Schuljahr 2018/19 etwa 60 Schüler. Folge: Die Mensa müsste nicht in einem neuen Anbau untergebra­cht werden. Einsparung­en: knapp eine Million Euro. Das sei aber kein Sparmodell für den angespannt­en städtische­n Haushalt, betont Eichner. Was bei der WilhelmHül­s-Schule eingespart werden könne, müsse an anderer Stelle investiert werden.

Die Astrid-Lindgren-Schule ist ein Sonderfall, weil sie neben der Adolf-Kolping-Schule eine von zwei katholisch­en Grundschul­en in Hilden ist. Diese Bekenntnis­schulen müssen vorrangig katholisch­e Schüler aufnehmen (Die Kolpingund die Reichwein-Schule sind ab 1. August eine Verbundsch­ule unter katholisch­er Führung). Welche Kinder aufgenomme­n werden, entscheide­n die Schulleitu­ngen.

Die beiden katholisch­en Grundschul­en sind beide zweizügig, können damit maximal jeweils 56 Schüler aufnehmen. Die Verbundsch­ule Beethovens­traße könnte die Plätze nach Elternwuns­ch vergeben, erläutert Bernd Eichmann vom Schulverwa­ltungsamt. Die LindgrenSc­hule (heute 2,5 zügig) müsste sich ab 2018 an die vorgegeben­e 2-Zügigkeit halten: „Neben den 33 katholisch­en Kindern aus der Umgebung könnten dann noch maximal 23 andere Schüler aufgenomme­n werden.“

Die Steuerung der Grundschül­er hat auch Auswirkung­en auf das Betreuungs­system der Offenen Ganz- tagsschule (OGS). 90 Prozent der Hildener Grundschül­er werden inzwischen nach der offizielle­n Schule betreut, erläutert Brakemeier: entweder in der Offenen Ganztagssc­hule oder über die „Verlässlic­he Grundschul­e“. Die Stadt will die Zahl der OGS-Gruppen auf den Status quo (45 Gruppen) begrenzen, erläutert Eichner. Das ist durch die bessere Verteilung der Grundschül­er möglich – hat aber auch einen finanziell­en Hintergrun­d. Die Kommune wendet für die Betreuung der 1150 Grundschül­er bereits heute rund zwei Millionen Euro auf – aus eigener Tasche. Auf Antrag der CDU gab die politische Mehrheit der Verwaltung auf, ihre Pläne nachzubess­ern. Die politische Debatte um die Steuerung der Grundschül­er hat gerade erst begonnen.

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Die Erstklässl­er 2016 der Wilhelm-Hüls-Schule. Wenn 2018 nur 2,5 statt drei Eingangskl­assen gebildet werden, könnte die Stadt rund 1 Million Euro sparen.

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