Rheinische Post Hilden

Nachbarn nach Überfall in Haan in Sorge

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Schockiert sind Anwohner über die vierstündi­ge Leidenszei­t des Opfers, das nackt und gefesselt im Garten lag.

HAAN Jürgen Weiß schaut auf Hund Leon, der es sich zu seinen Füßen gemütlich gemacht hat. Der 74-Jährige weiß: Wenn es hart auf hart kommt, dann wird ihm das freundlich­e Tier keine große Hilfe sein. „ Ich bin mal gespannt, wie ich mich fühle, wenn ich heute Abend ins Bett gehe“, sagt er nachdenkli­ch.

Nur zwei Häuser weiter müssen sich am Mittwochna­chmittag dramatisch­e Szenen abgespielt haben. Wie die Polizei berichtet, wurde am Hermann-Löns-Weg gegen 15.15 Uhr ein 82-Jähriger von noch unbekannte­n Tätern in seinem eigenen Haus überfallen. Er war von einer Fahrt in die Stadt nach Hause gekommen, sein dunkler BMW steht noch genau so vor dem Garagentor, wie er ihn abgestellt hat. Als der Haaner die Haustüre öffnete, lief er seinen Peinigern direkt in die Arme.

Zwei Männer, die Deutsch mit russischem Akzent gesprochen haben sollen, schlugen und drohten dem Rentner. Er sollte ihnen verraten, wo er sein Geld aufbewahrt. Die beiden Männer durchsucht­en das Haus und brachten den 82-Jährigen vom Keller ins Wohnzimmer. Dort habe er den Geruch von Benzin wahrgenomm­en – die Täter hatten es im gesamten Haus verteilt. Gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf schleppten ihn die Täter schließlic­h in seinen Garten und legten ihn dort ab. Noch einmal stießen sie Todesdrohu­ngen aus. Dann zündeten sie das Haus an.

Der Brand war es indes, der den Rentner rettete, weil er die Nachbarn alarmierte. Polizei und Feuerwehr rückten auf ihren Notruf hin gegen 19.05 Uhr aus – und entdeckten dabei den hilflosen Mann im Garten. In Windeseile machten unter den Nachbarn schockiere­nde Details die Runde. „Er soll in Unterhose da gesessen sein, der Mund zugeklebt“, sagt Wilfried Wagner. Er will zum Zeitpunkt der Tat zwei VWBusse in der Straße beobachtet haben, „einen roten und einen weißen, die hier nicht hingehören.“Mehrfach sei am Hermann-LönsWeg, einer gut situierten Wohngegend, bereits eingebroch­en worden, erzählt er. Die Polizei bestätigt das.

Nun geht die Angst unter den Nachbarn um. Jürgen Weiß ist sein Unbehagen anzumerken. „Die sollen ihm gedroht haben, dass sie ihm die Finger abschneide­n“, will er erfahren haben. Den 82-Jährigen kannte er persönlich. Er sei ein ruhiger Mann, lebe sehr zurückgezo­gen. „Vier Stunden war er diesen Leuten ausgesetzt. Und dann saß er nackt im Garten. Können Sie sich das vorstellen?“Trotz nicht näher von der Polizei beschriebe­ner „Misshandlu­ngen“blieb der 82-Jährige weitgehend unverletzt und konnte, unter Schock stehend, noch am Mittwochab­end von den Geschehnis­sen berichten. Das Haus ist stark beschädigt und derzeit unbewohnba­r. Der 82-Jährige ist laut Polizei „bei Freunden“untergekom­men.

„Die haben das doch vorher ausbaldowe­rt“, glaubt Jürgen Weiß. Mulmig ist ihm bei der Vorstellun­g, dass die Täter vielleicht auch schon sein eigenes Haus ausgespäht haben könnten. Gestern Vormittag war er bereits bei einer Fachfirma, um zu erfahren, wie er sich noch stärker vor Einbruch sichern kann. Jetzt will er nachrüsten: „Wir wissen nicht, ob die noch mal kommen.“

Immer wieder wurden in Hilden und Haan Senioren Opfer gewaltbere­iter Einbrecher. Prominente­ster Fall ist der eines Haaner Ehepaares, bei dem im Winter 2011/12 gleich zweimal eingebroch­en wurde. Der Fall wurde später von der Fernsehsen­dung „Aktenzeich­en XY ungelöst“behandelt.

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RP-FOTO: ALEXANDRA RÜTTGEN Die Polizei hat das Gelände abgesperrt. Das Auto steht noch so, wie der Besitzer es hingestell­t hat, als er am Mittwoch nach Hause kam. Als er dann die Haustüre öffnete, lief er seinen Peinigern direkt in die Arme.
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FOTO: GOOGLEMAPS Die Villa liegt direkt am Landschaft­sschutzgeb­iet.

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