Rheinische Post Hilden

Moschee freut sich über Besucher

- VON PASCAL CONRADS

Die türkische Gemeinde lädt Vertreter des öffentlich­en Lebens zum Fastenbrec­hen ein.

HILDEN Die türkische Ditib EmirSultan-Moschee ist unverkennb­ar mit ihren orientalis­chen Wölbungen und dem kleinen Minarett im Industrieg­ebiet der Stadt. Auf dem Vorhof sammeln sich die Muslime und unterhalte­n sich, ein paar nicken fröhlich, obwohl seit der letzten Mahlzeit und dem letzten Schluck Wasser gut 18 Stunden vergangen sind – bei 27 Grad in der prallen Sonne. Im Gemeindesa­al unterhalb der Moschee sind die Tische reich gedeckt, mit Linsensup- pe, Fleisch, Baklava und Salat. Neben Wasser und Apfeltee, gibt es für jeden Gast auch eine Dose Cola. Es gibt Frauentisc­he und Männertisc­he. Das Fastenbrec­hen um 21.45 Uhr findet gemeinsam im Raum, aber an getrennten Tischen statt. Vorne sitzt der Vorsitzend­e der türkisch-islamische­n Gemeinde, Erhan Akyol. Er wird alle drei Jahre von der Gemeinde gewählt. Neben dem Vorsitzend­en hat die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Marianne Münnich (Grüne) Platz genommen. Sie betont die erfolgreic­he Integratio­n und die offene Kultur der Muslime in Hilden. An der Wand hängt ein Porträt des türkischen Staatsober­haupts Erdogan, daneben ein Bild von Staatsgrün­der Atatürk. Die dritte Fotografie überrascht: Bundespräs­ident a.D. Joachim Gauck.

Der sunnitisch­e Imam Osman Birtek begrüßt die Gemeinde mit einemt Eröffnungs­gebet. Mir gegenüber sitzt Bahittin Akyazi, er ist zufällig einer der Organisato­ren des christlich-islamische­n Dialogkrei­ses in Hilden. Er lächelt und erklärt, die Zeremonie sei ein Bittgebet gewesen, das schicke man mit seinen geöffneten Händen gen Allah und hoffe auf seine Güte. Die größte Herausford­erung beim Fasten sei der Schlafentz­ug, weil nur nach Sonnenunte­rgang und bis Sonnenaufg­ang gegessen und getrunken werden darf, fehle diese Zeit entspreche­nd zum Schlafen. Für Bahittin ist Religion keine politische Sache, Staat und Religion sollten getrennt sein. Dass neben Atatürk und Erdogan auch Gauck als Foto an der Wand hängt, ist für ihn eine Selbstvers­tändlichke­it. Auch für den 17Jährigen Hakan Özdemir und seinem älteren Bruder Hamit, Jugendvors­tand der Gemeinde, ist Politik keine große Angelegenh­eit. „Wir richten unser Leben nach dem Islam aus“, sagt Hamit, der Wirtschaft in Wuppertal studiert. Gauck sei nun mal der deutsche Bundespräs­ident gewesen, demnächst soll sein Bild gegen das von Steinmeier ausgetausc­ht werden. „Wir sind Deutsche, das ist unser Staatspräs­ident“. Der IS spiele keine Rolle „Wir verurteile­n den Terrorismu­s.“Hamit erklärt, wer als gläubiger Muslim einen Menschen töte, werde von Allah bestraft, als habe er die gesamte Menschheit getötet. Die Gemeinde habe auch die AfD zum Fastenbrec­hen eingeladen – gekommen ist niemand. Das Fastenbrec­hen ist eine ausgelasse­ne Angelegenh­eit. Hakan Özdemir gesteht, als er vor drei Jahren zum ersten Mal gefastet habe, damals schaffte er es nur jeden zweiten Tag. Mittlerwei­le falle es ihm nicht mehr so schwer. Um 23 Uhr werden die Gläubigen zum Abschlussg­ebet aufgerufen. Es dauert eine Stunde. Auch die Gäste dürfen dabei sein. „Wir sind eine offene Moschee. Jeder darf vorbeikomm­en und zuschauen und mit uns gemeinsam feiern“, erzählt Hamit. Es sei schade, dass bislang nur wenige Nicht-Muslime die Moschee besuchten.

 ?? RP-FOTO: KÖHLEN ?? Vorsitzend­er Erhan Akyol (3.v.l.) hatte Dezernent Sönke Eichner (2.v.l.) und stell- vertretend­e Bürgermeis­terin Marianne Münnich (r.) an seiner Seite.
RP-FOTO: KÖHLEN Vorsitzend­er Erhan Akyol (3.v.l.) hatte Dezernent Sönke Eichner (2.v.l.) und stell- vertretend­e Bürgermeis­terin Marianne Münnich (r.) an seiner Seite.

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