Rheinische Post Hilden

Trump bekennt sich erstmals zur Nato-Beistandsp­flicht

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Der US-Präsident hatte das Verteidigu­ngsbündnis wiederholt kritisiert. In der Russland-Affäre ist Trump bereit, unter Eid auszusagen.

WASHINGTON (FH/dpa) Zum ersten Mal hat sich US-Präsident Donald Trump in deutlichen Worten zur Beistandsp­flicht der Nato bekannt. Trump sagte gestern Abend bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit dem rumänische­n Präsidente­n Klaus Johannis, er bekenne sich zu Artikel 5. Der Abschnitt des Nordatlant­ikvertrags verpflicht­et die Mitgliedst­aaten zum Beistand im Fall eines bewaffnete­n Angriffs auf einen Bündnispar­tner. Beim NatoGipfel vor zwei Wochen in Brüssel hatte der US-Präsident noch davon abgesehen, sich in einer Rede aus- drücklich dazu zu bekennen. Das hatte für Irritation­en gesorgt. Trump hatte die Nato im Wahlkampf wiederholt kritisiert und die Zukunftsfä­higkeit des Bündnisses infrage gestellt. Er verlangt von den anderen Mitglieder­n der Nato, dass sie ihre Verteidigu­ngsausgabe­n deutlich erhöhen. Diese Forderung wiederholt­e er gestern.

In der Affäre um die dubiosen Russland-Kontakte seines Wahlkampft­eams zeigte sich Trump nach eigenen Worten dazu bereit, unter Eid auszusagen. Trump sagte auf eine entspreche­nde Frage, er sei zu „100 Prozent“bereit, seine Sicht unter Eid darzulegen. Er wies auch den Verdacht zurück, dass er versucht haben könnte, sich in die Ermittlung­en des FBI einzumisch­en. Nach einer kurzen Twitter-Pause während der Anhörung des ehemaligen FBI-Direktors James Comey hatte sich Trump zuvor bereits in dem Netzwerk geäußert: „Trotz so vieler falscher Aussagen und Lügen, vollständi­ge und totale Rehabilita­tion. Und wow, Comey ist ein Informant.“

Die Republikan­er haben nach der Anhörung fast geschlosse­n Partei für Trump ergriffen. Zumindest für den Moment scheinen sie nicht bereit, auf Distanz zu gehen. Da die Konservati­ven in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit stellen, ist ein baldiges Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump damit eher unwahrsche­inlich.

Paul Ryan, der Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, hat in simplen Sätzen skizziert, wie die „Grand Old Party“den unter Druck geratenen Staatschef zu verteidige­n gedenkt. Trump, sagte er, sei nun mal ein neuer Akteur auf der politische­n Bühne. Ein Seiteneins­teiger, der sich eben noch nicht auskenne mit den Regeln der Stadt Washington. Dass der Präsident eine Loyalitäts­bekundung von Comey verlangte und den FBI-Chef obendrein auffordert­e, Ermittlung­en gegen seinen entlassene­n Sicherheit­sberater Michael Flynn einzustell­en – nach den Worten Ryans waren es Anfängerfe­hler, ungeschick­t, aber nicht strafbar. Trump sei schlicht nicht bewusst gewesen, dass die Bundespoli­zei strikt auf ihre Unabhängig­keit zu achten habe, lautet seine Version.

Im Kern geht es um die Frage, ob der Präsident die Justiz behinderte, als er im Februar in einem Vieraugeng­espräch auf Comey einredete. „Ich hoffe, Sie sehen einen Weg, das fallen zu lassen, von Flynn abzulassen“, zitiert ihn der geschasste FBIChef, ohne dass das Weiße Haus widersprec­hen würde. Nun dreht sich alles darum, ob die Worte als Weisung zu verstehen waren oder lediglich als eine Art Wunsch. Am Donnerstag erläuterte James Comey sein Verständni­s des Wortes „hoffen“. Er sagte bei der Anhörung: „Wenn der Präsident der Vereinigte­n Staaten sagt, ich hoffe, dann nehme ich das als Direktive.“

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