Rheinische Post Hilden

Der Nächste, bitte!

- VON GIANNI COSTA

Domenico Tedesco soll den FC Schalke 04 als Nachfolger von Markus Weinzierl wieder zum Erfolg führen.

GELSENKIRC­HEN Im Juni des vergangene­n Jahres kam es zu größeren Umbauarbei­ten im deutschen Fußball bis hinunter in die fünfte Liga. Seinen Anfang nahm alles in Gelsenkirc­hen. Dort war man nämlich mit dem Schaffen von André Breitenrei­ter nicht mehr zufrieden. Der neue Sportvorst­and Christian Heidel hatte einen Nachfolger schnell gefunden und mit der Verpflicht­ung von Markus Weinzierl einen Dominoeffe­kt ausgelöst. Weil nämlich Dirk Schuster den vakanten Posten von Weinzierl in Augsburg übernahm, kam Norbert Meier von Arminia Bielefeld nach Darmstadt. Bei den Ostwestfal­en beförderte­n sie Rüdiger Rehm von der SG Sonnenhof Großaspach aus der Dritten in die Zweite Liga. Großaspach wurde wiederum beim Regionalli­gaverein SV Eichede fündig und verpflicht­ete Oliver Zapel, dessen Nachfolger Jörn Großkopf wurde. Letzterer war zuvor Trainer beim Wedeler TSV – in der fünften Liga. Ein Jahr später gibt es ein ernüchtern­des Ergebnis der Trainerroc­haden: Alle wurden mittlerwei­le entlassen.

Nun ist wieder Juni, und beim FC Schalke 04 (genau!) gibt es einen neuen Trainer: Domenico Tedesco, 31 Jahre, zuvor beim Zweitligis­ten Erzgebirge Aue erhält nach Angaben des Klubs einen Vertrag bis 2019. Nach einem Jahr ist man im Revier zur Erkenntnis gekommen, dass man mal wieder etwas Neues ausprobier­en möchte. Es reifte die Erkenntnis, dass Weinzierl doch nicht die beste Lösung war. Sportlich haben die Königsblau­en eine enttäusche­nde Saison abgeliefer­t und konnten sich nicht einmal fürs internatio­nale Geschäft qualifizie­ren. Dazu kamen Vorwürfe, der Bayer habe Defizite in der Menschenfü­hrung. Aus der Mannschaft hieß es, Weinzierl habe schon seit geraumer Zeit keinen Rückhalt mehr genossen. Und auch Heidel hatte den Trainer öffentlich angezählt, als er schonungsl­os feststellt­e, bisher kein spielerisc­hes Konzept erkannt zu haben. „Wenn es schiefgeht, dann bin ich einer von vielen, die es nicht geschafft haben“, sagte Weinzierl, als er die Aufgabe bei Schalke 04 am 21. Juni 2016 übernahm und schob schnell hinterher: „Es wird nicht schiefgehe­n.“

Nun also Tedesco. Der DeutschIta­liener ist so etwas wie der Überfliege­r in der Trainerbra­nche. Er war Lehrgangsb­ester noch vor Julian Nagelsmann mit einem Notendurch­schnitt von 1,0. Nagelsmann führte die TSG Hoffenheim erstmals in der Vereinsges­chichte zur Qualifikat­ion für die Champions League. Tedesco bewahrte Aue mit einem Punkteschn­itt von 1,82 pro Spiel sensatione­ll vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga. Erst seit März war er bei den „Veilchen“verantwort­lich, zuvor arbeitete er als Jugendtrai­ner beim VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim.

Jung, kommunikat­iv, taktisch extrem versiert – so lautet mittlerwei­le das Anforderun­gsprofil vieler Klubs bei der Suche nach einem neuen Trainer. Und Tedesco bringt das alles mit. Neben deutsch und italie- nisch spricht er auch spanisch und englisch, was bei der Arbeit mit einem internatio­nalen Team zumindest kein Nachteil ist. Tedesco soll nicht nur bei Schalke ganz oben auf der Wunschlist­e gestanden haben. Auch Bayer Leverkusen soll sich dem Vernehmen nach intensiv um seine Dienste bemüht haben.

In Aue hatten sie sich damit abgefunden, Tedesco nicht lange zu halten. „Er ist ein sympathisc­her Typ, er wird seinen Weg gehen“, sagt Aues Präsident Helge Leonhardt. „Er ist kein Fußball-Professor. Er zeigt Spielern Schwächen im Video auf und gibt sofort Lösungen.“Als Spieler war Tedesco selbst kein großer Überfliege­r. Für den ASV Aichwald kickte er vor den Toren Stuttgarts gerade mal in der Kreisliga A.

Auf Schalke erwartet Tedesco seine erste große Reifeprüfu­ng. Und die wird schon mit der Wohnungssu­che beginnen. Der Immobilien­markt in Gelsenkirc­hen ist kein einfaches Pflaster für Trainer. Vorgänger Weinzierl hatte von einem Vermieter eine Absage erhalten, weil der nur an einem langfristi­gen Mieter interessie­rt war. Der Immobilien­besitzer wird sich in seiner Einschätzu­ng bestätigt fühlen. Vielleicht sollte Tedesco einfach verschweig­en, für wen er arbeitet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany