Rheinische Post Hilden

Neue Nachwuchs-Regelung empört Basketball-Basis

- VON MARKUS PLÜM

DÜSSELDORF/LÜBECK Morgen steht in der Basketball-Bundesliga BBL das dritte Spiel der Finalserie an. Mit einem Sieg über die EWE Baskets Oldenburg kann sich Serienmeis­ter Brose Bamberg den siebten Titel seit 2010 sichern.

Während etliche Basketball-Fans auf diese Partie schauen, brodelt es an der Basis jedoch gewaltig. Denn ein Großteil der 52 Vereine, die in der kommenden Saison in einer der vier 1. Regionalli­gen antreten wollen, streitet sich mit dem Deutschen Basketball Bund (DBB). Grund: Auf dem Bundestag am 17. und 18. Juni in Lübeck soll eine Regelung verabschie­det werden, die eine tiefgreife­nde Reform der Nachwuchsf­örderung bedeuten würde. Man wolle ein durchgängi­ges Entwicklun­gssystem einführen und die 1. Regionalli­ga als Bindeglied zwischen der U19-Bundesliga und den unterhalb der ersten Liga angesiedel­ten ProfiLigen „ProB“und „ProA“etablieren, heißt es auf Anfrage beim DBB.

So sollen nach Willen des Verbands ab sofort mindestens drei Spieler auf dem Spielbogen geführt werden, die jünger als 23 Jahre alt sind und zusätzlich mindestens drei Jahre in einer deutschen Jugendmann­schaft gespielt haben. Zwei davon sollen sogar zu jedem Zeitpunkt eines Spiels auf dem Feld stehen, „Local Player“nennt der DBB diese Akteure.

„Wo sollen wir die denn hernehmen?“, fragt Hartmut Oehmen, Trainer des NRW-Regionalli­gisten Elephants Grevenbroi­ch. „So viele U23-Spieler auf Regionalli­ga-Niveau gibt es gar nicht. Die Guten spielen eh schon in den oberen Ligen. Diese Regelung ist grober Unfug.“Oehmen hat sich daher an die Spitze einer Protestbew­egung gesetzt, die die Einführung der neuen Regel verhindern will. „Das ist einmalig, alle ziehen an einem Strang. Wir wissen Regionalli­gisten aus ganz Deutschlan­d hinter uns.“Dabei bestreiten viele Vereine nicht einmal die Sinnhaftig­keit der geplanten Regelung. „An sich können wir damit leben, weil sie mittelfris­tig das Ziel verfolgt, den Nachwuchs zu fördern“, sagt Gerrit Kersten-Thiele, Vorstand Sport der ART Giants Düsseldorf. „Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Regel ein gravierend­er Eingriff in die Kaderplanu­ngen der Vereine.“

Die Saison ist seit Anfang April beendet, beinahe alle Regionalli­gisten haben inzwischen neue Verträge mit Spielern auch aus Übersee und dem EU-Ausland geschlosse­n. „Wenn man vor zwei Monaten darü- ber gesprochen hätte, hätte man ja noch personell reagieren können. So ist der Zeitpunkt indiskutab­el“, erklärt Kersten-Thiele. Ein weiterer Vorwurf ist, dass die Regionalli­gisten nicht in die Beratungen zur „Local Player“-Regel einbezogen worden seien. Erst Mitte Mai wurden die Vereine in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, über die DBB-Pläne informiert. „Vom Verband hat uns im Vorfeld niemand gefragt. Das hätten wir uns gewünscht.“

Für die NRW-Regionalli­ga war Lothar Drewniok, Vizepräsid­ent des Westdeutsc­hen Basketball-Verbands, an der Erstellung des Eilan- trags beteiligt. Er gibt Versäumnis­se zu: „Wir sprechen zur Zeit mit vielen Regionalli­ga-Vereinen. Die Gespräche zeigen, dass das Tempo und der Umfang der Regel viele vor unlösbare Probleme stellen. An diesem Punkt muss nachjustie­rt werden.“Die Frage, warum man das Gespräch nicht vorher gesucht habe, lässt er unbeantwor­tet.

Eine Woche hat Hartmut Oehmen derweil noch Zeit, weitere Vereine davon zu überzeugen, sich der Petition anzuschlie­ßen. Sollte der DBBBundest­ag der neuen Regel allerdings zustimmen, stehen für ihn die Folgen schon fest: „Das wird den Basketball in der Breite zerstören.“

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